Eine Frau in Schwierigkeiten.
Drama
Eine Frau in Schwierigkeiten.
Drama
Bewertung und Kritik von
Filmfan "rnbj3d" am 11.08.2008Seit Mitte der 80er Jahre zähle ich mich zu den Bewunderern der Filme von David Lynch und sehe jedem von ihm neu angekündigten Werk mit großer Spannung und Vorfreude entgegen – bisher ausnahmslos zu Recht.
“Inland Empire“ jedoch ist der erste Lynch-Film, der auf ganzer Linie enttäuscht.
Schon rein formal erschöpft er sich im Ansammeln von Eigenzitaten, es gibt wirklich fast nichts, das man nicht schon so oder besser gesehen hätte. Den paranoid überdrehten und dabei teils entsetzlich in die Länge gezogenen Kamerafahrten, die den Seelenzustand der Beteiligten illustrieren sollen und natürlich auch ihre perfekt inszenierten Schönheiten bieten, steht ein auch nach mehrmaligem Ansehen kaum durchschaubarer Handlungswirrwarr gegenüber. Bemühte alte Bekannte wie das „roten Zimmer“ verweisen auch kaum auf neue Aspekte. Verschärfend wirkt sich die für mich unzulängliche Leistung der Hauptdarstellerin Laura Dern aus, die – im Gegensatz zur Darstellerin ihres Alter Egos Julia Ormond - schon mimisch nur über ein sehr begrenztes Reservoir verfügt. Als positiv besetztes Kleinstadtmädel in “Blue Velvet“ wusste Dern seinerzeit zu überzeugen, mit der psychologischen Ausgestaltung einer leise alternden, von ihrem autoritären Ehemann gegängelten Diva ist sie jedoch völlig überfordert und wirkt ermüdend und langweilig. Derns darstellerische Qualitäten, die die Presse sowie David Lynch selbst zu preisen nicht müde werden, sind angesichts der hier gebotenen Tranigkeit vor allem in der zweiten Hälfte des Films einfach nicht nachvollziehbar. Dagegen sind viele der zahlreichen, oftmals grotesk angelegten Nebenparts (z.B. die polnischen Schwiegereltern oder die orakelnde Hexe aus der Nachbarschaft) geradezu perfekt besetzt, was für jemanden wie Lynch allerdings bloßes Beherrschen seines Handwerks bedeutet.
Gelungen sind auch Jeremy Irons Darstellung des Regisseurs und die seiner helfenden Hand durch Harry Dean Stanton. Als Witz dagegen entpuppt sich die “special appearance“ von Nastassja Kinski, deren nicht einmal ansatzweise zu erahnende Anwesenheit zum Schluss (auf einem Sofa neben Laura Dern sitzend) reines Statistentum ist, jedoch kein Cameo.
Natürlich lässt sich angesichts der Darstellung teils surrealer Geschehnisse, die sich oft in unterbewussten Parallelwelten abspielen, ohnehin nur schwer mit Kategorien wie “Verstanden / nicht verstanden“ aufwarten. Trotzdem finde ich – und in Lynchs früheren Filmen fühle ich mich dahingehend bestätigt – dass ein Film inhaltliche Orientierungspunkte braucht und ein Mindestmaß an Unterhaltungswert besitzen muss, wenn er den Zuschauer packen soll. Die wenigen Ansätze zum Handlungsentwurf gleich zu Beginn sind aber bereits so altbacken (im Sinne Lynchs) und dünn, dass sie eine spannende Weiterentwicklung eigentlich kaum zulassen. Das Resultat ist eine fast dreistündige Seelentortur, die ich mir kein weiteres mal antun möchte.
Dass ich mich bei Lynch einmal derart langweilen würde hätte ich nie für möglich gehalten.
ungeprüfte Kritik