Filme aus Hongkong sind anders. Das hängt wohl zum Teil damit zusammen, dass alle Schauspieler chinesische Gesichter haben, chinesisch sprechen und chinesisch klingende Namen haben. Wer das nicht mag, sollte die Finger von solchen Filmen lassen. Wenn man sich damit anfreunden kann wird man in dem vorliegenden Film mit einem Thriller allererster Güte belohnt.
Denn was wirklich anders ist, ist die Spiel- und Innovationsfreude, die vielen Hongkong-Produktionen innewohnt. So auch hier. Der Film saugt einen innerhalb weniger Minuten in die Handlung rein und lässt einen mitfiebern und mitleiden in einer Intensität, die ähnlichen amerikanischen Movies oft völlig abgeht.
Neben dem insgesamt soliden Cast, mit einem teilweise vielleicht etwas übertrieben schauspielenden Helden (Nicolas Tse) sticht auf jeden Fall der Schurke (Nick Cheung) heraus. Trotz seiner teils sparsamen Gestik vermag er der Figur des Serienkiller auf der einen Seite einen tragischen, einfühlsamen, auf der anderen Seite aber auch einen sehr gewalttätigen, bösen Charakter zu geben. Diese Zwiespältigkeit fesselt fast noch mehr als die insgesamt sehr dichte Atmosphäre, die in einem packenden Finale mündet.
Der Film ist sicher nicht perfekt. Dabei ist das geringe Budget noch unproblematisch; das trägt im Gegenteil sogar noch zur Atmosphäre bei. Doch einige Logik- und Kontinuitätsfehler sind schon sehr störend. Und, obwohl die Handlung selbst eigentlich sehr elegant und stilvoll konzipiert ist, war sie mir am Ende doch etwas zu gekünstelt. Das ist aber sicher Geschmackssache und sollte niemanden davon abhalten sich diese extrem kurzweiligen 105 Minuten geben.
Denn: Für mich war es einer der besseren HK Crime Thriller seit Infernal Affairs und ich freue mich schon sehr auf das neue Werk von Dante Lam "Stool Pigeon", diesmal mit den beiden Hauptdarstellern in vertauschten Rollen.