Komödie, Deutscher Film
Bewertung und Kritik von
Filmfan "76yhytxf" am 10.08.2010Doris Dörrie hat einige wirklich gute, zum Teil bewegende ("Bin ich schön") Filme gemacht, da möchte man ihr diesen hier gern verzeihen. Denn der ist voll fett: daneben gegangen. Was immer sie dabei geritten haben mag: Entweder konnte sie sich nicht entscheiden, was sie eigentlich drehen will, oder sie konnte es nicht umsetzen. Denn herausgekommen ist ein unentschiedenes Etwas zwischen Komödie und Tragödie, das dadurch noch nicht zur Tragikomödie wird, und auch die zusätzlich beigemengte Prise Andreas-Dreesenscher-Sozielethik ("immer ganz nah dran am wirklichen Leben") macht das Ganze nicht besser. Eher im Gegenteil: Schwer vorstellbar, eigentlich, dass jemand wie Doris Dörrie bei der Vermarktung ihrer Filme kein Wörtchen mitzureden hätte - aber konnte sie es wirklich zulassen, dass das Marketing (vom Filmplakat über den Trailer bis zu den in der Presse zu sehenden Filmstills) so völlig am Inhalt des Films vorbeigeht? Da wird eine fröhlich-klabauterfrauhafte Lebenskünstlerin präsentiert, umgeben von weiteren keck frisurenschnipselnden Dicken (die es im Film nur im Abspann gibt), und die Assoziation mit dem berühmten Foto der nackten Dicken mit dem Sonnenschirm am Strand ist sicher nicht zufällig. Wir sind rund, na und? Nackt ist auch die Hauptdarstellerin in diesem Film, und man(n) fragt sich erstens, warum das in dieser Ausführlichkeit gleich zweimal sein musste (wird da nicht doch jemand, etwas, ausgestellt?), da es für die Handlung kaum von Bedeutung ist, während man sich zweitens fragt, warum diese in ihrer leiblichen Pracht zweifellos schöne Frau dann nicht einfach so (so dick) sein dufte in diesem Film, wie sie ist, sondern in den angezogenen Passagen auch noch ein Fatsuit tragen muss, das ihre Körperlichkeit ins Groteske verzerrt? Wie ein cineastisches Fatsuit wirkt auch, dass die Hauptdarstellerin nicht einfach "nur dick" sein darf, sondern auch noch an Multipler Sklerose leiden muss. Voll fett das Leben, mag sich da mancher denken. Und das ist der Film eben leider auch: Voll fett daneben gegangen.
ungeprüfte Kritik