Kritiken von "guidobreide"

A Single Man

Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "guidobreide" am 12.08.2010
Am Ende dieses Tages will er tot sein. Colin Firth, den wir bisher vor allem aus Jane-Austen-Verfilmungen oder -Neuinterpretationen (Bridget Jones - Schokolade zum Frühstück) kennen und schätzen gelernt haben, porträtiert in dieser eindrucksvollen, Oscar-nominierten Ein-Mann-Show nach dem Roman Der Einzelgänger von Christopher Isherwood den nach dem tragischen Unfalltod seines Lebensabschnittsgefährten resignierten und zum Freitod entschlossenen Uni-Professor Falconer. In einer Nebenrolle als verlebte Frau von Welt, mit der ihn eine frühere Beziehung verbindet, glänzt Julianne Moore. Während draußen die Kuba-Krise die Welt in Atem hält, verbringt Falconer einen Teil seiner letzten 24 Stunden mit ihr und lässt noch einmal die Korken knallen. Ähnlich wie in der Virginia-Woolf-Verfilmung Mrs. Dalloway besteht auch hier ein Großteil der Handlung aus Erinnerungsfragmenten, die der Film in Form von Rückblenden aufscheinen lässt.

In Anbetracht der reichlich idealisierten Zurschaustellung makelloser Liebe am Beispiel eines gleichgeschlechtlichen Paares könnte man es im Grunde niemandem übel nehmen, wenn er das Werk des einstigen Fotomodells Tom Ford schlicht als Propagandafilm für die Christopher-Street-Day-Bewegung auffassen und abhaken würde. Das generös-orchestrale Streicher-Pathos, in das fast jede der elegant ins Bild gesetzten Szenen getaucht ist, lässt indes erahnen, dass hier weniger ein Agitator als vielmehr ein narzisstischer Perfektionist am Werk war, der in dem Bemühen um maximale Wirkung nichts dem Zufall überlassen konnte. Der arrivierte Modeschöpfer, Regisseur, Produzent und Verfasser des Drehbuchs in einem, wollte mit seinem Erstling zweifellos keinen spröden Dogma-Film abliefern, sondern ein ästhetisches Kunstwerk, formvollendet wie eine seiner Gucci-Kreationen. Man muss zugeben: Es ist ihm gelungen.

ungeprüfte Kritik