Was ist aber nun, wenn wirklich jemand draußen ist?" Diese Frage stellt sich Regisseur Bryan Bertino in seinem Erstlingswerk The Strangers (USA 2008).
Das hatten sie nicht erwartet
Der Schock sitzt tief. James (Scott Speedman) hat seiner langjährigen Freundin Kristen (Liv Tyler) nach einigen romantischen Vorbereitungen auf das gemeinsame Wochenende einen Heiratsantrag gemacht. Der verläuft allerdings nicht so, wie geplant und der Kurztrip ins Ferienhaus schon gar nicht!Die erhältliche Verleihfassung des Verleihs Kinowelt wirbt mit dem Coverhinweis: "Unrated! Länger als im Kino". Mit einer "FSK Keine Jugendfreigabe" Einstufung erwarten sie nun 84 Minuten, oder für all diejenigen, denen die Laufzeitangaben bei Videobuster nicht genau genug sein können: 83'56 Minuten.
Man solle sich diesen Film unter keinen Umständen allein anschauen. Wir behaupten das Gegenteil: Schauen Sie sich The Strangers abgeschieden von der Welt an, ganz allein. Wenn dann die Sonne untergegangen ist, die Lampen ausgeknipst sind und das Filmbild zur einzigen Lichtquelle geworden ist, entfaltet dieses Werk seine Wirkung.
Das erste plötzlich durchdringend ertönende Klopfen an der hölzernen Haustür wird Sie bei einem guten Raumklang mit voller Wucht treffen.
Beängstigend realistisch
"Ich denke, es ist eine absolut neue Herangehensweise an das Genre", das behauptet Produzent John Kretschmer im mitgelieferten Featurette 'The Element of Terror'.
Diese Aussage darf als völlig überzogen angesehen werden. Da sollte man so ehrlich sein, wie der entstandene Spielfilm als Genrebeitrag ehrlich ist. 'Die Angst sitzt neben dir' und die 'Hölle auf Erden', beides sind Buchtitel deutschsprachiger Horrorfilm-Lexika.
Diesen Effekte wollte Regisseur Bertino (Jahrgang 1977 aus Texas) erzielen - "Der Horror hat einen bestimmten Ablauf. Da gibt es bestimmte Wellen. Ich wollte mit all dem aufräumen." - mit Erfolg.
Alle Genre-Klischees wollte er beseitigen - ohne Erfolg. Dieser Film wäre ein gefundenes Objekt gewesen für die Studie (ein dritter und letzter Buchtitel) 'Der Böse steht noch einmal auf.... und andere Klischees in Hollywood-Filmen'.
So gesehen ist der Auftritt des Eindringlings im Wohnzimmer der einsamen Hütte beinahe so erinnerungswürdig geraten, wie im Suspense-Meisterwerk Halloween von 1978, als sich Michael Myers im Bildhintergrund langsam erhebt, während wir um unserer Identifikationsfigur im Vordergrund bangen.
Spiel mit der Angst
Nichts gegen Liv Tyler, die hier keineswegs 'herum kaspert', sondern eine überzeugende Vorstellung gibt. Als 'Scream Queen' hat sie sich probiert und sei überrascht gewesen, dass die Angst sie eher physisch mitgenommen habe als mental.
So kann es auch uns Zuschauern ergehen, wenn man gewillt ist, mit zu zittern, die Luft anzuhalten und sich vor Anspannung förmlich verkrampft.
Wahrheit oder Fiktion?
Das gezeigte Schreckensszenario wäre aus einer einer wahren Begebenheit der 70er Jahre entwickelt worden, spekulieren Internetforen. Andere sehen Zusammenhänge zu den grausamen Taten des Manson-Clans im August '69. Der Film selbst gibt sich authentisch und beginnt mit einem pseudodokumentarischen Vorspann, der von einem grausigen Vorfall im Februar 2005 berichtet.Erinnert an die Einführung des Texas Chainsaw Massacre? Nicht nur das. Obwohl man zugute halten muss, dass der Klassiker von 1974 hier umgekehrt wurde: Das maskierte Böse kommt von draußen rein.
So haben wir es getan und jetzt, am nächsten Tag, wo der Puls nach dem beängstigenden Filmgeschehen wieder herabgesunken ist, liegt beim Schreiben die flüchtige Liste neben uns und beinahe alle Situationen (Beispiel: jemand schaut durch eine Fensterscheibe ins Dunkel) können abgehakt werden.
Wir fragen Sie, ob das bei einem Film zu vernachlässigen ist, wenn es doch gut funktioniert?
Wenn Sie diese Frage mit "ja" beantworten können und wenn Sie sich gerne mal wieder für anderthalb Stunden in Angst und Schrecken versetzen möchten, ist The Strangers genau das Richtige.