subversiv witzig - nicht auf den ersten, aber auf den zweiten Blick. Je länger der Film läuft, desto witziger wirken die herrlich skurilen Protagonsiten des Films. Grob zusammengefasst: die Coen-Brüder haben eine feinsinnige Kommödie über das Land der Geheimndienste und Verschwörungsneurotiker gestrickt. Fast allen Figuren des Films ist gemeinsam, dass sie stets neben der Spur laufen und vor lauter egomanischer Selbstverliebtheit völlig die Realität aus den Augen verlieren. Wie bringt es doch einer der CIA-Agenten am Schluss auf den Punkt: "wir sollten daraus etwas lernen, ich weiss aber nicht was...." Grandios ist die Figur und der krasse Abgang eines Brad Pitts. Aber auch Cloony (als notgeiler Möchtegernagent) und Frances McDormand spielen wieder absolut klasse.

Ich oute mich gerne als Fürsprecher für diesen Film, auch wenn viele Meinungen eher ambivalent ausfallen. Spricht ja auch eher für einen Film; kein linientreuer Mainstream. Fakt 1: Die Fraktion der Starwars-Science-Fiction-Gucker (Zisch, Wupp, Peng, Geräusche im All und ähnlicher Blödsinn), wird keine rechte Freude für diesen Streifen entwickeln. Fakt 2: Wer sich gerne einer wissenschaftlich/kosmischen Ästhetik hingibt und Filme wie Solaris oder 2001 mag, der wird hier voll auf seine Kosten kommen. Mich stört auch nicht der abrupte Handlungswechsel, als die Crew von Icarus II die verschollen geglaubte Icarus I (samt eines sonderbaren Zombie-Astro-Wesens) aufgabelt. Fakt 3: Optik und Soundtrack sind erste Sahne. Ich war richtig hin und weg, als ich den Film im Kino mit fettem Digital-Sound sehen durfte.

Ehrlich, wer diesen Highlight-Film noch nicht gesehen hat, sollte es bald nachholen. Der Zuschauer bekommt nicht plumpe, pubertäre oder 1.000-fach abgeschmackte Gags vorgesetzt, sondern eine fein- und tiefsinnige Geschichte, die es meisterhaft schafft, lustige und ernste Passagen gekonnt zu vereinen. Der Ausgangspunkt des Plots passt zu den aktuellen wirtschaftlichen Problemen und Irrungen. Ein amerikanisches Unternehmen verlagert sein gesamtes Telefonmarketing aus Kostengründen nach Indien. Nur ein Mitarbeiter, Todd Anderson (gespielt von Josh Hamilton), wird nicht gefeuert, sondern wird nach Indien geschickt, um die dortigen Billiglohnarbeiter einzuarbeiten. Erst als Todd (zum Brüllen: die Inder sprechen ihn immer als Mr. Tod an) es schaftt seine konditionierten und kulturellen Vorurteile beiseite zu schieben, erlebt er ein unglaublich buntes und warmes Indien, das ihn für immer verändern wird. Wie wusste doch schon Goethe zu sagen: Reisen bildet!

Großes Kino, toller Film. Man sollte sich nicht von den negativen Meinungen abschrecken lassen. Wer einen außergewöhlichen Thriller sehen will, wird hier bestens bedient. Der Filmstil besticht mit interessanten Wendungen und Perspektivwechseln. Mir persönlich gefällt besonders gut, dass hier nicht auf einer Pseudo-Macho-Nummer a la Guy Ritchie (Snatch) oder dem Hollywood-Gut-Böse-Schema rumgeritten wird. Die tragischen Beziehungen und Verbindungen der handelnden Protagonisten stehen im Vordergrund. Man spürt gewissermaßen das Böse herannahen; was im Film durch albtraumhafte Passagen unterstrichen wird. Ähnlich überzeugend bringt das der aktuellere Film no country for old man auf den Punkt. Auch hier entzieht die Rigorosität des Bösen den beteiligten Figuren den Boden unter den Füßen. Aufgrund seiner filmtechnischen Umsetzung und einer sehr eigenständigen Erzählweise ist dieser Film meiner Ansicht nach besonders empfehlenswert. Definitv Kein 08/15-Thriller aber auf seine Weise genial.

Aktuell wird Regisseur Danny Boyle bei den Oscars 2009 mit seinem Film Slumdog Millionär heiß gehandelt. Aber auch seine älteren Filme sind echte Perlen (kleiner Mord unter Freunden, trainspotting). Beachtung verdient meiner Meinung nach auch der 2005 gedrehte Streifen millions. Dieser basiert auf der Illusion, was man nicht alles tun könnte, wenn man plötzlich; einfach so zu viel Geld kommt. Im Film wird diese Grundidee konsequent aus der Gefühls- und Werte-Sicht zweier Brüder erzählt, die mit ihrem Vater ein neues Heim in einer englischen Mustersiedlung beziehen. Pikant daran: Das Geld ist nicht vom Himmel gefallen, sondern stammt aus einem Raubüberfall auf einen Geldtransportzug und der Strippenzieher ist auf der Suche nach diesem Geld. Sehenswert macht diesen Film seine besondere Erzählweise (märchenhaft, aber keinesfalls kitschig) und einige filmtechnische Ideen und Skurilitäten. Beispielsweise erscheinen dem jüngeren Bruder ständig katholische Heilige, mit denen er seine Alltagsprobleme diskutiert. Mein Tipp: einfach unvoreingenommen ansehen und sich von der Geschichte einfangen lassen.

Die Würde des Menschen ist unantastbar
Irana Palm - Ein berührender und humorvoller Film über Würde und Selbstbestimmung. Maggie (gespielt von Marianne Faithfull) ist die Hauptdarstellerin. Sie ist eine verwitwete alte Frau, die eine folgenschwere Entscheidung trifft und sich dadurch von zahlreichen Zwängen und Ängsten befreit. Wer ein Faible für tiefsinnige, ruhig erzählte Geschichten und überzeugende Darsteller hat, wird hier voll auf seine Kosten kommen. Stimmig sind auch die ausgewählten Drehorte, in die der Regisseur Sam Garbarski seine Geschichte einbettet: Triste Arbeitersiedlung meets schmuddliges Rotlichtmilieu in London/Soho. Alles in diesem Film ist nahe am Leben gebaut.