Gleich vorweg: Ich kenne die Romanvorlage nicht, kann also nichts dazu sagen, wie treffend hier das Buch umgesetzt wurde. Beurteilen kann ich nur den für sich stehenden Film. Und von jenem bin ich mehr als begeistert. Daniel Auteuil ist einfach so unfassbar gut, dass man bei manchen Szenen allein aufgrund seiner schauspielerischen Qualität eine Gänsehaut bekommt. Die erste halbe Stunde des Films ist stilistisch ein wenig irritierend, der Film wirkt in jener Phase wie ein typischer französischer Film, in dem man eben nicht alles versteht und manchmal die Stirn runzelt. Aber dann wird der Film klar und nachvollziehbar, man kann sich in die Chakatere hineinversetzen, wird an eigene Erlebnisse erinnert, fühlt sich als Zuschauer verstanden, fühlt sich teilweise, als würde man vor einem Spiegel sitzen. Was kann man von einem Film mehr erwarten? Ich kann ihn uneingeschränkt weiterempfehlen.

Noch eine kleine Anmerkung: Ein wenig belustigt war ich über die Altersfreigabe. Ich kann mich noch an eine Zeit erinnern, in der jeder Film, in dem eine unbekleidete weibliche Brust zu sehen war, FSK 16 bekam. Der Film enthält keine wirklichen Erotikszenen (eher deren Andeutung) und erst recht keine Gewalt, daher lässt sich die Freigabe FSK 6 sicherlich irgendwie begründen, aber ich würde doch sehr bezweifeln, dass ein Grundschulkind den Film wirklich verstehen kann. (Mir ist aber natürlich klar, dass das nicht das Kriterium für die FSK ist.)

Unfassbar schöner und ergreifender Film über die Liebe, über Gefühle, Verpflichtungen, innere Zerrissenheit und über die oftmals folgenschweren Fehler, die man so im Leben macht. Der Hauptdarstellerin gelingt es ausgezeichnet, das Innenleben, ihre Gefühle, Gedanken und Zweifel, durch ihre Mimik und sonstige Möglichkeiten des schauspielerischen Ausdrucks rüberzubringen. Dass die DVD keinen deutschen Ton hat, hat mich kaum gestört. Die deutschen Untertitel sind gut und ausreichend, die Stimmungen werden durch die Stimmfarben der Charaktere gut vermittelt.
Ich habe an diesem Film wenig auszusetzen. Sicherlich sucht man sofort den Vergleich mit dem unerreichbaren Meisterwerk "Blau ist eine warme Farbe", zu dem es durchaus kleinere inhaltliche Parallelen gibt, aber man muss bedenken, dass "Eloise" der ältere Film ist. Hier wird also nicht bei "Blau ist ..." geklaut, sondern es handelt sich um ein eigenständiges, sehr ruhiges, behutsames und stilvolles Werk. Einziger Kritikpunkt: Der Film hätte durchaus etwas länger sein können ("Blau ist ..." hat die doppelte Lauflänge); vielleicht wäre für "Eloise" eine Laufzeit von zwei Stunden perfekt gewesen - dann hätte man einzelne Handlungsstränge noch deutlicher ausmalen können. Aber auch so handelt es sich um eine wahre Filmperle, für die ich die Höchstwertung von fünf Sternen vergeben muss.