Eroberung 1453
Kriegsfilm, Abenteuer
Bewertung und Kritik von
Filmfan "Martin74" am 08.03.2013Betrachtet man den Film als Fantasy, könnte man vielleicht noch 2 Sterne vergeben, als Historienfilm ist es leider der volle Rohrkrepierer. Historisch inkorrekt, eindimensionale Charaktere, schwülstige Dialoge, langweilige Handlung.
Und wäre das noch nicht genug, macht schon der erste Satz "Mit diesen gesegneten Worten habt ihr, oh Herr, uns und allen Muslimen den Weg zum Dschihad, dem heiligen Krieg geebnet" (von einem Muslim an den Propheten Mohammed gerichtet) klar, wohin die Reise geht. Und mit weiteren Aussprüchen wie "Gesegnet sei der heilige Krieg" und "Wir folgen den Regeln des Korans" (fällt bezeichnenderweise unmittelbar vor Eröffung der Schlacht) outet er sich als islamistisches Propagandamachwerk, dass zu keiner Zeit Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Eroberung Konstantinopels aufkommen läßt. Die Bewohner werden als intrigant und dekadent dargestellt, denen eigentlich nichts Besseres als die Eroberung passieren konnte.
Der Gipfel der Verlogenheit ist der Schluss. Kaum ist die Stadt erobert, kehrt (im Film) Friede, Freude, Eierkuchen ein. Tatsächlich kam es zu zahlreichen blutigen Übergriffen gegen die Einwohner. Menschen, die sich in die Hagia Sofia geflüchtet hatten, wurden dort von den Soldaten niedergemacht. Vom muslimischen Geschichtsschreiber Aschikpaschazade wurde die Eroberung so beschrieben: "Da gab es gute Beute. Gold und Silber und Juwelen und kostbare Stoffe wurden auf den Markt im Heerlager gebracht und in Haufen aufgestapelt; all dieses wurde nun feilgeboten. Die Giauren (Ungläubigen) von İstanbul wurden zu Sklaven gemacht, und die schönen Mädchen wurden von den Gazi (islamischen Kämpfern) in die Arme genommen."
Zwar stimmt es, dass der Sultan den überlebenden Bewohnern Religionsfreiheit zugesichert hat, dabei verschweigt der Film aber, dass diese Religionsfreiheit durch hohe Tributzahlungen (Dschizya) teuer erkauft werden musste.
Wenn man aus einer Kultur kommt, die auf eine kritische Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit bedacht ist, stösst eine derart plumpe Geschichtsfälschung zwangsweise sauer auf. Es scheint, dass eine derartige kritische Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit vielen Türken fremd ist, im Gegenzug die (von Krieg und Eroberung geprägte) Geschichte des osmanischen Reiches zu einer Blütezeit verklärt wird.
ungeprüfte Kritik