Nach Barfuß vielleicht die beste Regiearbeit von Til Schweiger? Fehlanzeige! Hier macht er eindeutig einen Schritt zurück, und das erkennt man sofort. Unser Publikum kann nicht so dämlich sein dafür tatsächlich Geld auszugeben, aber über die vielen Defizite wird man ja vorher nicht informiert. Ich sage die deutsche Filmkunst hat sich in den letzten Jahren schwer weiter entwickelt und kann leider immer noch nicht mit Hollywood konkurieren, aber für eine deutsche Produktion ist Schweiger teilweise ein durchaus actionreicher Thriller gelungen der aber durch seine langatmigkeit und langweilige erzählweise viel Tempo einbüßt!
Im Kino wirkt das alles etwas interessanter und vom Sound her fesselnder und heftiger aber das ändert nichts an der schwachen Aufmachung. Schon zu Anfang fällt der nervende Axel Stein ins Bild, grade diese unnötige Komik möchte so gar nicht in diese Art von Film passen. Hinzu kommt die affektierte Selbstironie und die quantität im Schauspiel. Nüchtern betrachtet bietet der Film nicht viel ausser ein paar gelungene Schusswechsel, die sich durchaus actionreich verkaufen, sich oft in der Art und Weise aber wiederholen und manchmal mit einem lächerlichen Slow Motion Effekt bestückt sind. Nicht zu vergessen die geilen Waffen-Nachladeszenen, die dem Zuschauer suggerieren "Krieg ist cool". Dazwischen wird es immer wieder eintönig und öde. Der Film ist vom Verlauf her ein Reinfall, sehr enttäuschend. Moritz Bleibtreu wohl noch der lustige und symphatische Lichtblick im ganzen Schauspiel. Lauterbach solide wie immer, aber die restlichen Darsteller sind einfach nur unnötig und laienhaft in ihrem Handeln, teilweise fehlbesetzt. Das dieser Film der Bundeswehr bzw. den deutschen Soldaten im Auslandeinsatz gewidmet wurde, finde ich ja ziemlich nett und vielleicht auch angebracht, aber die Verbindung zum ganzen wird nur angedeutet aber nicht wirklich verdeutlicht. Wieso muss man ständig die Polizei durch den Kakao ziehen? Ich meine es kommen so viele dämliche und teilweise unfreiwillige komische Szenen zum Vorschein. Wie blöd muss man sein das man als Polizistin nicht weiß was man tun muss wenn die eigene Nase blutet? Diese Szene nur mal als Beispiel. Aber auch im Allgemeinen betrachtet tauchen einige unrealistische, banale, und unglaubwürdige Szenen auf, es wirkt größtenteils nicht authentisch und lächerlich, vor allem wenn sich zwei Polizisten von einem Mädchen einschüchtern lassen bis die Windeln feucht werden, wo ist da der Sinn oder der nötige Realismus?
Man könnte die Logikfehler unendlich ausweiten, aber Spoilern möchte ich nicht, man wird sie selbst erkennen. Schweiger gelingt es den Drahtseiltanz zwischen Action und Gefühlen exakt zu balancieren, verliert sich aber oft in langweiligen und dämlichen Szenen die lustig wirken sollen, aber meistens das Gegenteil bewirken, abgesehen von den Möchtegern-Tiefsinnigen Dialogen bietet der Film im Dialog zu wenig, wobei die deutsche Sprache so schön sein kann. Schweiger inszeniert hier eine Art Fusion zwischen emotionalität und geballter Action, wenn man das so nennen darf. Wobei Held und Schurke stets im emotionalen Konflikt stehen, und trotzdem ist das ganze zu langsam. Die lange Laufzeit lässt sich nicht komplett unterhaltsam auf den Zuschauer übertragen, zu viel leerlauf, zu langatmig, teilweise einschläfernde Mimiken und Dialoge, "Schutzengel" erscheint überladen. Schweiger agiert zu ernst, kaum Ausstrahlung und lustlos am Werk, während seine Tochter ihrem Vater in nichts nachsteht, beide bewegen sich im Einklang, haben zusammen aber zu wenig Charisma, sie argumentieren so als wären sie im Wachkoma, abesehen von dem typischen Schweiger genuschel, akustisch versteht man den Mann aber seine Tochter drückt sich auch nicht wirklich verständlich aus in manchen Momenten. Extrem undeutlich und leise im Dialog, und trotz guter deutscher Besetzung kann sich das Geschauspiel nicht profilieren. Das diese Produktion in die Kinos fand ist mir eigentlich ein Rätsel. Den hätte man auch einfach so im Abendprogramm laufen lassen können, aber muss man dafür extra Geld bezahlen, geschweige denn ins Kino gehen? Dafür ist das gezeigte zu anspruchslos und zu einfach in sich erzählt. Ich bin eigentlich ein Til Schweiger Freund, weil er wohl bisher der einzige Regisseur und Hauptdarsteller ist der das Niveau der deutschen Filme hebte, aber das zeigt sich hier nicht. Einige Fragen bleiben offen, ein schwach konstruierter Showdown, einfallslose Geschehnisse aneinandergereiht mit etwas Feuerkraft.
Der Film ist mit Fehlern überladen, war da jemand überfordert? Sogar der eigentlich wundervolle Soundtrack von One Republic möchte nicht in den Film passen, oder wollte man damit Emotionen erzeugen die dieses schwache Cast nicht hervorrufen kann? Da kommen einige Defizite zusammen. Gebe es die teilweise bildgewaltigen Schusswechsel nicht, wäre das ganze ein unnötiger, langweiliger und sich in die Länge ziehender Haufen Schrott geworden. So traurig das auch sein mag, aber Actionfilme produzieren ist sicherlich nicht die Stärke von Schweiger und er sollte es lassen! So richtig nimmt man ihm die Beschützerrolle nicht ab, generell wirkt alles noch ziemlich anfängerisch. Es ist unglaublich das man mit sowas in Deutschland erfolgreich sein kann? Sind wir wirklich so anspruchslos? Man merkt eindeutig das Luna Schweiger keine Schauspielerin ist, sie ist deplatziert. Die Gefühle zwischen Vater und Tochter sind romantisch und familiär verpackt, aber wo ist die Substanz? Der Schnitt ist unausgereift und nicht rasant, aber ansonsten ist die Kameraarbeit größtenteils gelungen wären da die dämlichen Zeitlupen nicht. schwache Dialogszenen paaren sich mit völlig übertriebenen Massenschießereien, ohne dabei in irgendeiner Form innovativ zu wirken. Teilweise recht einschläfernd ohne tieferen Inhalt! Unlogische und fast schon katastrophale inszenierung, irgendwie möchte das ganze nicht zusammenpassen und manche Szenen erinnern mehr an Komödie anstatt an einen Thriller. Ich weiß nicht ob Schweiger mit seiner Arbeit wirklich zufrieden sein kann, ich als Zuschauer bin es zumindest nicht!
Fazit : Hätte ich solch eine schwache Leistung als Regisseur abgeliefert, müsste ich mich schämen sowas in die Kinos zu bringen. Aber Herr Schweiger ist dafür ja prädestiniert Mainstream Streifen zu produzieren. "Schutzengel" erinnert eher an Tatort mal anders. Für 134 Minuten eintönigkeit und einfallslosigkeit bezahle ich kein Geld! Hier hat sich Til Schweiger überfordert, irgendwie möchte gar nichts so wirklich funktionieren. Diese teilweise realitätsfremde Produktion ist einfach zu langatmig und zu einseitig. Zu viele Leichen, zu viel Geballer, wenig Hintergrund und in sich schlüssige Momente fehlen einfach. Moritz Bleibtreu erzeugt durch sehr viel Selbstironie sowas wie Euphorie im lahmen geschehen und ist wohl trotz kurzer Schauspielzeit der bemühteste Darsteller, der Rest ist nicht wirklich nennenswert. Emotionen sollen aufkommen, sie werden von Tochter und Vater aber eher kühl rübergebracht. Bildqualität ist in Ordnung, Tonqualität und Aussprache Mangelhaft. Wollte man hier ein auf "Léon – Der Profi" auf deutsch verkörpern oder was hat man sich dabei gedacht? Die Actionszenen wissen zu gefallen, der Rest ist einfach nur schwach und unbrauchbar. Es kommt keine professionalität zum Vorschein, alles sehr lieblos und eintönig gespielt, teilweise laienhaft, von einem Schweiger Film erhofft man sich mittlerweile einfach mehr!
ungeprüfte Kritik