Die Ostsee in ihren jahreszeitlichen Stimmungen, das helle Licht und die Luftspiegelungen, die Wolken am hohen Himmel, die Vögel im Sturm über den Wellen. Vor der magischen Naturkulisse begegnen wir Menschen, die an den Rändern der Ostseeländer leben: auf der Insel 'Usedom' und an den polnischen Stränden, an den baltischen Küsten und den nördlichen 'Schären' in Schweden. Fischer und Wissenschaftler, Seeleute und junge Menschen erzählen von ihrem Leben im Einklang mit der alle verbindenden Meereslandschaft, von ihrer Arbeit, ihren Erinnerungen und Hoffnungen. Sie entwerfen aber auch das Bild eines Alltags, in dem ökologische Probleme, politische Ost-West-Konflikte und nationale Egoismen allgegenwärtig sind...
Mit 'Seestück' (2018) schließt Volker Koepp einen filmischen Zyklus ab, den er mit 'Berlin-Stettin' (2010) begann. In diesem Film mischte der Regisseur in seine Beschreibung ostdeutscher Film- und Lebensräume erstmals auch autobiografische Bezüge. 'In Sarmatien' (2013) erweiterte den Blick auf die Region östlich der Weichsel und zwischen dem Schwarzen Meer und der Ostsee. Mit 'Landstück' (2016) kehrte Koepp in die Uckermark nördlich Berlins zurück. 'Seestück' - ein Film über die Ostsee, über das Leben am Meer und mit dem Meer - schließt den Reigen nun ab. Wie in den Filmen zuvor spiegeln sich hier die Bögen der Historie in den privaten Lebensläufen der Gegenwart. Auch für die kleine Ostsee gilt: Landschaftsbild ist Weltbild. In der Bildenden Kunst werden Gemälde mit Motiven in maritimen Landschaften häufig als 'Seestücke' bezeichnet: Fischer bei ihrer Arbeit, Seeschlachten, Stürme, Schiffsuntergänge. Der neue Film von Volker Koepp schließt an diese Tradition an. 'Seestück' ist ein Film über die Meereslandschaft der Ostsee und die Menschen, die an ihren Küsten leben. Ein Leben am Meer und mit dem Meer. Die Küstenbewohner im geografischen Raum der Ostsee teilen eine lange Geschichte, nicht nur des kulturellen Austauschs und Handels, sondern auch der Kriege, Teilungen und Vertreibungen. Die Gegenwart ist geprägt von den Hoffnungen und Enttäuschungen nach dem Fall des Eisernen Vorhangs. Immer wieder brechen alte und neue Konflikte auf. Großmanöver der 'NATO' oder des russischen Militärs an den baltischen Küsten schüren alte Ängste. Hinzu kommen massive Umweltprobleme wie die Verschmutzung der Ostsee durch Plastikmüll oder Gifte und Nährstoffüberschüsse aus der industriellen Landwirtschaft. Der Rückgang der Fischbestände trifft vor allem die kleinen Familienbetriebe der Fischer, deren traditioneller Arbeitsplatz die Ostsee ist. Durch Naturschutzräume werden Gaspipelines am Meeresboden verlegt. Offshore-Windanlagen entstehen in großer Zahl, Häfen werden für Großtanker erweitert. Millionen Menschen überqueren die Ostsee auf riesigen Kreuzfahrtschiffen. Die Ostsee ist auch ein Industriegelände. Vor diesem Hintergrund erzählen die Protagonist*innen im Film von ihrem Leben, ihrer Arbeit, ihren Ängsten und Hoffnungen. Sie entwerfen ein Bild von unserer Gegenwart, in der ökologische Probleme, politische Ost-West-Konflikte und nationale Sichtweisen auf globale Entwicklungen treffen. Und es geht um die Mythen und Geschichten über das Baltische Meer, das seit jeher Maler, Literaten und Philosophen inspiriert hat. Die Gespräche im Film kreisen auch um Caspar David Friedrich, Kopernikus, Rousseau und Immanuel Kant. Koepp beginnt seine filmische Reise auf der deutschen Insel 'Usedom' und reist weiter über den 'Greifswalder Bodden' und 'Rügen' zur schwedischen Schärenküste bei 'Simpnäs'. Von dort geht es nach 'Kalinigrad' Königsberg und weiter zum lettischen Strand am 'Kap Kolka' und dem estnischen Fischerdorf 'Lindi'. Dann zurück zu den Fischern vor 'Usedom', nach 'Warnemünde' und zum polnischen Badeort 'Swinoujscie' Swinemünde. Von 'Rügen' auf die dänische Insel 'Bornholm' und über Lettland zum russischen Teil der 'Kurischen Nehrung' und wieder zurück nach Greifswald. Gedanklich schließt 'Seestück' im Besonderen an Koepps vorhergehenden Film 'Landstück' an, der 2015 in der 'Uckermark' und deren unmittelbarer Umgebung gedreht wurde und vom Leben in einer sich veränderten Landschaft erzählt, von Bodenspekulation und den ökologischen Folgen einer industriellen Landwirtschaft. Mit 'Seestück' schließt der Filmemacher zudem einen filmischen Zyklus ab, den er mit 'Berlin-Stettin' (2010) begann. In diesem Film mischte der Regisseur in seine Beschreibung ostdeutscher Film- und Lebensräume erstmals auch autobiografische Bezüge. 'In Sarmatien' (2013) erweiterte den Blick auf die Region östlich der 'Weichsel' und zwischen dem Schwarzen Meer und der Ostsee. Mit 'Landstück' (2016) kehrte er in die 'Uckermark' nördlich Berlins zurück. 'Seestück' schließt den Reigen nun ab. Wie in den Filmen zuvor spiegeln sich hier die großen Bögen der Historie in den Lebensläufen der Menschen und ihrer Gegenwart. Auch für die kleine Ostsee gilt: Landschaftsbild ist Weltbild.