Zur Feier der Kalachakra-Initiation finden sich etwa 500.00 Menschen in Bodh Gaya im Ganges-Tal ein. Unter Vorsitz des Dalai Lama wird tagelang meditiert, während acht Mönche ein Sand-Mandala anfertigen. Derweil kämpfen sich dick vermummte Gläubige durch die 5.000 Meter hoch gelegene Region um den Berg Kailash, um die zwölffache Aufhebung schlechten Karmas für ihr nächstes Leben zu erwirken. Und wenig später wird man Zeuge der ersten Kalachakra-Initiation außerhalb Asiens, die der Dalai Lama in Graz vollzieht...
Werner Herzogs Dokumentarfilm 'Rad der Zeit' (2003) gewährt einen tiefen und faszinierenden Einblick in das wichtigste buddhistische Ritual: die Kalachakra-Initiation durch seine Heiligkeit den Dalai Lama. Kalachakra ist ein komplexer Initiationsritus, der die Aktivierung eines Samens der Erleuchtung zum Ziel hat, der in allen Lebewesen schlummert. Zum ersten Mal darf eine Kamera die Festlichkeiten begleiten und die Entstehung des Kalachakra-Sandmandalas dokumentieren. Exklusive Interviews mit dem Dalai Lama beleuchten die Hintergründe. Herzog verbindet die Kalachakra-Initiation mit einer Pilgerfahrt zum heiligen Berg Kailash in Tibet und nimmt den Zuschauer mit auf eine Reise in die Farbenpracht, die Demut und die Friedlichkeit des Buddhismus. Dieser Dokumentarfilm wurde unter Mitwirkung von seiner Heiligkeit dem XIV. Dalai Lama und in Kooperation mit der Gesellschaft zur Förderung buddhistischer Werte gedreht. Der Regisseur hat mit einer kleinen Digitalkamera teilweise selbst gefilmt, um das Drehverbot der chinesischen Behörden in Tibet zu umgehen. Drehbeginn war im Januar 2002 in Bodh Gaya. Im Mai 2002 filmte Herzog am Berg Kailash in Tibet und im Oktober des gleichen Jahres in Graz. "Ich glaube, es ist 'Rad der Zeit' gelungen, die Spiritualität darzustellen - gar nicht so sehr durch das, was ich gemacht habe, sondern durch das, was wir vorgefunden haben: eine solche Intensität, Glaubwürdigkeit und Würde", sagt Werner Herzog.