Kritiken von "VideobusterRedaktion"

Duplicity - Gemeinsame Geheimsache

Vertrauen ist gut. Vermögen ist besser.
Thriller, Krimi

Duplicity - Gemeinsame Geheimsache

Vertrauen ist gut. Vermögen ist besser.
Thriller, Krimi
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 02.10.2009
Zwei hinreißend verdorbene Schurken betrügen reiche allein stehende Frauen und rangeln um die dicksten Fische im Teich. Michael Caine und Steve Martin lieferten sich 1988 unter der Regie von Frank Oz ein Hochstaplerduell an der Côte d'Azur. Amüsant, kurzweilig, überraschend und manchmal albern ("Dr. Schaffhausen, warum hat er einen Korken auf der Gabel?"). ZWEI HINREISSEND VERDORBENE SCHURKEN hat sich in der Erinnerung festgesetzt, als eine lupenreine Gaunerkomödie mit Esprit.

Zeitsprung ins Jahr 2009. Tony Gilroy lässt seine zwei verdorbenen Spione Julia Roberts und Clive Owen mit dem deutschen Verleihstart von DUPLICITY auf einander los - für Sie ab sofort wahlweise auf DVD oder Blu-ray. Erwarten können Sie eine lupenreine... keine lupenreine Komödie, auch einen Thriller, Wirtschaftskrimi und eine Lovestory. Politische Vergleiche gehen häufig daneben, trotzdem möchten wir die DUPLICITY-Machart mit der deutschen Wahlkampflandschaft vergleichen: Nicht anecken, es möglichst vielen 'Unentschlossenen' recht machen und am Ende steht man ohne Stimmen da. Die Suche nach dem Wahlprogramm bei DUPLICITY fällt schwer, denn welche Punkte sollen hier Begeisterung auslösen? Die Besetzung ist das größte Zugpferd. Clive Owen zählt zu den engagiertesten, authentischsten Darsteller unserer Zeit und Julia Roberts hat ihre weltweite Anhängerschaft über Jahrzehnte nicht enttäuscht. Selbst der Hollywood'sche chirurgische Schönheitswahn scheint sie im Gegensatz zu vielen anderen Mitstreiterinnen ihrer Generation nicht verdorben zu haben. Zusammen lassen sich Roberts und Owen auf eine 'Gemeinsame Geheimsache' ein.

DUPLICITY bedeutet Doppelspiel und wie dieses zustande kam, das können Sie sehr schön im Audiokommentar des Autors und Regisseurs Tony Gilroy verfolgen. Nachdem sein Drehbuch einige Jahre bei 'Universal' im Regal lag, nahm er die Geschichte - die ihn über die Jahre einfach nicht losließ - eigenhändig in Angriff. Weil Steven Spielberg das Buch nicht wollte, weil anschließend George Clooney bei einem Empfang auf Gilroy zukam um ihm Clive Owen vorzustellen, der doch wie geschaffen schien für die Rolle des Spions Ray Koval! Einmal um den Globus nimmt Gilroy sein Publikum, von Dubai über New York, Rom, London und so weiter und so fort. Mit Splitscreen-Einschüben, in denen mehrere Filmbilder nebeneinander gezeigt werden, soll der hippe Eindruck bestärkt werden und die Musik von James Newton Howard begleitet die gesamte Szenerie. Wenn Roberts sich in der Abendsonne mit Teller und Glas an einen Tisch setzt, erklingen romantische Klaviertöne. Wenn es spannend werden soll, dreht der Soundtrack dominierend auf. Das wirkt subjektiv betrachtet (gehört) mithin so penetrant, dass eine gesonderte, reine Dialog-Audiospur herbeigesehnt wird. Schöne Szenen wie ein Schlagabtausch zwischen den Hauptdarstellern in einer Hotelsuite oder eine packende Sequenz, die sich um ein Blatt Papier dreht, kommen fast gänzlich ohne Musikteppich aus und sind für uns deshalb die 'geheimen' Höhepunkte von DUPLICITY.

Am Ende bleibt ein fader Beigeschmack, eher 'verdorben' als 'hinreißend'. Auch wenn man zur Ehrenrettung von DUPICITY sagen muss, dass er es nicht verdient hat, in all seine Bestandteile zerlegt und kritisiert zu werden. Ob nun die Füllhöhe der Sektgläser in der letzten Szene von Schnitt zu Schnitt fälschlich variiert - wie es manche Filmfanatiker erkannt haben wollen - ist nun wirklich Haarspalterei. Haarsträubend übrigens ist die Idee mit der Formel eines Produkts, hinter der alle her sind und die einen gigantischen Wirtschaftszweig anstoßen könnte. Ein schöner Einfall des Autors Gilroy, noch dazu hat er den Firmenchef mit Paul Giamatti dementsprechend sehr passend besetzt. Giamatti trat allerdings als Gegenspieler von Clive Owen schon wesentlich unterhaltsamer in Erscheinung - man denke an den bewusst übertriebenen SHOOT'EM UP (2007). Und wo wir einmal bei Clive Owen sind: Der hat sich in CLOSER (2004) mit Julia Roberts schon einen weit heftigeren Schlagabtausch geliefert, ohne den charmanten DUPLICITY-Umgangston, eher mit grimmigem Realismus. Dazu hatte Owen kurz vor DUPLICITY (gedreht von März bis Mai 2008) bereits mit THE INTERNATIONAL (im September 2007) einen Wirtschaftskrimi unter der Regie des deutschen Tom Tykwer im Kasten, der wesentlich straffer inszeniert ist. Der wiederum ist ein lupenreiner Thriller mit ebenso vielen internationalen Schauplätzen und bekam darüber hinaus eine wirkungsvollere, tickend-pulsierende Musik vom eingespielten Komponisten-Gespann Tykwer/Heil/Klimek.

Hier kommt es jetzt auf Ihren Geschmack an: Mögen Sie wie wir reine Genre-Vertreter oder genießen Sie ganz im Gegenteil einen Genre-Mix? Unsere 3-Sterne-Kritik für DUPLICITY ist zugegebenermaßen nicht sonderlich hilfreich. Nicht umsonst sollten doch Umfragen so gestaltet sein, das sie eine gerade Anzahl an Antwortmöglichkeiten vorgeben, damit kein mittlerer Durchschnittswert abgegeben werden kann, der weder zu Pro noch zu Contra zeigt. Aber wenn Sie Filme der Machart eines Steven Soderbergh mögen - zu dessen Werken OUT OF SIGHT (1998) mit George Clooney zählt, ERIN BROCKOVICH (2000) mit Julia Roberts oder OCEAN'S ELEVEN (2001) mit Clooney und Roberts - dann wird Ihnen 'Doppelspiel' auch gefallen. Denn dort bleibt alles in der Familie der genannten Filmschaffenden und diese bleiben ihrem Repertoire aus hübschen Bildern mit funkig-musikalischen Klängen treu. Wenn Sie allerdings 'kein gutes Haar' an Gilroys Regiedebüt MICHAEL CLAYTON (2007) lassen, seien Sie skeptisch. Ihr Filmgeschmack ist bei den 3-Sternen vor Ihnen das Zünglein an der Waage. Am besten Sie entscheiden nun aus eigenen Stücken über einen Filmabend mit DUPLICITY und schreiben womöglich anschließend selbst eine kurze Kritik, damit Ihre Meinung nicht geheim bleibt wie die 'Gemeinsame Geheimsache'. Aber bitte nicht mit einer 3-Sterne-Bewertung.

ungeprüfte Kritik

Crank 2

High Voltage
Action, 18+ Spielfilm

Crank 2

High Voltage
Action, 18+ Spielfilm
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 02.10.2009
Mögen Sie Musikclips? Dann werden Sie den zweiten Auftritt von Chev Chelios und seinen 'Herzrhythmusstörungen' lieben. Vielleicht auch nicht. Was dafür und was dagegen spricht, warum man den Filmtitel HIGH VOLTAGE, Hochspannung, vorab nicht (mit allzu hohen Erwartungen) auf die Filmhandlung beziehen sollte? Im Alltag wird 'Hochspannung' mit einem Warnhinweis gekennzeichnet - der folgt auch hier.

Wem vertrauen Sie, wenn es um die Meinung zu einem noch nicht gesehenen Film geht? Freunden, Verwandten, Partner, einer Zeitschrift, einem Onlineportal, Schreibern oder Mundpropaganda, uns oder ihrem Gefühl? Wir hatten zuvor im Büro und in den Videotheken einige enthusiastische Stimmen aufgeschnappt und manche vernichtende Reaktion. Die ersten User-Kritiken zu CRANK 2 reichen auf dieser Seite von "Kunstwerk" bis "erbärmlich schlecht". Da stimmen wir zu.

CRANK war 2006 eine Filmerfahrung, die im wahrsten und positiven Sinne krank war. Mit Jason Statham in der Hauptrolle konnte diese ruppige Action-Überraschung des Drama/Psychologie-graduierten Mark Neveldine und des L.A.-Filmhochschul-Absolventen Brian Taylor pausenlos Adrenalinschübe freisetzen. Wie auf einem Drogentrip steuert der Protagonist durch ein Netz aus Gangrivalität und Prostitution vor der Kulisse des ohnehin hektischen Treibens in Los Angeles. Doch was auf Rauschmittel zutrifft, gilt auch für CRANK: Für Kinder völlig ungeeignet, mit Vorsicht zu genießen und auf den (Bilder-)Rausch folgt die Ernüchterung.

CRANK 2 - HIGH VOLTAGE (USA 2009) setzt exakt dort ein, wo Teil 1 endet und führt den konsequent krassen Schluss ad absurdum. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, Chev Chelios leider schon. Nach drei Tagen soll die Auferstehung Jesu Christi stattgefunden haben, Chelios feiert seine Film-Wiedergeburt nach drei Jahren. Mit dem neuen Computerspiel-Vorspann heißt es noch nicht 'Game Over' und so ist das gesamte Team von 2006 nun 2009 wieder vereint: Neveldine und Taylor erneut als Drehbuchschreiber im Regiestuhl, Bube Statham, Herzdame Amy Smart und Hausarzt-As Dwight Yoakam vor der Kamera.

Noch mehr flüchtige Gastauftritte als im Vorgänger werden geboten und man könnte ein Spiel daraus machen, wer mehr prominente Gesichter entdeckt. Porno-Urgestein Ron Jeremy taucht auf, der frühere Teenieschwarm Corey Haim, die Frontmänner von Bands wie 'Linkin Park' und 'Tool', Ex-Spice-Girl Geri Helliwell und David Carradine in einem der letzten Filmauftritte vor seinem plötzlichen Tod im Juni 2009 in Bangkok. Ein medialer Cocktail, der zu Kopf steigt, denn es gibt zwar reichlich zu entdecken, so viele visuelle Einfälle ("Kunstwerk"), gleichzeitig aber auch so wenig Ordnung oder erzählerische Raffinesse ("erbärmlich schlecht"). Vollgas geben ohne Routenplan, frei nach dem Motto der Neuen Deutschen Welle: Ich geb Gas, ich will Spaß.

Leider kann man die Disziplin des Promi-Ratens auch auf die Vorbilder der MTV-Clipszene ausweiten. Diverse Sequenzen wirken - beabsichtigt oder nicht - wie nachgespielte Musikvideos. Ob das als geschultes Zitieren durchgeht, zügelloses Abkupfern, oder als Spiegel unserer derzeitigen Unterhaltungsindustrie funktionieren soll, das liegt wohl im Auge des Betrachters. Viele subjektive Einstellungen, Nahaufnahmen meist mit Fischaugen-Objektiv, schnelle Schnittfolgen und gedreht auf mobilen HDV-Videokameras. So sieht beispielsweise der Auftritt in einem Striplokal aus wie das Video zu 'Smack my bitch up' von 'The Prodigy', eine Kampfszene erinnert an die schrägsten Godzilla-B-Movies oder eben an 'Intergalactic' von den 'Beasty Boys'.

Nach diesem ebenfalls etwas sprunghaften Einblick in den zweiten hyperaktiven CRANK-Start auf DVD und Blu-ray noch ein Ausblick: Auf Gerüchte um CRANK 3 angesprochen, wollte Amy Smart in einem Interview nicht widersprechen. Denkbar wäre dieser für 2011, wenn denn die Autoren/Regisseure Neveldine und Taylor ihre Zustimmung gäben, womöglich in einer 3D-Fassung. Bliebe die Frage, ob das in dem ein oder anderen von uns Vorfreude auf eine weitere Runde in der Action-Achterbahn auslöst oder eher zum Entschluss führt, aus dem CRANK-Fahrgeschäft auszusteigen.

Wo genau nun die CRANK 2 Bilder und Situationen ihren Ursprung nahmen, welche Assoziationen die 92 Minuten der Uncut-Verleihfassung in Ihnen wecken, das könnten Sie an dieser Stelle in einer freien Minute mit einer eigenen Kritik festhalten. Wir jedenfalls wollen festhalten, dass CRANK 2 das bietet, was man erwartet. Ein bisschen mehr sogar. Obwohl man doch sagt, dass 'weniger' manchmal 'mehr' ist. Mehr haben wir nicht zu berichten und die Filmszene beim Pferderennen bringt uns schließlich auf einen alten Stanley-Kubrick-Krimi an der Galopprennbahn, dessen Titel hier als Fazit gelten kann: DIE RECHNUNG GING NICHT AUF (1956). Wir wünschen Ihnen trotzdem gute Unterhaltung und Herzklopfen bei einer Fahrt mit CRANK 2!

ungeprüfte Kritik

Der fremde Sohn

Um ihr Kind zu finden, folgte sie unbeirrt ihrem Weg.
Drama

Der fremde Sohn

Um ihr Kind zu finden, folgte sie unbeirrt ihrem Weg.
Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 24.09.2009
Wir wollen Sie nicht langweilen und wiederholen uns nur ungern, doch leider müssen wir Ihnen schon wieder eine 5-Sterne Clint-Eastwood-Kritik vorsetzen. Zuletzt gab es die vorbehaltlose Empfehlung für Eastwoods GRAN TORINO (gedreht in Michigan im Juli 2008), jetzt folgt der deutsche Verleihstart seiner Regiearbeit DER FREMDE SOHN (gefilmt in Kalifornien von Oktober bis Dezember 2007).

Einen Tipp und zwei Warnhinweise gibt es vorab: Schriftsteller Umberto Eco sagt man nach, er habe oft eine Hürde für seine Leser eingebaut. Ein paar Dutzend hochintellektuelle Seiten als Einstieg, um manch Ungeduldigen von seinem Werk fernzuhalten. Von DER FREMDE SOHN - oder CHANGELING, wie er im Original heißt - hört man Ähnliches. Der Film würde behäbig anfangen und würde es dem Publikum nicht leicht machen, in das Geschehen hineingezogen zu werden. Stimmt. Lassen Sie sich aber bloß nicht abschrecken! Weder vom Inhalt, der eine zwar tragische aber unspektakulär anmutende Geschichte einer alleinerziehenden Mutter in den 1920er Jahren vorstellt, noch vom Beginn des Films, der in der Tat etwas antiquiert in die Gänge kommt und sich seine Zeit nimmt, Mutter und Sohn in ihrem Umfeld vorzustellen.

Anders - und hier sind wir bei der ersten Warnung - erging es einer Person aus dem Verwandtschaftskreis, von der man hörte, dass sie noch während der ersten Filmstunde mit sich haderte, aus dem Kinosaal zu fliehen. Sie ist Mutter eines Jungen, der etwa im gleichen Alter ist wie Walter Collins (Jungschauspieler Gattlin Griffith), der im Film plötzlich wie vom Erdboden verschluckt scheint. Für Eltern, denen das aufgezeigte Schicksal an einem vermeintlich gemütlichen Filmabend ebenso nahe gehen könnte, sollte Eastwoods Drama womöglich in die Kategorie 'Horror' eingeordnet werden.

Die weniger dramatische Warnung betrifft die Laufzeit von 136 Minuten. Das fordert bei Video Buster nicht etwa einen Überlängenzuschlag ein, wie wir es von manchen Kinoketten inzwischen gewohnt sind. Was diese Länge jedoch fordert, ist die uneingeschränkte Aufmerksamkeit des Zuschauers. DER FREMDE SOHN eignet sich nicht für zwischendurch, nicht für nebenbei. 'Action' wird man hier vergeblich suchen, dieses Wort wurde selbst während der Dreharbeiten gestrichen. Das auf DVD und Blu-ray mitgelieferte Making-of zeigt einen schönen Einblick in die Arbeitsweise des Regisseurs Eastwood: Er habe in fünfzig Jahren Filmerfahrung gelernt, produktive Vorschläge, die von außen herangetragen werden, dankend anzunehmen und das Projekt dagegen vor störenden Einflüssen zu schützen. Auch hätte er erkannt, dass ein Schauspieler beim Wort 'Action' vor laufender Kamera die aufgebaute Identifikation mit der Rolle abwirft. Die Darsteller - das bestätigt auch Hauptakteurin Angelina Jolie im Interview - seien auf einen Schlag abgelenkt und würden sich bewusst, dass sie lediglich schauspielern. Das Wahrhaftige ginge verloren.

Durch den Verzicht auf 'Action' gewinnt nicht nur die Atmosphäre am Set, sondern auch Eastwoods Spielfilmergebnis, denn man kann sich frei von Ablenkungen vollends auf die Geschichte einlassen, auf das Einzelschicksal einer Frau namens Christine Collins. Durch den beschriebenen gemächlichen Einstieg geschieht das ganz unbewusst und eh man sich versieht, vergisst man Raum und Zeit. Filme, die diese Wirkung entfalten, haben nicht weniger als fünf Sterne verdient.

Der langsame aber stetige Spannungsaufbau ist aber keineswegs langweilig, denn Eastwood hat mit seinen erfolgreichen Produzenten Brian Grazer und Ron Howard (der aus Termingründen die Regie abgab), ein liebevoll gestaltete Milieu in der Stadt Los Angeles ab März 1928 gestaltet. Es fängt schon mit dem 'Universal' Logo an, das in der damaligen Schwarz-Weiß-Gestaltung wiederbelebt wird. Die schwarz-weiße Eröffnungsszene färbt sich kurz darauf ein, während der Zuschauer eintaucht in eine Welt, in der Telefonistinnen noch auf Rollschuhen ihrer Arbeit nachgingen. Obwohl die Dekorationen nachgebaut und Teile der historischen Architektur digital hinzugefügt wurden, ist der Fall der Mutter, die ihren Sohn vermisst und von der Polizei in L.A. einen 'fremden Sohn' zurück erhält, vollkommen authentisch.

Drehbuchautor J. Michael Straczynski ist es zu verdanken, dass wir von Christine Collins erfahren. Er stieß auf eine alte Gerichtsakte mit erhörmitschriften und verschwand daraufhin selber - allerdings nur in die Archive, für ein Jahr zu den Akten aus der damaligen Zeit. So wie er beim Wälzen dieser Aufzeichnungen nach und nach eine immer packendere Kriminalgeschichte um den verschwundenen Jungen, um einen korrupten Polizeiapparat und tapfere Neinsager freilegte, so bekommen auch wir von Szene zu Szene eine immer faszinierendere Geschichte vorgetragen. Und gegen das Jahr des Schreibers Straczynski in journalistischer Abgeschiedenheit, wirken die 136 Minuten mit Angelina Jolie und einer beeindruckenden Darstellerriege von John Malkovich über Colm Feore, Jeffrey Donovan bis Michael Kelly im Vergleich wie eine kurze Erzählung am Lagerfeuer, begleitet von Clint Eastwoods komponiertem Soundtrack. Eine Geschichte, der man gerne lauscht und die vor dem Schlafengehen gleichermaßen fesselt wie nachhaltig fasziniert. Ein Dank für diese Entdeckung an Herrn Straczynski, an das Filmteam und an Herr Eastwood, der im Alter ohne 'Action' auskommt, der sich nie wiederholt und erst recht nicht langweilt.

ungeprüfte Kritik

Der Fluch der 2 Schwestern

Die Angst zieht ein.
Horror, Thriller

Der Fluch der 2 Schwestern

Die Angst zieht ein.
Horror, Thriller
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 16.09.2009
"Alles ist so... merkwürdig. Diese Frau ist merkwürdig. So wie das ganze Haus! Hast du Angst?" Zum Einschlafen spricht Soo-mi mit ihrer Schwester Soo-yeon über deren Stiefmutter, über die abweisende Unterkunft, in der merkwürdige Dinge vor sich zu gehen scheinen.

A TALE OF TWO SISTERS (Südkorea 2003) wird hier erzählt, die Geschichte zweier Schwestern. Und bevor wir Ihnen noch ein Sterbenswörtchen über die Handlung verraten, über das stetig ansteigende Unbehagen berichten, das im Betrachter aufsteigt, fragen wir Sie, ob Sie sich gerne gruseln? Wenn Sie das Bejahen können und darüber hinaus dem etwas ungewohnten asiatischen Erzählrhythmus aufgeschlossen sind, ist dieser moderne Psychothriller eine klare Empfehlung.

Fernab von seinem etwas plakativen DVD-Cover kommt dieser Film schleichend auf Sie zu. So langsam, dass ein Video Buster Mitglied empört schrieb: "Ganze 10 Minuten hab ich mir angeguckt. Alles so lahm. Jede Blume und jede Handlung wird in Schneckentempo wiedergegeben. Furchtbar!" Etwas mehr Zeit sollten Sie sich schon nehmen und hartgesotten sollten Sie auch sein. Denn keineswegs brutale Bilder entfalten sich in den fast zwei Stunden Laufzeit, keine schrill-provokanten Horrorszenarien. Dafür aber einige wirklich unangenehme stille Kamerafahren über den leeren Flur oder auf einen Schrank zu, auf eine sich knarrend öffnende Schlafzimmertür. Bekannte Klischees aus Gespenstergeschichten, die aber so perfide inszeniert sind, dass nicht einmal das eingeschaltete Licht im Fernsehzimmer für Entspannung sorgt.

"Möchten Sie mal etwas wirklich Unheimliches sehen?", fragt Dan Aykroyd als Tramper seinen Begleiter in der Einleitungsepisode des 'Twilight Zone' Spielfilms UNHEIMLICHE SCHATTENLICHTER (1983). Möchten Sie? Dann könnte Ihnen DAS WAISENHAUS (2007) von Juan Antonio Bayona gefallen. Zusammen mit vielen anderen Kritiken-Schreibern haben wir dort die volle Bewertungspunktzahl vergeben. An diesem Filmabend muss es gewesen sein, als uns zuletzt Schauer über den Rücken liefen. Auch A TALE OF TWO SISTERS hält Szenen bereit, in denen man auf einen Schlag Gänsehaut am ganzen Körper bekommt. Zumindest wenn man sich auf das Schicksal der zwei Schwestern und auf die gewöhnungsbedürftige Erzählweise des Koreaners Kim Ji-woon einlässt.

Sie gruseln sich gerne, möchten jedoch lieber mit vertrauteren Hollywood-Bildern unterhalten werden? Mit DER FLUCH DER 2 SCHWESTERN steht Ihnen auch diese Möglichkeit ab jetzt offen. Die 'Guard Brothers' führen Regie beim 2009'er Remake. Oha! Nach den Wachowski-Brüdern und ihrer MATRIX-Trilogie (1999-2003), nach den Hughes-Brothers (FROM HELL 2001) und den Coens (BURN AFTER READING 2008), schickt sich ein weiteres Geschwisterpaar an, gemeinsam auf dem Regiestuhl Platz zu nehmen. Um die Geschichte der zwei Filmschwestern, die nun Anna und Alex heißen, neu zu erzählen.

Da uns die Gebrüder Guard bisher nicht geläufig waren und Ihnen vielleicht auch nicht, haben wir recherchiert: Der eine, David Guard, war einst Kamera-Lehrling bei COLUMBUS 1492 - DIE EROBERUNG DES PARADIESES (1992), der andere, Charles Guard, verdingte sich als Kamera-Azubi bei JUDGE DREDD (1995). Von der Pike auf, möchte man meinen. Doch das 'Ei des Kolumbus' präsentieren sie mit der amerikanischen Neuinterpretation des koreanischen Vorläufers nicht. Offensichtlich muss nicht jeder Familienbund gewinnträchtige Einspielergebnisse hervorbringen, denn lediglich 28 Mio. US-Dollar spielte ihr Film in der Heimat ein.

Dabei hatte doch das erfolgsverwöhnte Dreamworks/Paramount-Studio ihr Werk herausgebracht. Ob die Verantwortlichen inzwischen schon vom 'Fluch der 2 Brüder' sprechen? Warten wir ab, wie sich der Verleih der DVD und Blu-ray Veröffentlichung international entwickelt und was Sie als Video Buster Mitglieder per Sterne-Bewertung oder sogar mit einer selbst verfassten Kritik davon halten. THE UNINVITED heißt die Veröffentlichung im Original, das Ungebetene. Ein Klon aus A TALE OF TWO SISTERS und THE GRUDGE - DER FLUCH (2004) wird demzufolge konsequent zu deutsch DER FLUCH DER 2 SCHWESTERN benannt.

Etwas mitgenommen von der asiatischen Filmvorlage bleibt uns leider keine objektive Meinung mehr. Allzu sehr flacht die US-Verfilmung im Vergleich ab. Auch wenn sie einige schöne einprägsame Einstellungen (z.B. am Bootssteg) übernehmen und der Grundgeschichte sogar zahlreiche eigene Ideen, Wendungen, sogar Charaktere und Symbole (ein Glöckchen) hinzufügt. Das ist zwar kreativ und aller Ehren wert und die Besetzung vor der Kamera - die junge und trotzdem bereits Horrorthriller-erprobte Emily Browning, die aufsteigende Elizabeth Banks und dem Altmeister David Strathairn - bemüht sich sichtlich. Das Gesamtpaket wirkt durch die Glättung der 'Brothers Guard' jedoch so konstruiert, dass sie die komplette Geschichte ausbreitet wie die Eingangssequenz, in der die Hauptdarstellerin im Off-Ton erzählt, was der Zuschauer doch gerade mit eigenen Augen sieht. Dann doch eher der unvorhersehbare Grusel der ursprünglichen zwei Schwestern im (Zitat) "Schneckentempo", der kriechend einen bleibenden Eindruck hinterlässt. In der neuen Version hat sich - zumindest für uns - der umgekehrte Effekt eingestellt: Nicht einmal das ausgeschaltete Licht im Fernsehzimmer konnte hier für Spannung sorgen.

ungeprüfte Kritik

Frost/Nixon

Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 09.09.2009
Ist es ein Fernsehinterview? Ist es ein Theaterstück? Nein, es ist eine Hollywood-Großproduktion! Das ursprüngliche Wortduell zwischen dem TV-Moderator David Frost und dem ehemaligen (37.) US-Präsidenten Richard Nixon hat sich in den zurückliegenden Jahren gewandelt. Ob diese Transformation sein Gutes hat? Ein wenig Skepsis ist wohl wie generell beim Blick auf das nationale und internationale Politgeschehen angebracht. Muss man etwas - das im Original ohnehin in Bild und Ton festgehalten wurde - neu inszenieren, um es besser verständlich oder konsumierbar zu machen?

Kurz gesagt ist FROST/NIXON (USA/GB/Frankreich 2008) ein zweistündiger Spielfilm über ein TV-Gespräch, das im März 1977 über den Zeitraum von zwölf Tagen aufgezeichnet wurde. Wenn Sie diese Zeilen lesen, könnten Sie vorab einen ähnlichen Gedanken haben, wie die Kollegin, die dem Schreiber dieser Kritik gegenüber sitzt: "Das klingt ja nicht sehr spannend." Die volle 5-Sterne-Punktzahl vergibt hingegen ein Video Buster Mitglieder in der Kritik, mit der Einschränkung: "Man muss aber auch Interesse am Thema und ein bisschen Hintergrundwissen mitbringen sonst kann man teilweise nicht folgen (...)".

Hintergrundwissen hat im Leben noch nie geschadet. Zum Thema Richard Nixon (1913-1994), über sein Leben, seine Amtszeit, den Angriff auf Kambodscha und Laos sowie über den Watergate-Skandal kann man sich sogar filmisch sehr einfach und unterhaltsam weiterbilden, naheliegend mit Oliver Stones NIXON (USA 1995). Der Untertitel dieses fast doppelt so langen Mammutportraits: 'Der Untergang eines Präsidenten'. Die Hoffnung auf ein Happy-End wird nicht zu erfüllen sein, auch nicht im Frost/Nixon-Gefecht. Wenn man allerdings bedenkt, dass beide Filme der Kategorie 'Biopic' (der biografische Film) angehören, können Sie eine Dramaturgie erwarten, die vielen fiktiven Werken in Nichts nachstehen.

Frost gegen Nixon, das Fernsehinterview, war seinerzeit eine Mediensensation, heute ist es in Vergessenheit geraten. Der britische Journalist David Frost (geboren 1939, dargestellt von Michael Sheen) ist in die Fernsehgeschichte eingegangen, ins vorherrschende Gedächtnis der (deutschen) Bevölkerung hat er wohl eher nicht Einzug erhalten. So hat die Verfilmung von Regisseur Ron Howard - siehe THE DA VINCI CODE 2006 oder seinen Oscar(c) Gewinn für A BEAUTIFUL MIND 2001 - zusammen mit Produzent Brian Grazer durchaus seine Berechtigung. Grazer bewies kürzlich schon mit Clint Eastwoods DER FREMDE SOHN (2008), dass sich eine authentische Geschichten gut in eine dramatische Inszenierung verpacken lässt, wenn man talentierte Filmschaffenden engagiert. Auch dort können Sie eine unspektakuläre Inhaltsangabe lesen, hinter der sich allerdings ein beachtliches Filmerlebnis verbirgt.

In Deutschland haben in jüngerer Vergangenheit schon völlig harmlose TV-Kanzlersprüche für Furore gesorgt. Nixon hat sich im verbalen Schlagabtausch mit Moderator Frost zu einer weitaus spektakuläreren Äußerung hinreißen lassen als etwa "Hol' mir mal 'ne Flasche Bier, sonst streik ich hier." Zumindest eins haben die zwei Staatsmänner gemeinsam: Sie werden gerne zu Comedy-Zwecken herbeizitiert. Nixons Spitzname 'Dick' liefert im englischen einiges Humorpotential, auch taucht sein Kopf hin und wieder in den Animationsfolgen der TV-Serie FUTURAMA (1999) von 'Simpsons'-Erfinder Matt Groening auf. An die 'Simpsons' wird sich der ein oder andere auch erinnern, wenn man den vollständigen Namen Richard Milhous Nixon hört. Die Karikatur Nixons als Gummimaske war beim Banküberfall in GEFÄHRLICHE BRANDUNG (1991) dabei, Christina Ricci trug eine solche bei den Verführungsversuchen eines Nachbarsjungen in Ang Lees DER EISTTURM (1997), und schließlich tauchte der Bowling-spielende Nixon als Postermotiv in THE BIG LEBOWSKI (1998) auf. Nixon als Popkultur-Ikone, die man sich im Internet bestellen kann.

Dass sich seine Biografie auch ohne all diese mehr oder weniger humoristischen Fundstücke durchaus spannend in einem Spielfilm erzählen lässt, das beweist FROST/NIXON. Möglicherweise werden Sie wie wir nach einer langen Oliver-Stone/Ron-Howard-Filmnacht nicht überwältigt sein. Aber interessant, lehrreich, gekonnt in Szene gesetzt ist der nun auf DVD und Blu-ray im Verleih erhältliche Film - der einst ein Fernsehinterview und kürzlich noch ein Theaterstück von Drehbuchautor Peter Morgan war - allemal. Auch dank den Auftritten von Nebendarstellern wie Oliver Platt und Kevin Bacon, dem beeindruckend-akribischen Ausstattungsdesign von Michael Corenblith, den Bildern von Kameramann Salvatore Totino und der Musik von Hans Zimmer.

Lassen Sie sich also nicht abhalten von einer FROST/NIXON Begegnung, weder von den eigenen Vorurteilen, noch von unseren Worten. Im Anschluss können Sie einen Vergleich mit den originalen TV-Aufnahmen im Bonusmaterial erleben und einen Making-Of-Bericht mit dem Nixon-Darsteller Frank Langella, der sich an den Drehtagen durchgehend mit "Mr. President" anreden ließ und vollkommen in seiner Rolle aufging. Das zahlt sich aus. Nixon mag der einzige Präsident der Vereinigten Staaten sein, der jemals von seinem Amt zurückgetreten ist, Sie sollten hingegen nicht vom Vorhaben eines Filmabends zurücktreten, der einem sogar noch mehr beschert als bloß "ein bisschen Hintergrundwissen".

ungeprüfte Kritik

Zufällig verheiratet

Sie fällt aus allen Wolken als sie erfährt, dass sie schon verheiratet ist...
Komödie, Lovestory

Zufällig verheiratet

Sie fällt aus allen Wolken als sie erfährt, dass sie schon verheiratet ist...
Komödie, Lovestory
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 28.08.2009
Zufällig erlebt: Eine Kundin betritt die Video Buster Filiale und schaut sich die Auslage in den Regalen an. Sie berichtet davon, wie genervt ihr Freund immer dann sei, wenn Sie mit sogenannten 'Frauenfilmen' zu Hause auftaucht. Kein großer Streitpunkt in der Beziehung, eher ein Problem beim gemeinsamen Fernsehabend: Während sie sich bei BRIDE WARS (2009) köstlich amüsiert, ist ihr Lebensgefährte auf dem Sofa nebendran bereits nach 15 Minuten im Reich der Träume. Ob die Neuerscheinung ZUFÄLLIG VERHEIRATET (USA/Großbritannien 2008) Abhilfe schaffen kann und die wachrüttelnden Seitenhiebe der Frau womöglich überflüssig macht?

Um das Auf und Ab in Beziehungen geht es in den insgesamt 86 Minuten - nicht um das innerhalb des Schafzimmers, sondern um die kleinen Auseinandersetzungen zwischen den Geschlechtern, mit denen sich schon unzählige romantische Komödien zuvor beschäftigt haben. Als Produzentin und Hauptdarstellerin tritt Uma Thurman im wahren Leben auf, im New Yorker Filmgeschehen spielt sie eine erfolgreiche Radiomoderatorin und Schriftstellerin. Mit einer Mischung aus SEX AND THE CITY Schriftstellerin/Sexkolumnistin Candace Bushnell und WDR-Kummerkasten-Talker Domian verkündet sie in ihrer Rolle der Dr. Emma Lloyd gleich zu Beginn während der Radiosendung: 43 Prozent der Ehen werden geschieden. Ob es dennoch Hoffnung gibt?

Für ZUFÄLLIG VERHEIRATET auf jeden Fall, denn wie in fast allen 'Romantic Comedies' geht es vor allem um das Zusammenspiel, um die vielzitierte Chemie der Hauptakteure. Einer erfrischend selbstironischen Uma Thurman zur Seite steht der charmante Brite Colin Firth, der liebgewonnene Mark Darcy aus den BRIDGET JONES Verfilmungen (2001/2004). Turbulent wird es, als Jeffrey Dean Morgan auf der Bildfläche erscheint, der Schauspieler aus Seattle, der als Herzpatient Denny Duquette in der TV-Serie GREY'S ANATOMY (2006-09) so manchem Zuschauer ans Herz gewachsen ist. Ein Punkt für Uma, einer für Colin, noch einer für Jeffrey - drei Punkte für eine glücklicherweise nicht allzu romantisch-süße, leider aber selten überraschende und dennoch durchgehend charmante kleine Lovestory.

Und bevor wir uns hier selbst wie Radiomoderatoren fühlen, die Ihnen erklären wollen, wer denn 'der Richtige' (Film) für Sie ist - obwohl wir Sie und Ihre Vorlieben doch gar nicht persönlich kennen - sehen Sie sich ZUFÄLLIG VERHEIRATET von Regisseur Griffin Dunne (der ehemalige Schauspielpartner von Madonna in WHO'S THAT GIRL, 1987) doch einfach einmal an. Manche Erfahrungen muss man eben im Leben selbst machen, auch wenn wir es allwöchentlich zusammen mit all den Video Buster Mitgliedern in den Kritiken nicht versäumen wollen, Ihnen zumindest einige Ratschläge mitzugeben, worauf man bei der 'Partnerwahl' für einen gelungenen Filmabend Wert legen kann.

Ein Filmbild zum Abschluss: Der frisch gravierter Ehering trägt innen die gewünschten Worte "I do I do I do", "Ich will ich will ich will". Die noch am Hochzeitsentschluss zweifelnde Emma liest darin ein "Will ich will ich will ich"? Besser kann auch ZUFÄLLIG VERHEIRATET nicht beschrieben werden: Es kommt darauf an, wie man ihn 'liest', welche innere Einstellung man mitbringt. Dazu gehen Sie mit einem 'Ja' zu diesem Film keinen Bund fürs Leben ein. Das ist der Vorteil beim Entleihen: Man kann 'ihn' wieder zurückgegen. Mögen Sie allerdings keine Liebeskomödien, könnten Sie nach 15 Minuten einnicken und könnten von der Partnerin unsanft geweckt werden. Wie in einer erfolgreichen Beziehung gilt letztlich: Wer mit den kleinen Fehlern des (filmischen) Gegenüber leben kann, wird eine schöne gemeinsame Zeit verbringen.

ungeprüfte Kritik

96 Hours

Sie nahmen ihm seine Tochter. Er wird sie jagen. Er wird sie finden. Und er wird sie töten.
Action, Krimi

96 Hours

Sie nahmen ihm seine Tochter. Er wird sie jagen. Er wird sie finden. Und er wird sie töten.
Action, Krimi
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 20.08.2009
"Ich weiß nicht, wer Sie sind. Ich weiß nicht, was Sie wollen. Falls Sie auf Lösegeld aus sind, kann ich Ihnen versichern, ich habe kein Geld. Aber was ich habe, sind einige ganz besondere Fähigkeiten. Fähigkeiten, die ich mir im Laufe vieler Jahre angeeignet habe. Fähigkeiten, die mich zum Albtraum machen für Leute wie Sie. Wenn Sie meine Tochter jetzt gehen lassen, ist die Sache erledigt. Ich werde nicht nach Ihnen suchen, ich werde nicht Jagd auf Sie machen. Aber wenn nicht, werde ich nach Ihnen suchen. Ich werde Sie finden - und ich werde Sie töten."

Im Leben hat man immer eine Wahl. Liam Neeson stellt in der Rolle des besorgten Vaters Bryan Mills am Telefon einen der Entführer vor die Wahl. Der Verbrecher entscheidet sich... für die falsche. Sie hingegen können eine richtige treffen: mit dem Griff zu 96 HOURS (Frankreich 2008). Der Regisseur, Pierre Morel, stand vor diesem geradlinigen Selbstjustiz-Thriller 1. für den Produzenten und Autor, Luc Besson, einige Male hinter der Kamera und 2. saß er selbst schon mal im Regiestuhl. Mit GHETTOGANZ - DIE HÖLLE VON PARIS trat er 2004 eine Action-Kettenreaktion los, die einen beim Anschauen der Einleitungsszene schon nicht mehr loslässt, auch wenn die Handlung noch so absurd gerät. Völlig überdreht, aber gut gedreht. Die Vorstadt-Kletterer, die 'Parkour' zu einer echten Sportart werden ließen, zeigen hier all ihr Können und Morel setzt sie gekonnt in Szene.

Zurück zu Liam Neeson und seiner Version der 'Hölle von Paris': Der droht dem Kidnapper per Mobiltelefon, zu dessen schlimmstem Albtraum zu werden. Filmerinnerungen werden wach, an die 80er Jahre, als Stallone in RAMBO III (1988) einem russischen Offizier auf die Frage "Wer sind Sie?" per Funk entgegen knurrt: "Ihr schlimmster Albtraum". Die 80er-Filmjahre scheinen tatsächlich wieder aufzuleben in 96 HOURS, dessen französischer Originaltitel ohnehin schon englisch war und mit dem Begriff TAKEN (in etwa 'weggenommen' oder 'fortgeschafft') das Schicksal der geliebten Tochter und das 'rote Tuch' unseres Helden in einem Wort noch trockener auf den Punkt bringt.

Liam sieht rot wie einst Charles Bronson (EIN MANN SIEHT ROT 1974) oder Clint Eastwoods (DIRTY HARRY 1971), noch ein Filmjahrzehnt zurück. Der Zuschauer hingegen sieht sich kaum satt an all den mal kleinen Kampf-Choreografien, mal großangelegten Autoverfolgungsjagden in einem Außenbezirk und sogar im Zentrum von Paris. Am erstaunlichsten: Im Bonusmaterial 'Le Making-Of' gibt Pierre Morel kleinlaut zu, dass ein Auto während eines Straßenstunts demoliert wurde - aber keine Sorge, es ist nicht im Film zu sehen. Unglaublich: ein junger wilder Regisseur verzichtet zur Steigerung des Realitätsgehalts hier und da auf ein Autowrack! Wer hätte gedacht, dass die Einsicht einmal kommt, dass uns Zuschauer nicht der Umfang der Zerstörung mitfiebern lässt, sondern glaubhaft-motivierte Figuren und gekonnte Schnittfolgen. Schnelligkeit, darauf kommt es Morel allerdings an und so vergeht denn auch das DVD- oder Blu-ray-gewordene Endergebnis mit seinen anderthalb Stunden rasend schnell.

Dazu hat die 'Freiwillige Selbstkontrolle' im Gegensatz zur physischen Gewalt eines Bronson, Eastwood oder Stallone offensichtlich Gnade mit dem auf Rache sinnenden Vater und gibt den viertägigen Feldzug gegen die Menschenhändler als 'FSK ab 16' frei. Obwohl dieser doch genauso gnadenlos ausfällt, wie im internationalen 'Harder Cut', der in England ab 18 eingestuft wurde. Ob das Diskussionen unter den Filmfans entfacht, wie einst die FSK-16-Freigabe von WRONG TURN (2003)? Wir jedenfalls wollen nicht weiter über 96 HOURS aka TAKEN diskutieren. Über einen Bewertungsstern Abzug hatten wir kurz nachgedacht, wegen einiger Schönheitsfehler, wie der doch sehr unverblümt-glorifizierenden Rachegeschichte, der einseitigen Gut-gegen-Böse-Darsteller, der durch die zeitliche Straffung teils unglaubwürdige Handlungsverlauf, oder der 'Green-Screen'-computergenerierten Hintergründe z.B. bei Autofahrten, die alles nicht ganz so grimmig wirken lassen wie die 70er/80er Vorbilder. Da war die Suche nach der entführten Ehefrau des Harrison-Ford-Charakters in Roman Polanskis FRANTIC (1987) noch etwas überraschender, der Amerikaner in der französischen Hauptstadt (ohne Dolmetscher, Wörterbuch, oder "ganz besonderen Fähigkeiten") noch ausgelieferter. Aber im Leben hat man ja immer eine Wahl und was ist schon perfekt?

Unsere Wahl: Auch wenn wir Ihre Erwartungen - falls Sie 96 HOURS noch nicht auf die Wunschliste gesetzt haben - womöglich etwas zu hoch hängen, kommt das gesamte Video Buster Team nach einer demokratischen Spontanumfrage auf eine überzeugte volle Punktzahl. Unser Grafiker sagt: "Der bessere Bond. Fünf Sterne." Unsere Vertriebsassistentin meint: "Fünf Sterne gibt's auch von mir. Super spannend und die Zeit im Kino verging wie im Flug." Ein Kollege aus dem Versand: "Ein-Mann-Armee räumt Frankreich auf. Auf jeden Fall fünf Sterne." Unsere Lagerverwaltung: "In diesem Jahr auf jeden Fall einer der besten Filme. Fünf Sterne? Wenn nicht der - wer dann?" Unser Team wünscht Ihnen gute Unterhaltung mit Liam 'Ich mach euch fertig' Neeson und damit diese Kritik nicht in '96 Zeilen' umbenannt wird sind auch wir... fertig.

ungeprüfte Kritik

Juno

Drama, Komödie

Juno

Drama, Komödie
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 17.08.2009
Die selbstbewusste und offenherzige Juno (Ellen Page) wird mit 16 Jahren ungewollt schwanger. Wer jetzt ein Drama oder eine kitschige Komödie erwartet, liegt sicherlich falsch. Nicht immer realistisch, jedoch mit einem gewissen Charme und witzigen Dialogen hebt sich JUNO von den typischen Teeniekomödien ab. In der Hautrolle überzeugt die zierliche Ellen Page, die schon in HARD CANDY als vermeintliche Unschuld glänzen konnte. Die relativ unsentimentale Darstellung der Situation und das böse Mundwerk von Juno entlocken dem Zuschauer immer wieder ein kleines Lächeln.

Die Besetzung der Nebenrollen ist ohne Zweifel sehr gelungen. Neben der großartigen Ellen Page glänzen J.K. Simmons als Vater und Michael Cera als schüchterner Freund und Vater ihres Babys. Den Oscar für das beste Drehbuch gewann JUNO zu recht. Die Dialoge geben dem Film das gewisse Etwas. Ohne sie wäre JUNO nicht das was es ist, da die rein visuellen Aktivitäten auf ein Minimum begrenzt wurden.

Fazit: Wer seine Lachmuskeln strapazieren möchte, wird mit Sicherheit enttäuscht sein. Zu empfehlen ist dieser Film allen, die auf charmant, freche und spritzige Dialoge stehen.

ungeprüfte Kritik

Harry Potter und der Orden des Phönix

Die Rebellion beginnt.
Fantasy, Kids

Harry Potter und der Orden des Phönix

Die Rebellion beginnt.
Fantasy, Kids
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 13.08.2009
Harry Potter darf auf gar keinen Fall in die Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei zurückkehren! Wie gut, dass diese Warnung von Hauself Dobby keine Wirkung zeigte. Gut für uns Zuschauer, beschwerlich für Harry Potter. Was musste er nach dem ersten Zusammentreffen mit Dobby in DIE KAMMER DES SCHRECKENS alles durchmachen! Wir werfen mit Ihnen einen Blick ins Denkarium und lassen (Film-)Erlebnisse und Erinnerungen zurückkehren.

Haben Sie einen persönlichen besonderen Potter-Moment? 'Wo waren Sie...' wird oft im Zusammenhang mit historischen Ereignissen gefragt. Wo wir waren, als wir das erste Mal den Namen Harry Potter gehört haben, daran können wir uns nicht erinnern. So beeindruckend wie ein erster Kuss war das Zusammentreffen nicht, zugegeben. An den ersten Kuss von Harry Potter allerdings können wir uns erinnern, als wäre es gestern geschehen. Es war genau hier, im Film HARRY POTTER UND DER ORDEN DES PHÖNIX (GB/USA 2007), als sich die Münder von Harry und Cho Chang trafen. Die Darsteller Daniel Radcliffe und Katie Leung wurden daraufhin sogar bei den MTV-Movie-Awards 2008 für den besten Filmkuss nominiert - so groß war der Jubel beim Publikum.

Der Brite David Yates, der sich zuvor mit TV-Produktionen und Serien hervorgetan hatte, inszenierte die Verfilmung des fünften Bands. Von Februar bis Dezember 2006 liefen seine Dreharbeiten. Wir waren enorm gespannt, was er nach den Filmen des amerikanischen Kollegen Chris Columbus (DER STEIN DER WEISEN 2001 und DIE KAMMER DES SCHRECKENS 2002), des Mexikaners Alfonso Cuarón (DER GEFANGENE VON ASKABAN 2004) und im Anschluss an Mike Newells DER FEUERKELCH (2005) in die Bilderwelten des Potter-Universums einbringen kann. Der erste Moment: Harry auf einem Spielplatz bei sonnigem Wetter, dann die erste Konfrontation, die Verdunklung des Himmels - das ließ beim ORDEN DES PHÖNIX auf so manch erinnerungswürdige Szene hoffen.

Der erste Moment, an dem Autorin J.K. Rowling über Harry Potter nachdachte, soll an einem Bahnsteig stattgefunden haben. Das lasen wir vor langer Zeit in einem Bericht. Ob es am Bahnsteig 9 3/4 war? Während einer Zugverspätung soll sie über das Leben des Zauberschülers nachgedacht und die ersten Zeilen auf der Fahrt nach London niedergeschrieben haben, bis sie am Potter-Bahnhof 'King's Cross' eintraf. Ob das zur Legendenbildung gehört, wie die Information, dass Hauptdarsteller Daniel Radcliffe den ersten Band gar nicht zu Ende lesen wollte? Oder die Meldung des 'Spiegel': Schauspieler Michael Gambon (Hogwarts Direktor Dumbledore) hat kein einziges Buch von Joanne K. Rowling gelesen! Dramatisch? Zumindest sollte eine jede der inzwischen sechs Verfilmungen - losgelöst von seinen berühmten Buchvorlagen - auch als Spielfilm ganz für sich funktionieren.

Daniel Radcliffe soll trotz seiner anfänglichen Lese-Unwilligkeit später einmal erwähnt haben, dass der dritte Roman ihm am besten gefallen habe. Jedenfalls hat uns auch der dritte Film, DER GEFANGENE VON ASKABAN, überzeugt. Er bot die stimmungsvollen Bilder des ersten Teils in Verbindung mit solch abgründigen Szenen, die Teil zwei so düster werden ließen und dort für Kürzungen in der deutschen DVD-Veröffentlichung sorgten. Die Zeitsprung-Idee beispielsweise, die filmdramaturgische Umsetzung solcher Momente, alles in perfekter Balance. Auch wenn sich bei den Video Buster Mitarbeitern, die flammende Anhänger der Bücher sind, der Frust über Eingriffe in die Literaturvorlage breit machte. Kürzungen ja - Abweichungen nein! Der vierte Streich, DER FEUERKELCH, erhielt anschließend auf jeden Fall genügend packende und unterhaltsame Abschnitte durch die Höhepunkte des 'Trimagischen Turniers'. Die Stimmung dort kippte allerdings schon merklich und man konnte sich mit der Auferstehung Voldemorts auf den Beginn eines neuen Abschnitts in Harrys Leben und in der Filmreihe einstellen.

'Vor uns liegen dunkle, schwere Zeiten, Harry. Schon bald müssen wir uns entscheiden zwischen dem richtigen Weg... und dem Leichten.' So klingen noch Dumbledores mahnende Worte in unseren Ohren, als der fünfte Film DER ORDEN DES PHÖNIX mit dem Angriff zweier Dementoren eine bedrohliche Szenerie heraufbeschwört. Vorbei die Zeiten der 'FSK ab 6' Freigaben, vorbei die Teenie-Zeit des Harry Potter. Hier erwartet uns der Ernst des Lebens und ebenso ernst geht es nun zur Sache, wenn es - wie ein Pressetext ankündigte - ' zum fürchterlichen Showdown zwischen Gut und Böse' kommt.

Dass dieser Kampf nicht ohne Verluste ausgehen wird, dass uns mit dem sechsten Film der Reihe, HARRY POTTER UND DER HALBBLUTPRINZ (2009) ein keineswegs fröhlicher Fortgang der Geschichte bevorsteht, ist sicher. Das hat optimistisch gesehen auch sein Gutes: Im Independent-Schwarz-Weiß-Film CLERKS - DIE LADENHÜTER von 1994 sah Videothekar Randal die Star-Wars-Episode DAS IMPERIUM SCHLÄGT ZURÜCK (1980) als den besten Teil der Filmreihe. Warum? Er endet so deprimierend. Das wäre so wahrhaftig wie das echte Leben, eine Aneinanderreihung von Tiefpunkten. ('It ends on such a down note. I mean, that's what life is, a series of down endings.') Harry, Ron und Hermine wird es jedenfalls nicht davon abhalten, den nächsten Herausforderungen mutig zu begegnen. Und uns werden die Schwachstellen des fünften Teils nicht abhalten, auch auf die noch drei ausstehenden Spielfilme gespannt zu warten -> Jahr 6 im Juli 2009, Jahr 7 in zwei Filmen im November 2010 sowie Juli 2011.

Harry beendet den ORDEN DES PHÖNIX mit den Worten: 'Auch wenn ein Kampf vor uns liegt, haben wir Eines, was Voldemort nicht hat: Etwas, für das es sich zu kämpfen lohnt.' ('We've got one thing, that Voldemort doesn't have: Something worth fighting for.') An dieser Stelle versprachen wir, einen Tag nach dem Kinostart von HARRY POTTER UND DER HALBBLUTPRINZ sofort einige Meinungen aus den Reihen der Video Buster Mitarbeiter auf dieser Seite zu veröffentlichen. So sei es! Da hört man bei uns am 17. Juli 2009: 'Das ist für Fans eine bittere Enttäuschung. Manche Umsetzungen gehen gar nicht.' Entscheidende Passagen des sechsten Buches wären einfach unter den Tisch gefallen, obwohl sie doch so wichtig für die Entwicklung in Richtung des finalen Buches sind. Wo sind Fleur und Bill? Was wird aus der Hochzeit? Wo ist der Zauberminister? Warum bekommt Neville Longbottom nur einen Satz? Fragen über Fragen, die hier den Rahmen sprengen würden. Allerdings gibt es auch Positives, denn auf mehr Zwischenmenschliches werde wert gelegt, Horace Slughorn sei mit Jim Broadbent perfekt besetzt und Draco Malfoys Darsteller Tom Felton sei in seiner Zerrissenheit ganz ausgezeichnet. Eine fantastische Ausstattung bringt noch einmal eine Steigerung der Filmreihe, während J.K. Rowlings Vorlage ein wenig in den Hintergrund treten muss. Gut für den Film? Urteilen Sie selbst. Expecto Patronum!

ungeprüfte Kritik

The Wrestler

Ruhm. Liebe. Schmerz.
Drama

The Wrestler

Ruhm. Liebe. Schmerz.
Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 13.08.2009
"Nach etwa sechs Tagen spürte ich wirklich, dass dieser Film etwas Besonderes wird. Das ist die beste Arbeit, die ich je gemacht habe. Und es ist einer der besten Regisseure, mit denen ich je gearbeitet habe. Als der Film im Kasten war, war ich unglaublich stolz darauf." Das resümiert Mickey Rourke im DVD-Interview über seine Rolle des Wrestlers 'The Ram' in Darren Aronofskys Film, der bei den 65. Filmfestspielen in Venedig mit dem 'Goldenen Löwen' ausgezeichnet wurde. Weder der Aussage des Comeback-Hauptdarstellers noch den zahlreichen Filmpreisen, die THE WRESTLER (USA/Frankreich 2008) seit seiner Venedig-Premiere im September 2008 eingeheimst hat, ist von unserer Seite etwas hinzuzufügen. Somit endet unsere Kritik an dieser Stelle mit einem gedachten Applaus in Richtung des Filmteams.

...Falls Sie noch einen Moment für einige weitere Zeilen haben, berichten wir Ihnen etwas subjektiver von unserem Filmabend mit dem 'Wrestler'. Wenig von der Handlung wollen wir wieder einmal verraten, denn schon im Vorfeld des Verleihstarts gab es unter den Video Buster Mitgliedern einen schriftlichen Schlagabtausch, wie viel man vorab überhaupt von den Lebensumständen rund um Randy 'The Ram' Robinson preisgeben dürfte. Von den Berichten um diesen filmischen Sensationserfolg ausgehend, stellt sich die Frage, ob man mit einem Einblick in die biografische Entwicklung des Schauspielers Rourke nicht ohnehin schon mit dem Schicksal des Showkämpfers vertraut ist.

Der Regisseur Darren Aronofsky, der uns zuvor mit seinem unkonventionellen, schwarz-weißen Mathematik-Verschwörungsthriller PI (1998) und dem visuell virtuosen Junkie-Drama REQUIEM FOR A DREAM (2000) beglückt hatte, bremste das Wachstum seiner Fangemeinde 2006 mit dem verstiegenen THE FOUNTAIN ein wenig aus. Jetzt besteigt Darren wieder den Filmzirkus-Ring, zeigt sich in Topform und kann auf Showeinlagen oder augenwischerische Posen gänzlich verzichten. Sein neuer Film wirkt so schlicht-wunderbar und innovativ erzählt, wie es sich sein Publikum erhofft. Jegliches Klischee, dem man begegnet, sei aus dem realen Bezug zum Beruf und Alltag der Wrestler und Stripper entstanden, berichtet der Produzent glaubhaft. Nicht zuletzt hat Rourke viele Erfahrungen aus der eigenen Boxkarriere in sein Handeln und autobiografischen Trennungsschmerz in seine Dialoge einfließen lassen.

Über die Wirkung dieses einfachen, einfach berührenden Films lässt sich kaum streiten lässt. Eher lässt sich darüber grübeln, wem der Applaus gebührt: Dem Casting, das Rourke vom Boden aufhob und auf die Leinwand stellte, das Marisa Tomei einen weiteren genialen Auftritt beschert hat. Den Schauspielern selbst, die alles geben und alles zeigen. Dem zurückhaltenden Filmscore-Komponisten Clint Mansell mit den Gitarrenparts von Slash und dem 80er-Rocksong-Revival. Der französischen Kamerafrau Maryse Alberti, die mit permanenter Handkamera eine einfache Szene im heruntergekommenen Wohnwagen oder an einem trostlosen Bartresen in intensive Momente verwandelt. Dem Regisseur, der mit seinem Willen zur Umsetzung und seinem Gespür fürs Geschichtenerzählen ein erfolgreiches Ziel verfolgte. Die Beteiligten sprachen davon, wie doch das Dasein eines Wrestlers dem einer Nachtclub-Tänzerin ähnelt, wenn sie sich einen Künstlernamen zulegen, sich durch ihre Körperlichkeit definieren und auf die faszinierten Blicke ihrer Zuschauer aus sind. Etwas Ähnlichkeit mit einem Wrestling-Showabend hat doch auch das Filmemachen an sich, wenn es uns fesseln will und um unsere Gunst wirbt. Der Unterschied der meisten Wrestling-Veranstaltungen zur Inszenierung von THE WRESTLER: Hier vergisst man schnell, dass alles gespielt ist. Hier wirkt alles 'echt'.

Um am Ende dieser Punktwertung weniger emotional und etwas sachlicher zu werden, zitieren wir zwei Meinungen. Eine stammt von einem Video Buster Kritiker, der seine Enttäuschung kommentiert: "Außerdem wirkt der ganze Film wie ein B-Movie." Dazu ist zu sagen, dass wir ein B-Movie vor uns haben. THE WRESTLER wurde mit gerade einmal fünf Millionen Dollar Budget umgesetzt, mit minimalen Gagen für die Besetzung, ohne Trailerpark-Unterbringung an den Sets, mit zahlreichen Laiendarstellern, in nur 35 Drehtagen an ebenso vielen Drehorten. Ein B-Movie, was die Mittel angeht, ein C-Ambiente inmitten der Turnhallen-Ringkämpfe, ein 1A-Ergebnis. Noch ein Zitat, das aus der 'Frankfurter Allgemeinen' stammt, lesen Sie in der Filmvorschau: "So intensiv, dass man den Blick nicht mehr abwenden kann." So ist es.

"Don't call it a comeback" sang Rapper LL Cool J in den 90ern. Vielleicht gilt das auch für Mickey Rourke, der nach eigener Aussage seit 14 Jahren keine ordentliche Rolle mehr bekam, aber trotzdem nie wirklich vergessen war. Gelingt dem Wrestler 'The Ram' das Comeback? Diese Frage stellt sich der Betrachter des ausgezeichneten Filmportraits, das auch diejenigen ansprechen sollte, die nie ein Interesse an Hulk Hogan, an Bret Hart, am Undertaker entwickeln konnten. Mit der erste Filmminute nehmen sowohl Darren, wie Mickey, wie die fiktive Figur Randy jeder für sich Anlauf für einen neuerlichen Siegeszug. Wie lange dieser allerdings anhält, wie viele Kämpfe, wie viele Filme das gutgeht, das werden wir erleben. Sie können THE WRESTLER ab sofort auf DVD und Blu-ray erleben und an dieser Stelle mit den eigenen Worten ringen, die diesen bewegenden 105 Filmminuten gerecht werden.

ungeprüfte Kritik

Long Weekend

Abenteuer, Thriller

Long Weekend

Abenteuer, Thriller
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 11.08.2009
Liegt ein langes Wochenende vor Ihnen? Was gibt es Schöneres, als sich auf ein langes Wochenende zu freuen... sollte man meinen. Carla hingegen plagen reichlich Zweifel vor dem anstehenden Kurzurlaub mit Ehemann Peter. Was in der australischen Wildnis und am angrenzenden Strand auf sie lauert, ist alles andere als unbeschwerte Zweisamkeit. Den Popsong von 'Polarkreis 18' könnte man dazu anstimmen: 'Wir sind allein, allein allein.' Oder doch nicht? Der vermeintliche Segen entwickelt sich zum Fluch, die traumhafte Natur zum Alptraum.

Claudia Karvan und James Caviezel spielen das Paar, mit spürbarer Leidenschaft. Sie trat zuvor in STAR WARS: EPISODE III - DIE RACHE DER SITH auf, das hatten wir nicht gewusst. Lehrreich wirkt soweit die Beschäftigung mit LONG WEEKEND (Australien 2008). Caviezel hatte zuvor einen bekannteren Filmauftritt, 2004 in DIE PASSION CHRISTI. Leid zu ertragen, das konnte er in der Rolle Christi zur Genüge üben. Nun wird sein 'Peter' am 'langen Wochenende' mit seiner Frau auf einen ebenfalls schmerzhaften Weg geschickt und wird ein ganz eigenes Martyrium durchmachen, soviel wird vorab verraten und steigert die Neugierde.

Werden die 84 Filmminuten nun zum Leidensweg des Zuschauers? Nein, so schlimm ist es bei weitem nicht. Sie sollten sich aber auf die Geschichte einlassen, nur so kann sie überhaupt funktionieren. Denn es ist keine klassische Thriller-Geschichte und auch die Einordnung ins Horrorgenre trifft es nicht. Der Betrachter wird weder erzählerisch an die Hand genommen, noch werden die zwei (bis auf einige Figuren am Wegesrand einzigen) Filmcharaktere im Verlauf sympathisch, im Gegenteil. Und man kann Einiges hinein interpretieren in die bedrohlichen Situationen, die mehr oder weniger spannend und anspannend auf uns Zuschauer zukommen. Vieles kann man in die Konflikte mit dem Partner und mit der Natur hineindenken, zum Beispiel dass... Nein. Sie schauen sich LONG WEEKEND besser selbst an und erzählen hier Ihre eigene Sicht der Dinge.

Als wunderbar kann man es empfinden, dass die Geschichte ein wenig Freiraum für eigene Interpretation lässt. Unsere eingeschränkte Empfehlung zu diesem Filmtipp entstand hauptsächlich dadurch, dass wir zuvor den Klassiker LONG WEEKEND von 1978 angeschaut haben. Was für ein prächtiger 70er Jahre Film, gleichermaßen ungemütlich wie faszinierend. Wie typisch für die Zeit, nicht nur durch die hellblaue, dreistreifige Trainingsanzugsmode, auch als (unterschwelliger) Beitrag zur damaligen Diskussion um die Emanzipation der Frau, den gedankenlosen Umgang mit der Umwelt, die aufkommenden Freizügigkeit, Freiheitsdrang, die sexuelle Befreiung und ihre Folgen. Und wie aufreibend in seiner minimalistischen Darstellungsweise und seiner enormen Spannungskurve, noch verstärkt durch einen Filmsoundtrack, der seinerzeit die Musik aus Ruggero-Deodato-Urwaldfilmen und John-Carpenter-Slasherfilmen mitgeprägt hat. Auch wenn es genau wie die Handlung Auslegungssache ist: Stilgerecht während eines langen Wochenendes bleibt davon - zumindest bei einem direkten Vergleich der zwei Werke von Colin Eggleston (1978) und Jamie Blanks (2008) - nicht viel übrig. Obwohl die einzelnen Dialoge und Szenen beinahe nach dem gleichen Schema ablaufen, ist die Summe der Einzelteile dreißig Jahre später nicht mehr die gleiche.

Ob der abgenutzte Spruch 'Früher war alles besser' womöglich doch einen Funken Wahrheit enthält? Heute wird dem Namen des ursprünglichen Regisseurs, Colin Eggleston, zu Beginn der Neuverfilmung gehuldigt, mit eine 'Eggleston Hotel' Schild. Ob der 2002 in der Schweiz verstorbene Regisseur wohl gerne seinen Namen in diesem Remake gesehen hätte? Spekulation. Der Drehbuchschreiber des LONG WEEKEND von 1978, Everett De Roche, jedenfalls scheint keinerlei Berührungsängste zu haben und hat sein Skript bereitwillig modernisiert. Dass bei einem heutigen Automodell ein im Film gezeigter Kippschalter seiner Aussage zufolge gar nicht mehr vorkommt, dass ein eingeführtes GPS-Gerät völlig nutzlos erscheint, darüber lacht er im englischen Audiokommentar, den man optional auswählen kann. Wenig Erhellendes darf man hier erwarten, es ist für die beteiligten Sprecher - die zwei Hauptdarsteller - das erste Mal, einen solchen Kommentar zu sprechen. So loben sie sich dann gegenseitig und Caviezel gesteht, einen großen Bogen um das Original gemacht zu haben. Über die enorme Fliegenpopulation am Drehort hingegen erfährt man dort eine ganze Menge.

ungeprüfte Kritik

Smart People

Manchmal haben auch die klügsten Menschen noch viel zu lernen...
Komödie, Drama

Smart People

Manchmal haben auch die klügsten Menschen noch viel zu lernen...
Komödie, Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 30.07.2009
Du kannst nicht lesen. Wie fühlt sich das an, wenn man dumm ist? Sollten Sie sich von solchen Aussagen beleidigt fühlen, geht es Ihnen wie den Mitmenschen, die täglich den SMART PEOPLE begegnen. Den Neunmalklugen, die sich für klüger halten. Ob sie es wirklich sind und ob es eine kluge Entscheidung ist, sich für einen Abend mit diesem Film zu entscheiden?

SMART PEOPLE, das ist keine Kleinwagen-Fahrgemeinschaft, das ist eine dramatische Komödie, ein komödiantisches Drama. Abgesehen von der teils prominenten Besetzung schwebt über dieser Produktion ein großes Independent-Film Ausrufezeichen. Im November 2006 in weniger als einem Monat abgedreht, mit Freiraum für schauspielerische Improvisation, guter Laune an den Drehorten in Pittsburgh/Pennsylvania, von 'Groundswell' und 'QED' produziert und stolz auf dem Mekka für unabhängig denkende Künstler, dem 'Sundance Film Festival 2008', präsentiert. Diese Aufzählung von Entstehungsphasen soll nun weder altklug noch missbilligend klingen. Im Nachhinein nur ein klein wenig enttäuscht.

'Du kannst nicht lesen' ('You can't read'), so könnte der Titel eines Buchmanuskripts lauten, das Unidozent Lawrence Wetherhold (Dennis Quaid) nicht zu Ende bringt. Ein wenig am Ende ist er selbst, nachdem seine Frau vor Jahren starb und seine Studenten ihm nach endlosen Gelehrten-Monologen kein Gehör mehr schenken. Sein Sohn James (Ashton Holmes) scheint schon ein wenig seinen eigenen Weg gefunden zu haben, während Tochter Vanessa (Ellen Page) daheim den Haushalt schmeißt und strebsam bis streberisch ihren Weg zur Stanford Universität sucht. Viele Wege, die allerdings nicht nach Rom oder sonst einem konkreten Lebensziel führen, sondern immer wieder in die heimischen vier Wände, zwischen denen die Zeit stehengeblieben ist. Hier werden weder Altkleider noch seelische Altlasten entsorgt. Welche Auswirken es hat, dass Adoptivbruder/Onkel Chuck (Thomas Haden Church) auf der Matte steht und obendrein eine smarte Ärztin (Sarah Jessica Parker) ins Familiengefüge gerät, das können Sie in 90 Filmminuten herausfinden, im Erstlingswerk des aus Israel stammenden Regisseurs Noam Murro.

Um Ihnen nicht wie ein träge gewordener Uniprofessor ellenlange Vorträge zu halten, aber zumindest einen persönlichen Eindruck zu liefern: Wir haben diesen Film einmal mit deutschem Ton angeschaut, weil Verwandtschaft zu Besuch war. Kein Problem, mit einem eigenen Familienmitglied diesen Film über Familienprobleme zu sehen. Man wird eher schmunzelnd unterhalten statt mit unangenehmen 'Wahrheiten' über das Leben konfrontiert. Video Buster Mitglieder 'ippxma' schreibt in seiner Filmkritik dazu: 'Hier und da kann man sicher mal amüsiert lächeln, wird jedoch den ganzen Film über den Gedanken nicht los, diese Typen alle aus seinem persönlichen Umfeld zu kennen.' Ein gewisser Realitätsbezug wäre für SMART PEOPLE zumindest ein Teilerfolg.

Später ein zweites Mal die DVD eingelegt, um die englische Originalfassung zu erleben und zu hoffen, dass die Synchronisation es verdorben hat. Fehlanzeige, die Übersetzung war gut. Die Liebesaffäre wird vielleicht ein klein wenig nachvollziehbarer, wenn man Dennis Quaids noch charismatischere Originalstimme hört. Am leeren Gefühl nach Ende des Films - verstärkt durch die Bilder im Abspann - ändert sich nichts.

Ein dritter Durchgang, weil es immer noch schade ist, dass dieser Film einfach nicht liebenswerter wird: Unter den Extras der DVD findet sich die optionale Tonspur mit dem 'Audiokommentar von Regisseur Noam Murro und Drehbuchautor Mark Jude Poirier'. Der Schreiber Poirier sagt dem Regiekollegen Murro nach einer Stunde, er habe die Szene gut gefilmt. Murro antwortet ironisch, ja wenn sie doch nur besser geschrieben wäre. Beide lachen. Ironie oder Ironie des Schicksals? Diese Kerle möchte man genau wie die Personen im Film wirklich gerne mögen, weil Murro und Poirier hier beide ihren Erstling vorlegen. Gratulieren sollte man ihnen und sich nicht für klüger halten und ihren Film auseinander nehmen. Ein alter Bekannter hätte gesagt: 'Mach's doch erst mal besser!' So ist das mit der Filmbesprechung, ein bisschen anmaßend darf man als Zuschauer schon sein, schließlich ist es die eigene Lebenszeit, die man auch mit noch besseren Dingen verbringen könnte.

Mit EAGLE VS SHARK (Neuseeland 2007) zum Beispiel, wenn Sie auf richtige Loser stehen, die uns mit einer reichhaltigen Palette an ideenreichen Bildern und skurrilen Situationen ans Herz wachsen können. Oder mit LITTLE MISS SUNSHINE (USA 2006), bei dem eine ebenso spleenige Familie zueinander und jeder seinen eigenen Weg finden muss. Und wenn es um einen Intellektuellen mit Schreibblockade, um Freundschaft und Bindung zum anderen Geschlecht gehen soll, dann greifen Sie zu SIDEWAYS (USA 2004), dessen Cover ebenso grün daherkommt, dessen Hauptdarsteller ebenfalls Thomas Hayden Church ist und bei dem das Drehbuch rund ist und mit dem Oscar(c) gekrönt wurde. Sie haben alle genannten Filme bereits gesehen? Denken Sie über unsere Kritik das, was Onkel Chuck in SMART PEOPLE über den Flyer seiner Nichte denkt? 'Stammzellen-Forschung - Die falsche Wahl. Ist ja echt fesselnd, der Scheiß.' ('That's a real riveting shit there.') Dann greifen Sie zu dem Film, auf dessen Seite Sie sich gerade befinden. Ist trotz aller Nörgelei eine kluge Wahl.

ungeprüfte Kritik

RocknRolla

Action, Krimi

RocknRolla

Action, Krimi
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 23.07.2009
Die Leute fragen: Was is'n RocknRolla? Und ich sag's Ihnen: Es geht nicht um Drums, Drogen und Ausflüge in die Notaufnahme. Oh nein! Da geht's um viel mehr, mein Freund. Wir stehen alle auf die schönen Dinge im Leben. Der eine auf die Kohle, der andere auf die Drogen, wieder andere auf den Sex, den Glamour oder den Ruhm. Aber 'n RocknRolla, der is' anders. Wieso? Weil der echte RocknRolla das komplette Paket will.

Ende des Prologs. Auftritt von Archy und Vorstellung von Lenny Cole, ein Boss der alten Schule: 'There's no school like old school, and I'm the fucking headmaster'. Nach fünf Minuten das erste F-Wort. Willkommen in Guy Ritchies neuer Gangster-Komödie! BUBE, SNATCH, REVOLVER & ROCKNROLLA - die bisherige Bilanz von Ritchies Regiekarriere. Der Rest bleibt zu seinen Gunsten unerwähnt. Wenn Sie auf dieser Filmseite mit dem Gedanken spielen, eine eigene Kritik zu verfassen, so ergeht es Ihnen vielleicht wie uns. Man kommt schwerlich drum herum, a) das Privatleben und die Ex des Regisseurs und b) seine Vorläuferfilme außen vor zu lassen. Und es wird kaum gelingen, die Coolness von Ritchies Filmbildern in annähernd lässige Worte zu verpacken.

Verpacken... das komplette Paket... packen wir's an: Archy und Lenny sind die Trümpfe, die in ROCKNROLLA (Großbritannien 2008) gleich zu Beginn gezückt werden. Mark Strong (aus DER MANN, DER NIEMALS LEBTE) und Tom Wilkinson (u.a. aus MICHAEL CLAYTON) sind zwei charismatische Ausnahmedarsteller, die Guy Ritchie für sein neues Projekt gewinnen konnte. Damit sind zwei Eckpfeiler im Projekt cooler Brit-Gangster-Film gesetzt. Zwei weitere kommen mit der Zigarillo-rauchenden Augenweide Thandie Newton (L.A. CRASH) und Publikumsliebling Gerard Butler (Leonidas in 300) hinzu. Fertig steht der Rohbau. Da wir und Sie bestimmt auch ganz nach dem Geschmack eines 'echten RocknRolla' gerne das komplette Paket sehen möchten, stellt sich noch die nicht unbedeutende Frage nach dem Innenausbau.

Bei einer 'Erstbesichtigung' des ROCKNROLLA sind wir auf Anhieb angetan von der Fassade. Das in warme Farbtöne getauchte und wohl durchdachte Erscheinungsbild dieses Verleih-Neustarts von WARNER HOME weiß zu gefallen und Guy Ritchie hat ohnehin längst bewiesen, dass ihm in diesem Subgenre kaum jemand etwas vormacht - kaum jemand aus seiner Generation wohlgemerkt. London und seine Stadtteile, Waffen und Drogen, Bosse und Kleinkriminelle sind mal wieder die Rohstoffe, mit denen der Bauherr seinen Film zusammenzimmert. Das Konzept hat sich bewährt.

Noch immer können wir uns an den Tag erinnern, an dem wir in einem Amsterdamer Kino das erste Mal BUBE, DAME, KÖNIG, GRAS (1998) sahen. Ein echtes Leinwanderlebnis zu seiner Zeit. Zwei Jahre danach folgte bekanntlich SNATCH (2000), der von Filmfans sogar noch positiver angenommen wurde und die Klasse der Darsteller und der Soundtrack-Stücke (auch die Unverständlichkeit der englischen Dialekte) noch überbieten konnte. Geschmackssache - auch der mit einigem Abstand folgende REVOLVER (2005), den wir wegen seiner verschachtelten Struktur und seiner teils übergeschnappten Szenen mit Einschränkung und vier Sternen vorgestellt hatten. Viele Video Buster Mitglieder - Sie eingeschlossen? - zeigten sich im Urteil weit weniger gnädig.

Hat sich Guy Ritchie die vier Sterne jetzt mit breiter Zustimmung verdient? Geht's im ROCKNROLLA um viel mehr als um Drums, Drogen und Ausflüge in die Notaufnahme? Ja und nein. Um viel mehr nicht, aber man wird das komplette Paket bekommen. Denn anders als in SNATCH werden nicht gleich im ersten Drittel die ganzen guten Rohstoffe verbaut und man sieht sich mit cleveren Schnittfolgen und verrückten Konfrontationen nicht gleich satt. Nun ist SNATCH auch schon einige Jahre her, und auch wenn es dort wie hier um einen austauschbaren Gegenstand geht, hinter dem alle her sind (siehe Hitchcocks Theorie des austauschbaren McGuffins, ein Diamant oder ein Gemälde etwa), so kann sich ROCKNROLLA im Laufe der fast zwei Stunden selbst immer weiter steigern. Stein für Stein werden wir mit Verfolgungsjagden und unterhaltsamen Wendungen schließlich Zeuge eines tollen Richtfestes.

Nicht steigern wollen wir an dieser Stelle die Nennung von Filmdetails und steigen nun besser aus. Auf unserer Filmseite zu SNATCH werden Sie übrigens eine User-Kritik finden, in der Mitglied 'stuforcedyou' berichtet: 'Würde Guy Ritchie immer einen Euro auf seinem Konto gutgeschrieben bekommen wenn man SNATCH mit PULP FICTION vergleicht, würde der britische Regisseur einer der reichsten Männer dieses Planeten werden.' Da würde ihn ROCKNROLLA sicherlich noch wohlhabender machen, wenn wir mal auf Anspielungen zu einem von Tarantinos Lieblingsregisseuren achten (Sam Peckinpahs 'The Wild Bunch') oder uns die Tanzeinlage zwischen Thandie Newton und Gerard Butler betrachten. Der 'Jack Rabbit Slims Twist Contest' zwischen Uma Thurman und John Travolta lässt grüßen. Da wir mit dem Twist-Vergleich keinen Zwist zwischen Tarantino- und Ritchie-Anhängern beginnen wollen - bei beiden sind wir Zuschauer schließlich strahlende Gewinner - lieber zurück zu einer Wahrheit vom Anfang: 'Wir stehen alle auf die schönen Dinge im Leben.' Und dazu gehört auch ein schöner Filmabend mit dem ROCKNROLLA.

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Letters from Iwo Jima

Briefe aus Iwo Jima
Kriegsfilm

Letters from Iwo Jima

Briefe aus Iwo Jima
Kriegsfilm
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 13.07.2009
Geschichte wird von Siegern geschrieben.

Im Falle der zweiten Hälfte von Clint Eastwoods Epos über die grausame Schlacht im Pazifik geschieht dies auf bemerkenswert einfühlsame Weise. Während 'Flags of Our Fathers' doch irgendwie sehr bemüht wirkte – vor allem die Erzählstruktur in verschiedenen Zeitebenen und die nicht wirklich überzeugenden Darsteller haben mich persönlich enttäuscht – ist 'Letters' sehr viel gradliniger und mitreißender erzählt. Im Grunde genommen handelt es sich wirklich um einen klassischen Kriegsfilm mit einem großen Unterschied: Die Sieger (Hollywood-Amerika) nimmt sich der Perspektive der Unterlegenen an. Grundlage der Geschichte sind Briefe von Soldaten in die Heimat, die teilweise erst vor wenigen Jahren gefunden wurden. Dadurch stehen vor allem Einzelne Soldaten und deren Empfindungen im Mittelpunkt, allerdings sehr viel direkter als das das bei 'Flags of Our Fathers' der Fall war.

Nicht selbstverständlich für einen (Anti-)Kriegsfilm mit Anspruch: der Film ist trotz langer 142 Minuten von Anfang bis Ende hochspannend – obwohl der Ausgang ja feststeht. Man kann sich den Film also auch ohne hochtrabend analysierende Intellektuellenbrille anschauen, ohne enttäuscht zu werden.

Das große Thema – neben der Angst vor dem Sterben – des Films sind die kulturellen Gräben zwischen Amerikanern und Japanern. Erstaunlich oft aber schlägt der Film in kurzen Begebenheiten Brücken über diese Gräben, nur um diese danach um so schrecklicher wieder aufzureißen. Besonders drastisch in einer Szene, in der ein japanischer Offizier vergeblich versucht, seine Untergebenen vom rituellen Selbstmord zur Ehrenrettung abzuhalten. Diese Momente sind es, die den Film zu etwas Besonderem machen.

Kurz zum Abschluss: die Schauspieler sind wirklich großartig und machen den amerikanischen Kollegen aus Flags eindeutig was vor, wenn es um Glaubwürdigkeit und Dichte geht. Die Optik des Films ist fast schwarz/weiß und erzeugt damit einen quasi historischen Eindruck à la Wochenschau.

Fazit: Eindeutig der Bessere aus Eastwoods Doppelpack. Viel Spaß beim Film!

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Der Ja-Sager

Ein Wort kann alles verändern.
Komödie, Lovestory

Der Ja-Sager

Ein Wort kann alles verändern.
Komödie, Lovestory
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 01.07.2009
Ja! Das ist mal ein gelungener Filmspaß. Wir sagen 'ja' zu Jim Carrey und 'ja' zu seinem neuen Auftritt in DER JA-SAGER (USA 2008). Wenn Sie Carrey nicht leiden können, sowieso keinen Nerv auf amerikanischen Komödien haben, sagen Sie 'nein'. Hätten Sie allerdings das 'Yes'-Seminar besucht, das passive Menschen zu positiv denkenden Ja-Sagern werden lässt, wären Sie bereits zur Erkenntnis gekommen: Wer im Leben 'nein' zu Dingen sagt, verpasst die schönsten Dinge!

Mit offenen Augen soll man durchs Leben gehen. Mit offenen Augen und Ohren kann man beim JA-SAGER einsteigen. Das interaktive Menü und der anschließende Vorspann füllen das Heimkino mit glücklich-machender Musik, die hauptsächlich von der allseits geschätzten Indie-Combo EELS stammt. Wenn diese Jungs sich vom Filmkonzept überzeugen lassen und noch dazu Shooting-Stars wie Zooey Deschanel (THE HAPPENING) und Bradley Cooper (siehe der US-Kinohit HANGOVER) sowie Starkomiker Jim Carrey ins Boot geholt werden, wer kann oder möchte da schon noch 'nein' sagen? Sie vielleicht?

Dann verpassen Sie eine teils naive, teils weise, manchmal allzu reale, manchmal märchenhafte Story über das Leben eines Mannes namens Carl Allen. Über das langweilige Leben von Carl Allen, der sich nach einer enttäuschenden Kurzzeit-Ehe gehen lässt, seine Freunde am Handy mit schwachen Ausreden abblockt und an seinem Job in einer Kreditbank nichts Aufregendes mehr finden kann. Seine Highlights: Der allabendliche Gang zur Videothek.

Spätestens hier muss der Film aufpassen, dass er es sich nicht mit uns Filmfans verscherzt! Bitte keine Looser-Darstellung von einem Typen, der den Abend mit SAW und 300 auf dem Sofa verbringt! Nicht, wenn man gerade selbst auf dem Sofa sitzt. Gerade diese Bezüge aber machen den anfangs erwähnten Filmspaß aus, das hier keine Pseudofiguren auftauchen, sondern nachvollziehbare Charaktere von nebenan. Einige Szenen sollten den Jüngeren vorenthalten werden, obwohl die Veröffentlichung auf DVD und Blu-ray eine FSK-Freigabe ab 6 Jahren erhielt. Ein Ausschnitt aus SAW, deutliche Anspielungen auf oralen Geschlechtsverkehr und politisch unkorrekte Bemerkungen hier und da könnten einen Filmabend im Kreise der Familie trüben.

Jein, denn im Film werde alle vermeintlichen Klischees oder rassistischen Tendenzen von selbst entlarvt und unterhaltsam aufs Korn genommen. Die gelungenste Idee ist das Drehbuch an sich. Wenn das wie in diesem Fall stimmt, was kann da noch schief gehen? Die Geschichte basiert mehr oder weniger auf einer wahren Begebenheit, die der Brite Danny Wallace (Jahrgang 1976) im Jahr 2005 im Buch YES MAN veröffentlicht hat. Wallace selbst hat einen kleinen Auftritt im Film, den man vielleicht mit einer vorherigen Google-Bildsuche entdecken kann.

Vermeiden Sie das Wort 'nein', streichen Sie es aus Ihrem Wortschatz. Möchten Sie sich einen schönen Filmabend mit dem JA-SAGER machen?

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American Gangster

Thriller, Krimi

American Gangster

Thriller, Krimi
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 29.06.2009
Ein Mafia-Streifen mit Feingefühl, zumindest von Seiten des Regisseurs.

Ridley Scott hat bei der Umsetzung dieses Films wahrlich ein glückliches Händchen gehabt. Eine bessere „Formung“ der Hauptcharaktere kann man sich kaum vorstellen. In zwei parallel verlaufenden Handlungssträngen bringt er dem Zuschauer die Hauptpersonen Franc Lucas und Richie Roberts sehr nah und legt höchsten Wert auf die Darstellung ihrer Lebensumstände. Kurzum er erweckt die „Gestalten“ zum Leben. Das gelingt wahrhaftig nicht jedem Regisseur!

Sicherlich hat auch nicht jeder Regisseur Denzel Washington und Russel Crow zur Verfügung, aber auch ein Superstar braucht schließlich seine Anweisungen.

Trotz der parallelen Handlungsstränge wird schnell klar, dass sich Lucas und Roberts irgendwann begegnen werden und nur einer der Beiden siegen wird. Dieser spannende Verlauf wird durch hervorragende „Kulissen“ unterstützt, die die Wertigkeit dieses Films nur noch steigern. Die düstere Seite der 70er wird wahrlich perfekt inszeniert und die einzelnen Szenarien werden den jeweiligen Milieus mehr als gerecht.

Streckenweise zieht sich der Film leider etwas, was jedoch seinem hohen Niveau kaum etwas anhaben kann.

Wer sich für Mafia-Filme begeistern kann, der wird mit diesem Film mit Sicherheit einen Volltreffer landen.

Viel Spaß beim Film!

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Das Gesetz der Ehre

Wahrheit. Familie. Stolz. Was bist du bereit zu opfern?
Krimi, Thriller

Das Gesetz der Ehre

Wahrheit. Familie. Stolz. Was bist du bereit zu opfern?
Krimi, Thriller
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 24.06.2009
Ganz ohne Schmiergeld des Verleihs 'Warner' und entgegen den kritischen Vorabstimmen über DAS GESETZ DER EHRE (USA 2008) können wir Ihnen berichten: Ein starker Film, den uns Regisseur Gavin O'Connor nach jahrelanger Verzögerung vorsetzt.

Kurz zur Einleitung: Das NYPD, das New Yorker Police Department, steht genau wie beim zeitgleich auf DVD und Blu-ray gestarteten KURZER PROZESS - RIGHTEOUS KILL (mit Al Pacino und Robert De Niro) im Mittelpunkt des Geschehens. Vier Beamte kommen kurz vor den Weihnachtstagen bei einem Einsatz ums Leben. Es waren loyale Kollegen, gute Freunde der Polizisten-Familie Tierney. Die besteht aus Vater Francis Tierney Senior (Jon Voight), seinem ältesten Sohn Francis Tierney Junior (Noah Emmerich) und dessen Bruder Ray Tierney (Edward Norton). Deren Schwager Jimmy Eagan (Colin Farrell) steht ebenfalls im Dienst der NYPD und sieht sich mit dem grausamen Anblick des 'Copkiller'-Schauplatzes konfrontiert. Schock und Trauer weichen der anschließenden Aufklärungsarbeit, die Sohnemann Ray (Norton) übernehmen soll. Der Schauplatz New York bietet da natürlich viele düstere Ermittlungsorte und Verdächtige, sowohl in den Reihen des organisierten Verbrechens... wie auch in den eigenen.

Klingt für Sie sicherlich - genau wie für uns vor dem gestrigen Filmabend - auf der einen Seite recht spannend, andererseits vielleicht ein wenig zu vertraut und althergebracht. In der Tradition der unzähligen Polizeikrimis der vergangenen Filmjahrzehnte gibt es schließlich nur eine endliche Zahl an Variationsmöglichkeiten, eine solche Geschichte mehr oder weniger innovativ zu erzählen. Opfer, Täter, guter Cop, böser Cop. Dieses Quartett kann man zwar immer wieder neu mischen, aber das aufgedeckte Blatt kann uns nur noch begrenzt überraschen.

Wie gut, dass der Filmemacher Gavin O'Connor, der zuvor mit dem Eishockey-Highlight MIRACLE (2004) positiv in Erscheinung trat, hier eine ganze Handvoll schauspielerischer Joker präsentiert. Familienoberhaupt Voight (im wahren Leben Vater von Angelina Jolie) liefert eine fantastische Leistung ab. Nehmen wir nur einmal eine Szene, die sich an einer abendlichen Festtagstafel im Kreise der Familie abspielt: Hier nimmt der Film sich die Zeit, seine Figuren zu entwickeln, die Konstellationen und Konflikte zwischen den Charakteren zu zeigen. Die zugeworfenen Blicke und die Worte des angetrunkenen Vaters sind so realistisch, dass sie die unspektakuläre Grundstory zusammen mit der handwerklichen Umsetzung des Films weit über den durchschnittlichen Filmgenuss heben.

Den Ermittlungen des jungen Polizisten Ray würde man durch die Darstellung Edward Nortons als Zuschauer nicht zusehen, man erlebt sie förmlich mit - so berichtete ein amerikanischer Kritiker zurecht. Es sei nur merkwürdig, dass Schauspielpartner Colin Farrell in keinem einzigen Ausschnitt des Making-Ofs zu sehen sei. Im Film jedenfalls zeigt auch Farrell eine brillante Präsenz, die ihren Höhepunkt in einer sehr gewalttätig - weil authentisch - wirkenden Appartementszene hat. Jüngeren Zuschauern ist DAS GESETZ DER EHRE übrigens nicht zu empfehlen, aufgrund seiner düsteren, pessimistischen Stimmung und den gelegentlichen rohen Gewaltausbrüchen. Die jetzige FSK-16-Freigabe ist - völlig unbestechlich betrachtet - schon relativ milde ausgefallen.

Wenn Sie sich diesen Film ausleihen, empfehlen wir Ihnen, das Menü einige Minuten vor sich hin laufen zu lassen. Der Soundtrack von Altmeister Mark Isham, dem Komponisten von über 100 bemerkenswerten Filmsoundtracks, wird Sie in die richtige Stimmung versetzen - bevor Sie in die Bilderwelten des Kameramanns Declan Quinn eintauchen, der wie alle anderen Beteiligten das Beste aus den Vorgaben des Drehbuches herausholt. Bleibt nur noch zu sagen, dass wir uns glücklich schätzen dürfen, PRIDE & GLORY (so der Originaltitel) doch noch zu Gesicht bekommen: Nach den Ereignissen des 11. September wurde er 2001 auf ungewisse Zeit verschoben, um nicht an den heldenhaften New Yorker Polizeieinsätzen zu rütteln. Auch die anschließenden Rangeleien der Produktionsfirmen konnten schließlich von 'New Line Cinema' zu einem guten Abschluss gebracht werden. Ende gut, alles gut. Nach einem atmosphärisch-packenden Filmabend können wir Ihnen DAS GESETZ DER EHRE mit gutem Gewissen empfehlen. Ehrenwort.

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Die Hochzeits-Crasher

Life's a party. Crash it.
Komödie

Die Hochzeits-Crasher

Life's a party. Crash it.
Komödie
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 24.06.2009
Der Film zum neuesten Trend-Hobby: Partyschmarotzer! Das Konzept klingt zunächst klasse: Man sucht sich aus einer Zeitung die aktuellen Termine von großen Hochzeitsgesellschaften, wirft sich erst in Schale, dann ans Buffet und zuletzt an den Hals der Brautjungfer. Wer wäre besser für einen solchen Job geeignet, als die Hollywood-Chaoten Owen Wilson und Vince Vaughn, die mit ihrem „Dumm und dümmer“-Charme jeden Brautstrauß zum Verblühen bringen? Im urkomischen ersten Drittel präsentieren sie zunächst völlig unamerikanisch ihre Abneigung gegen pompöse Vermählungsriten. Und reagieren mit frontaler Anmache auf die Überdosis an Small Talk und Marathon-Tanzen. Dumm nur, dass sie ausgerechnet an die geraten, die nur das eine im Sinn haben: Selbst heiraten. Als das den beiden klar wird, mutieren die schwarzen Schafen leider zu weißen Lämmer– und aus einer frechen Komödie wird ein moralisch integres Dating-Lehrstück. Die Strafe für das Lotterleben folgt nämlich erbarmungslos: chaotischer Fesselsex, eine Schusswunde auf der Jagd und sogar Avancen von anderen Kerlen. Da würde ich vermutlich ebenfalls brav werden und mir ein neues Hobby suchen: Brautkleid für die Liebste aussuchen und schon mal für den Baby-Wickel-Kurs anmelden. Und was haben wir gelernt? Für Hochzeits-Crasher gibt es in Hollywood lebenslänglich.

Für Freunde von: 'Dumm und dümmer', 'Starsky & Hutch' oder 'Verrückt nach Mary'.

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Das Beste kommt zum Schluss

Drama, Komödie
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 22.06.2009
Ein Film, der zum Nachdenken anregt? Vielleicht.

'Das Beste kommt zu Schluss' befasst sich auf ironisch angehauchte aber dennoch ernsthafte Weise mit dem Thema 'Tod' und der Frage 'Wie begegnet man am besten dem Tod?'

Milliardär Edward Cole und Mechaniker Carter Chambers entscheiden sich, ihre letzen Tage gemeinsam zu verbringen und all jene Dinge zu erleben bzw. zu erledigen, die sie schon immer einmal machen wollten. Durch Edwards Reichtum sind den Beiden hierbei so gut wie keine Grenzen gesetzt.

Man kann sich wirklich glücklich schätzen, wenn man zu gegebener Zeit einmal die Wege und Möglichkeiten hat, seine letzten Tage auf diese Art und Weise zu verbringen. Vorausgesetzt, man hat auch die gehörige Portion Mut, sich für diesen Weg zu entscheiden.

So traurig die eigentliche Thematik auch sein mag, so wird durch ein bisschen Humor zur richtigen Zeit die Stimmung immer mal wieder gehoben. Die unterschiedliche Herkunft und der Familienstand der beiden Protagonisten spielen hierbei eine große Rolle.

Aber auch die Gespräche zwischen Edward und seinem Assistenten Tom bringen eine gehörige Prise Ironie mit ins Spiel. So darf trotz aller Ernsthaftigkeit auch mal gelacht werden.

Mit der Besetzung der beiden Hauptrollen trifft Regisseur Rob Reiner voll ins Schwarze. Jack Nicholson und Morgan Freeman - zwei Topstars, die sich ihres Alters nicht schämen und sich des Themas würdig erweisen.

Fazit: Eine gelungene Tragikkomödie mit Topbesetzung, die jedoch auch die Bereithaltung des einen oder anderen Taschentuchs erfordert.
Viel Spaß beim Film!

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Righteous Kill - Kurzer Prozess

Nichts gegen eine kleine Schießerei, solange es die Richtigen trifft.
Thriller, Krimi

Righteous Kill - Kurzer Prozess

Nichts gegen eine kleine Schießerei, solange es die Richtigen trifft.
Thriller, Krimi
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 17.06.2009
Kurzer Prozess - Kriminalgeschichte mit Längen. In einer Umfrage haben wir eine repräsentative Gruppe von Video Buster Mitglieder vor einiger Zeit gefragt, nach welchen Kriterien sie sich für einen Film entscheiden. 25 Prozent antworteten, die Darsteller seinen ausschlaggebend. 10 Prozent gaben an, der Name des Regisseurs wäre relevant. Vielleicht sollten wir mit den folgenden Zeilen weniger auf die Handlung des Cop-Thrillers KURZER PROZESS - RIGHTEOUS KILL (USA 2008) eingehen, sondern lieber den Berufsstand der Filmemacher ein wenig unterstützen, um deren Wahlergebnisse bei der nächsten Umfrage zu verbessern.

Kurzen Prozess können wir beim Einstieg in die Story des Krimis machen: Tom Cowan, genannt 'Turk', und sein Partner David Fisk, Spitzname 'Rooster', arbeiten seit Jahrzehnten bei der NYPD. Zwei erfahrene, eingespielte New Yorker Cops, die sich mit einer Reihe von skrupellosen Morden auseinandersetzen müssen. Die Indizien sprechen dafür, dass sie es mit einem Serienkiller zu tun haben. Spürsinn ist gefragt, kriminalistische Fragen wie das 'Wer war es?' und das 'Wer wird der/die Nächste sein?' werden aufgeworfen - und beim nächsten Opfer wieder verworfen. Es entwickelt sich ein klassisches Katz-und-Maus-Spiel, bei dem die Grenzen zwischen 'Gut' und 'Böse' immer mehr verschwimmen...

Robert De Niro. Al Pacino. Zwei Namen, die bei jedem Pressekommentar zu diesem Film zu allererst fallen. Da macht das Bonusmaterial zur DVD/Blu-ray keinen Unterschied: Lobhymnen über die zwei Filmikonen, die einer Heiligsprechung gleichkommen. Heilige sind die beiden aber keineswegs, sind weder im richtigen Leben von Fehltritten verschont, noch mit ihren Spielfilmen. Nicht alles, was die zwei 'Klassiker' mit ihrer Präsenz veredelt haben, wurde automatisch ein Klassiker. Sicher ist inzwischen jeder Film, in dem einer der beiden mitspielt, ein Ereignis. Auch passen die beiden wunderbar zusammen, wuchsen zur gleichen Zeit - Pacino ab 1940 und De Niro ab 1943 - im Herzen New Yorks auf.

Aber jetzt kommt ein Indiz ins Spiel, das den Fall 'Kurzer Prozess' erklären kann: der Regisseur. Denn immer wenn die zwei Schauspielgrößen ihre größten Auftritte hatten, setzte sie ein genialer Filmemacher in Szene. Beim ersten Treffen der zwei in DER PATE 2: Francis Ford Coppola (1974). De Niro in TAXI DRIVER (1976) und WIE EIN WILDER STIER (1980), GOODFELLAS (1990) oder KAP DER ANGST (1991) wie auch CASINO (1995): Martin Scorsese. In DIE DURCH DIE HÖLLE GEHEN (1978): Michael Cimino, in ES WAR EINMAL IN AMERIKA (1984): Sergio Leone. Das ist das 'Who is who' der Regiemeister! Es war Brian De Palma, der erst Pacino in SCARFACE (1983) und dann De Niro in THE UNTOUCHABLES (1997) glänzen ließ. Al Pacino in SERPICO (1973) und HUNDSTAGE (1975)? Sidney Lumet. In CRUISING (1980): William 'Der Exorzist' Friedkin.

Man muß kein Spezialermittler, kein Profiler sein, um das Muster zu erkennen, das sich durch ihre Filmkarrieren zieht. Klar, was wäre 'Travis Bickle' ohne De Niro ("You talkin' to me") und 'Tony Montana' ("Say hello to my little friend") ohne Pacino? Keine Leistung sollte geschmälert werden, weder vor noch hinter der Kamera. Doch müssen sie gemeinsam funktionieren. Nicht nur die zwei gemeinsam davor. Letztere können einen mittelmäßigen Kriminalfall vor allzu vielen Klischees retten - aber Jon Avnet kann sie nicht vor seinem Filmergebnis retten. Avnet stammt ebenfalls aus Brooklyn, war und ist ein fähiger Produzent und hat als Regisseur mit GRÜNE TOMATEN (1991) ein bleibendes Werk erschaffen. Allerdings hat er Robert Redford und Michelle Pfeiffer mit AUS NÄCHSTER NÄHE (1996) oder Richard Gere mit RED CORNER (1997) wahrlich keine Glanzpunkte ihrer Karrieren verschafft. Mit Pacino filmte er 88 MINUTES im Oktober 2005 und im September/Oktober 2005 RIGHTEOUS KILL. Zwei Thriller, die man sich anschauen kann, aber bei denen man nicht allzu hohe Erwartungen schüren darf.

Wir hiermit auch nicht. Trotzdem sollten wir bei diesem Krimispiel nicht pauschal über 'gut' und 'schlecht' entscheiden, das würde auch den Herren im Filmgeschehen nicht weiterhelfen. Es gibt wie meist mehrere Blickwinkel: Ein Video Buster Mitglied schreibt auf dieser Seite bereits (Zitat): "Für mich war es ein hartes Stück Arbeit diesen Film bis zum Ende anzusehen." Einige unserer Mitarbeiter waren dagegen sehr angetan und fanden die Geschichte im Gegenteil richtig spannend und hätten der Auflösung entgegen gefiebert. Damit die Redaktion aber weiterhin ihren höchsten Anspruch, authentisch zu sein, beibehalten kann, sei Ihnen gesagt, dass zwei Legenden noch keine Leidenschaft bei uns ausgelöst hat.

ungeprüfte Kritik

Transporter 3

Action, Thriller

Transporter 3

Action, Thriller
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 10.06.2009
Tolles Transporter Triple: Jason Statham legt einen Gang zu und startet in seine dritte Film-Mission durch. Mit gereinigtem Anzug, poliertem Audi und frischem Gegenspieler schickt Frankreichs Erfolgsproduzent und Autor Luc Besson den Fahrer Frank Martin erneut auf die Straße: TRANSPORTER 3 (Frankreich 2008). Ein Action-Feuerwerk, das nicht nur etwas für Jungs und Herren, sondern auch für Mädels und Damen ist - sprich: geeignet für beiderlei Geschlecht und jedes Alter (ab 16 Jahren). So hörten wir es vorab von vielen Fans. Wir machten den Selbsttest in der Redaktion und stellen Ihnen nun zwei unterschiedliche Reaktionen vor!

Phil sagt, dass alle drei Teile der Filmreihe wirklich kurzweilige Unterhaltung liefern: "Jetzt, wo wir die Möglichkeit haben, Statham gleich dreifach als Kurierfahrer zu erleben, habe ich den TRANSPORTER hintereinander angeschaut. Drei Abende mit drei Filmen. Jedes Mal war es eigentlich schon etwas zu spät für eine Spielfilmlänge. Doch dafür ist es nie zu spät! LE TRANSPORTEUR legt in seiner ersten Fahrt (2002, 88 Minuten) ein rasantes Tempo vor. Da gab es zwar nicht viel Innovatives zu bestaunen - ein einsamer Held in ausweglosen Situationen zwischen 'Guten' und 'Bösen' - aber das Ergebnis machte richtig Spaß.
Der Nachfolger (2005, 84 Minuten) brachte wieder nicht sonderlich erfinderische Komponenten ins Spiel, wie den zu beschützenden kleinen Jungen, ein todbringendes Nervengas und ein ominöses Gegengift. Aber die wahnsinnige Lola (Kate Nauta) und der skrupellose Chellini (Alessandro Gassman) waren ebenbürtige Gegner und es war ein Vergnügen, auf Seiten des Transporters mitzufiebern. Hier funktioniert die Mischung aus schnellen Schnitten, cooler Heldenfigur und einem flotten Soundtrack noch richtig gut.
Bei der dritten Mission (2008, 100 Minuten) gab es in meinem Bekanntenkreis kurzzeitig Verwirrung zwischen den zeitgleichen TRANSFORMERS und dem TRANSPORTER. Nun heißt auch noch der TRANSPORTER 3 Regisseur Olivier Megaton, nicht zu verwechseln mit dem 'Decepticons'-Anführer 'Megatron' (siehe TRANSFORMERS 1+2). Der jetzige Bösewicht Johnson wird dargestellt von Robert Knepper und das ist erwartungsgemäß ein riesiger Bonus. Knepper löste ja schon als 'T-Bag' in PRISON BREAK wahre Begeisterungsstürme aus. Wachgehalten hat mich auch der dritte Teil in der dritten Nacht, keine Frage. Schon die Menümusik wirkt wir eine großer Pott Kaffee. Großartig. Außerdem entsteht ein angenehmes 80er/90er-Jahre Gefühl beim Anschauen, das man früher bei ALARMSTUFE:ROT und ähnlichen Genrebeiträgen erlebt hat.
Kurzum: Alle TRANSPORTER-Filme nehmen sich nicht allzu ernst und sind recht einfach gestrickt, aber auch einfach unterhaltsam. Bleibt nur die Frage, ob sich Statham mit DEATH RACE 2008 und CRANK 2006/2009 nicht selbst überholt hat und den TRANSPORTER auf dem Seitenstreifen stehen lässt. Der TRANSPORTER 3 jedenfalls wirkt, als wollte er unbedingt noch einen Gang zulegen. Filmszenen beschleunigt abzuspielen statt effektive Schnitte einzusetzen, hektisch-schnelle Kampfchoreografien, den Helden seine Regeln brechen lassen und sich auf eine nicht gerade plausible Liaison einzulassen - das macht es nicht besser. Das passt zu Frank Martins Frage an einen Gegner: 'Ah, du bist der Schlaue?' und dieser antwortet: 'Nein, ich bin der Brecher.' ('You're the smart one?' - 'No, I'm the big one.') Trotzdem mit das Idealste, was Sie sich zu vorgerückter Stunde gegen aufkommende Müdigkeit anschauen können."

Julia sagt, dass sie alle Filme, die sie mit Jason Statham gesehen hat, echt klasse fand. "Den ersten Film mit Statham, den ich gesehen habe, war CRANK (2006) und obwohl ich überhaupt nicht der Typ für solche Filme bin, war ich total begeistert wie schön bescheuert dieser Film ist. Aber jetzt muss ich mich auf jeden Fall noch über den 'Transporter' auslassen! Den ersten TRANSPORTER (2002) habe ich durch Zufall mal im Fernsehen gesehen und war gleich so begeistert von dem Film, dass ich mir am nächsten Tag sofort den zweiten Teil bei uns ausgeliehen habe. Ich fand, dass er um einiges besser war als der erste.
Ich habe mich riesig gefreut, als der TRANSPORTER 3 ins Kino kam und bestellte mir und meinem Freund gleich Kinokarten. Als dann aber mein Arbeitskollege, der einen Tag vor mir im Kino war, sagte: 'Ja... hmm... kann man sich angucken.' dachte ich mir: So ein Mist, das wird bestimmt ganz schlecht, wie das bei dritten Teilen halt immer so ist. Aber ich muss sagen, ich fand den Teil echt super. Vielleicht liegt es auch einfach daran, dass eine kleine Liebesgeschichte mit eingebaut ist und Jason Statham einen sowas von heißen kämpferischen Strip hinlegt, dass einem ganz anders wird. Die Stunts, die er ja immer selber macht, weil er Stuntman ist, sehen immer super und total echt aus. Die Spannung bei allen drei TRANSPORTER Teilen macht einen immer ganz kribbelig, in der Hoffnung dass doch noch alles gut wird.
Erst gestern habe ich wieder ein Film mit Jason Statham gesehen und zwar DEATH RACE (2008). Der war echt sowas von spannend, dass ich die Zeit vergaß und mich erschrak, als ich auf die Uhr schaute. Am Anfang von DEATH RACE dachte ich nämlich noch: Na, den kannst du dir bestimmt nicht bis zum Ende angucken - und zack! - auf einmal hörte die Spannung einfach nicht mehr auf. Die Leuchtschilder im Rennen, die einem die Waffen am Auto freigeben, erinnern ein bisschen an die MARIO KART Felder. Als der Film vorbei war, musste ich aber erst mal eine Folge KING OF QUEENS (1998-2007) gucken, um wieder auf den Boden der Tatsachen zu kommen und beruhigt ins Bettchen zu gehen, weil es ja doch ganz schön blutig, brutal und teilweise gruselig war. Ich freue mich schon darauf, mir den nächsten Film mit meinem neuen Lieblingsschauspieler Jason Staham anzuschauen. Bis dahin wünsche ich Euch viel Spaß bei Video Buster. Liebe Grüße, Julia aus der Video Buster Redaktion."

ungeprüfte Kritik

Street Kings

Ein Cop. Eine Stadt. Keine Regeln.
18+ Spielfilm, Krimi, Action

Street Kings

Ein Cop. Eine Stadt. Keine Regeln.
18+ Spielfilm, Krimi, Action
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 10.06.2009
Keanu Reeves heftet sich als unangepasster Cop an die Fersen von Kriminellen, wird selbst zur Zielscheibe der Investigationen und weckt zunächst schöne Erinnerungen an seine Darstellung in "Point Break - Gefährliche Brandung" (1991). Die Vorspann-Logos der Verleihfirmen "Fox Searchlight" und "Regency" leiten den Film ein und steigern die Vorfreude, schließlich sorgten die doch in der Vergangenheit häufig für unterhaltsames Filmvergnügen mit Tiefgang. Die Betonung sollte in dem vorliegenden Fall auf "Vergangenheit" liegen. Genau das bietet das hippe Polizisten-Drama "Street Kings" (2008) von Regisseur David Ayes: Vergangenheit. Die präsentierten Bilder, die Charaktere, Verstrickungen und Story-Wendungen stammen nämlich genau von dort. Noch einen Filmbeitrag über den korrupten Polizeiapparat, das hätte es ohnehin nicht gebraucht. Dazu wandeln die "Street Kings", die Könige der Straße, genau auf diesen ausgetretenen Filmpfaden entlang, wie der sprichwörtliche Elefant im Porzellanladen.

Zwei haben hier besonders enttäuscht: Zunächst Forest Whitaker, ein Vorzeigeschauspieler, der nie durch Publicity sondern immer durch seine darstellerischen Fähigkeiten begeisterte. Unvergesslich in Jim Jarmuschs "Ghost Dog - Der Weg des Samurai" (1999), auch kürzlich noch in "Der Letzte König von Schottland" (2006) verdient preisgekrönt, dazu in "8 Blickwinkel" (2007) sehr wandlungsfähig als amerikanischer Tourist genauso überzeugend. Auf der anderen Seite wäre da David Ayer, der Kopf hinter der "Street Kings" Produktion. Sein Name tauchte lange Zeit in keiner Filmvorschau auf, immer war die Rede "von den Machern von Training Day". Diesen 'Cop vs. Gangster' Film von 2001 hatte Ayer nicht inszeniert, sondern geschrieben und machte sich damit natürlich auch einen Namen, als Hauptdarsteller Ethan Hawke bei den Oscars nominiert wurde und Kollege Denzel Washington gar die Trophäe als "Best Actor in a Leading Role" mit nach Hause nahm. Im gleichen Jahr wurde ein weiteres Drehbuch von David Ayer verwirklicht und auf die Kinoleinwände gebracht. Immer wieder tauchen Bilder aus diesem Film auf, wenn die polierten Luxusschlitten in "Street Kings" über den Asphalt rollen: "The Fast and the Furious" (2001). Spätestens hier sollte man vielleicht einschränkend sagen: Wer an den Zelluloid-gewordenen Autorennen seinen Spaß gehabt hat, der könnte auch am neuesten Heimkino-Auftritt von Keanu Reeves seine Freude haben. Ist "Furious" ein solides Actionwerk über den Adrenalinrausch, der hier und da tatsächlich zur Hormonausschüttung auch beim Zuschauer führen mag, so sieht man "Street Kings" doch allzu sehr die Bemühungen an, möglichst viel filmisches Tuning und Aufmotzen zu verwenden. Jedes Bild ist eingetaucht in gelbe Töne, in grüne Töne, jedes Klischee wird bedient und wurde doch im wahrsten Sinne des Wortes unzählige Male zuvor gezeigt. Deutsche Synchronfassungen bietet manchmal ein gewisses Maß an unfreiwilliger Komik. Wenn allerdings bereits im englischen Original von "Street Kings" Plattitüden, peinliche Einzeiler, gekünzelt wirkende Flüche transportiert werden, fühlt man sich doch selbst bei völliger Unvoreingenommenheit in einen Film der Machart von "Hot Fuzz" (2007 mit Simon Pegg) versetzt, der das Action-Genre nicht zelebriert, sondern parodiert.

Ein Wort zur Gewaltdarstellung: Freude kam beim Anblick der FSK-Einstufung "keine Jugendfreigabe" auf, denn erhofft wurde ein kompromissloser Blick auf die Gangszene von Los Angeles. Auslöser für die überraschend hohe Einstufung der freiwilligen Selbstkontrolle werden sicherlich mehrere dargebotene Folterszenen sein (Maschendraht oder Telefonbuch werden zweckentfremdet). Außerdem folgen auf brutale Sequenzen immer Einstellungen der Opfer oder der Schusswunden, so als wolle man damit auf eine besondere Realitätsnähe des Gezeigten hinweisen. Eine Kopfschusswunde hier, ein blutiges Bein dort, vergrabene Leichen - das wirkt rein gar nicht düster und schockierend, sondern eher aufgesetzt und plakativ. Dabei wurde das ganze Brimborium um Korruption, Polizei und Politik doch schon vor zwanzig Jahren spannender erzählt z.B. in "No Way Out - Es gibt kein Zurück" (1987) mit Kevin Costner und Gene Hackman. Auch dort geht es um eine Verschwörung innerhalb eines bestechlichen Verwaltungsapparats und um einen tragischen Helden, der ganz nach einem klassischen Hitchcock-Motiv im Wettlauf gegen die Zeit seine Unschuld auf eigene Faust beweisen muss. "Internal Affairs" (1990) dreht sich - wie der Titel schon sagt - ebenfalls um die Angelegenheiten der Dienstaufsichtsbehörde und weiß mehr zu fesseln. "Cop Land" (1997) bringt alles besser auf den Punkt. Die Filmliste der wirklich guten "good-cop/bad-cop" Werke könnte sicher lange fortgesetzt werden. Oder greifen Sie gleich zu aktuellen amerikanischen TV-Produktionen, hier gewinnt im direkten Vergleich zu den "Street Kings" vor allem die Serie "The Shield" an Genialität. So wird's gemacht! Forest Whitaker können Sie auch dort in 13 Episoden erleben, allerdings in einem spannenderen Umfeld. Eine weitere Parallele: In "Street Kings" taucht der mäßig agierende Chris Evans an der Seite von Keanu Reeves auf. Evans spielte die Figur Johnny Storm in "Fantastic Four" (2004). In dieser Comicadaption wurde Ben Grimm ("Das Ding") von Darsteller Michael Chiklis verkörpert, dem Detective Vic Mackey aus "The Shield" (2002 bis heute). So schließt sich der Kreis und die Kritik. Übrigens: Eine subjektive Vorauswahl liegt der "Video Buster Kritik der Woche" natürlich zu Grunde. Es sollte schließlich zuvor die Frage gestellt werden, welche Filme es wert sein könnten, für Sie in diesem Format präsentiert zu werden. Daher kann es vorkommen, dass die Kritiken meist einen eher positiven Ausgang haben. Hier aber sind wir im Gegensatz zu allen Beteiligten der "Street Kings" völlig unbestechlich und können nur mit großen Vorbehalten eine Empfehlung aussprechen. Eine gute Nachricht zum Schluss gibt es dann doch noch zu berichten: Im DVD-Bonusmaterial, auf der Kommentar-Tonspur der nicht verwendeten Szenen, spricht David Ayes von einer ursprünglichen Fassung, die statt der vorliegenden 104 Minuten gar eine zweieinhalbstündige Filmfassung zeigen sollte.

ungeprüfte Kritik

Der seltsame Fall des Benjamin Button

Lovestory, Drama, Fantasy

Der seltsame Fall des Benjamin Button

Lovestory, Drama, Fantasy
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 04.06.2009
Lang ist der seltsame Fall des Benjamin Button. Langweilig? Lang nachwirkend? Nicht allzu lang wollen wir Ihnen hier von unseren gestern erlebten Filmeindrücken berichten - und ganz zeitnah, denn man wird ja nicht jünger.

Es war einmal... eine Kurzgeschichte von F. Scott Fitzgerald (*1896) mit dem Titel 'The Curious Case of Benjamin Button'. Im Jahre 1921 trug es sich zu, dass diese das Licht der Welt erblickte. Eine Novelle über das Altern, über die wahre Liebe, kurz gesagt über die größten Themen eines jeden Autors: das Leben, die Liebe und den Tod. Einzig die Reihenfolge des sonst üblichen Durchlaufens eines Menschenlebens hatte Fitzgerald seinerzeit wirkungsvoll abgeändert: Benjamin wird als Greis geboren und wird über die Jahre zusehends jünger.

Eine erneute Änderung erfuhr die märchenhafte Handlung, nachdem der Filmmogul Ray Stark (*1915) im Januar 2004 verstarb und die Rechte an der Vorlage durch sein Erbe freigab. Der natürliche Tod war also buchstäblich der Anfang, als sich Filmemacher David Fincher (*1962) dieser Hinterlassenschaft annahm und sich dank der Unterstützung zweier vermögender Produktionsfirmen - Warner Brothers und Paramount Pictures - einen kleinen Traum mithilfe eines großen 150 Millionen Dollar Budgets erfüllen konnte.

Die in seinen Augen perfekten Darstellerriege konnte Fincher für sein Projekt gewinnen, angeführt von den Hauptakteuren Brad Pitt (*1963) und Cate Blanchett (*1969). Der ursprüngliche Schauplatz Neuengland wurde nach New Orleans verlegt, der 'Hurricane Katrina' tost in den Fernsehnachrichten der Handlungsgegenwart. Stürmische Zeiten erlebt Caroline alias Julia Ormond (*1965), die ihrer sterbenden Mutter Daisy am Krankenhausbett aus den stürmischen Tagebuch-Aufzeichnungen des Benjamin Button vorliest.

Was nun dabei herumgekommen ist, das ist in der Tat lang geraten: Auf knapp 160 Minuten Spielfilmlänge können Sie sich einstellen. Das allein fordert Ihnen natürlich ein Stück der eigenen Lebenszeit ab. Die Geschichte allerdings, die Sie in diesem vergleichsweise mikroskopisch geringen Abschnitt geboten bekommen, ist abwechslungsreich, intensiv, rührend, lehrreich und insgesamt so reichhaltig, wie es ein Werk in Spielfilmlänge sein kann. Wenn man die Lust verspürt, sich mit einer DVD oder Blu-ray einen schönen 'Filmabend' zu machen, kann man das mit BENJAMIN BUTTON (USA 2008) mit Sicherheit tun: einen ganzen Abend unterhält der Film und er wirkt nach.

Es wäre an dieser Stelle einfach zu schade, einzelne einprägsame Einsichten und Weisheiten des Films vorweg zu nehmen, falls Sie Benjamin noch nicht selbst erlebt haben. Schön ist die zunächst etwas naiv anmutende Biographie, weil sie an irgendeinem Punkt unsere eigene kreuzt und bestimmt in jedem von uns persönliche Erinnerungen freilegt, unsere Existenzen erhöht, vielleicht auch Wünsche nach einem Platz im Leben, nach einer Familie, nach der einen Liebe des Lebens anspricht. So sehr die Hoffnung vergebens ist, dass man sich als ungleiches Paar im wirklichen Leben eimal während des Alters 'trifft', so bleibt der viel angenehmere Segen, dass man (hoffentlich möglichst lang) geimeinsam alt werden kann...

Ein leicht spöttischer Vergleich zu FORREST GUMP (1994) kam kürzlich auf. Ein Kollege aus dem Video Buster Team sagte zwischen Tür und Angel, es sei ein typischer "einmal sehen reicht" Film. Eigentlich ein weiteres Argument, ihn sich hier auszuleihen, statt ihn aufzuschieben oder ihn sich womöglich zu kaufen. Sollten Sie nach dem Entleihen dennoch etwas Zeit erübrigen können, schauen Sie ihn sich vielleicht doch sofort ein zweites Mal an: mit dem Audiokommentar des Regisseurs. David Fincher kann nämlich nicht nur fesselnde Geschichten mit Filmbildern erzählen. Ein einzelner Ausschnitt zum Beispiel, in dem der 'alte' Benjamin am Rande einer Essenstafel auftaucht, hätte 20.000 Dollar an Nachbearbeitungsaufwand verschlungen. Noch komplexer hätte sich die Umsetzung von Benjamins Schaumbad in der Badewanne gestaltet. Auch erfährt man, warum die Struktur mit den auf alt getrimmten Eingangssequenzen gegen den Willen der Produzenten dennoch durchgesetzt wurden. Und es gibt Anekdoten wie die Begegnung mit dem Darsteller, der einen Priester spielte. Ein halbes Jahr später traf dieser Lance E. Nichols (*1955) durch Zufall an einem anderen Drehort die Mitarbeiter der BENJAMIN BUTTON Crew. Er hätte seitdem schon wieder in fünf weiteren Filmen gespielt!

Doch die langwierige Arbeit am 'seltsamen Fall des Benjamin Button' hat sich für alle Beteiligten (und für uns Zuschauer) bezahlt gemacht. Lang hat's gedauert, lang wird's im Gedächtnis bleiben. Drum sollten Sie nicht zu lang mit dem Ausleihen zögern, das Leben bleibt ja nicht stehen. Oder wie es im Film heißt: Das Leben steckt voller Gelegenheiten, und das betrifft auch die verpassten. Gratulation an David Fincher.

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Zeiten des Aufruhrs

Drama, Lovestory

Zeiten des Aufruhrs

Drama, Lovestory
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 03.06.2009
Kennen Sie die Eheleute Wheeler? Nein, nicht persönlich? Aber Sie kennen sicher ein Paar, das ihnen ähnlich ist. Und wenn Sie sich auf das Drama ZEITEN DES AUFRUHRS (USA/GB 2008) einlassen, werden Sie die Wheelers schon noch kennen lernen - mehr als ihnen vielleicht genehm ist.

Einen ersten Aufruhr gegen diesen Spielfilm konnte die Video Buster Filmseite, auf der Sie sich gerade befinden, bereits direkt nach dem Verleihstart verzeichnen. Das Mitglied 'FoxFrost' kritisiert in seiner Reaktion den zu hohen Anspruch und die zu lang geratene Laufzeit von 114 Minuten. Zitat: "Und die Story haben sowieso fast 90% der Weltbevölkerung schon selbst erlebt." Dieser Besprechungstext wurde von anderen schnell als 'nicht hilfreich' gewertet, dabei betont er trotz der geringen 1-Stern-Bewertung völlig korrekt das Unbehagen einerseits, mit dem man als Zuschauer konfrontiert wird. Beim Zusehen fühlt man sich streckenweise tatsächlich beinahe "gequält", denn was sich da zwischen den Wheelers - zwischen Kate Winslet und Leonardo DiCaprio - abspielt, scheint in der Tat außergewöhnlich nah an der Wirklichkeit und wirkt andererseits sehr pathetisch. Haben das wirklich schon so viele von uns leibhaftig erlebt? Wir wollen es nicht hoffen!

Die Schriftzüge des amerikanischen 'Dreamworks' Studio von Steven Spielberg sowie des britischen 'BBC Films' eröffnen den Film und wir sehen die nächtliche Silhouette einer Stadt, dann eine nähere Aufnahme eines Wohnblocks. Das beginnt ja wie in Hitchcocks PSYCHO (1960), als bis in das Zimmer eines Gebäudes gefilmt wird, in dem Mario Crane (Janet Leigh) während der Mittagspause einer Liaison nachgegangen ist! In ZEITEN DES AUFRUHRS wird eine solche Liebschaft erst später kommen, in Form eines Seitensprungs, ebenfalls während der Mittagspause. Gleich in der Eröffnungsszene werfen sich April/Winslet und Frank/DiCaprio durch einen belebten Raum hindurch einen vielsagenden Blick zu. Blicke sagen mehr als Worte, heißt es, und bei den Beiden wäre es besser dabei geblieben. Der Sprung mitten ins Eheleben folgt in der nächsten Szene und nun werfen sie sich Worte zu. Am Rande einer befahrenen Ausfallstraße landen wir in einem Wortgefecht, das sich zwischen Mann und Frau kaum heftiger abspielen kann.

Falls Sie sich mit diesem vorliegenden Filmtitel auseinander setzen möchten, können Sie sich im Anschluss daran auch die aufschlussreiche mitgelieferte Kurzdokumentation anschauen. Dort wird berichtet, dass die meist erschütternden, aber immer großartigen Dialoge aus dem bereits 1961 veröffentlichten Roman REVOLUTIONARY ROAD des US-Schriftstellers Richard Yates stammen. So lautet denn auch der Originaltitel des Films und zeigt deutlicher voraus, wohin die Geschichte führt. Die 'Revolutionary Road' wird zum Wohnort des jungen Paares Wheeler, der sich mehr und mehr als Sackgasse für deren Existenzen entpuppt.

Winslet und DiCaprio liefern meisterhafte Darstellungen ab, die den Vergleich zum klassischen Zwist zwischen Elizabeth Taylor und Richard Burton in WER HAT ANGST VOR VIRGINIA WOOLF? (USA 1966) nicht zu scheuen brauchen. Nicht umsonst wurde ZEITEN DES AUFRUHRS bei den 'Golden Globes' so zahlreich bedacht: eine Nominierung für den Film in der Kategorie 'Drama', eine für den Regisseur Sam Mendes, eine für DiCaprio und dazu die Auszeichnung für Kate Winslet. Letztere wollte die Romanvorlage unbedingt verfilmt sehen und so überredete sie zuerst Ihren Gatten Mendes (AMERICAN BEAUTY 1999) zur Regie und anschließend ihren seit den Drehtagen von TITANIC (1997) allerliebsten Weggefährten Leonardo zur männlichen Hauptrolle.

Der für die Drehbuchadaption verantwortliche Justin Haythe erzählt im Making-Of vom Neid seiner Freunde aus der schreibenden Zunft, von denen viele REVOLUTIONARY ROAD für eines der besten Bücher aller Zeiten hielten. In einem Fernsehinterview schmunzelt Sam Mendes über die Situation während der Dreharbeiten, in der er seine 'echte' Ehefrau mit ihrem besten Freund bei einer Sexszene in der Küche filmte. Er hätte einfach die Kamera aufgestellt und hätte das Schauspiel von einem anderen Raum aus auf dem Monitor betrachtet. Hitchcock wäre sicherlich anwesend geblieben, fügte er lachend hinzu. Einem Zeitungsredakteur verriet Mendes seine Leidenschaft für 'Tim und Struppi' und 'Asterix', die eine Verschmelzung von Kunst und Literatur, von High und Low darstellten. Das wiederum sei doch genau das, "was das amerikanische Mainstream-Kino gern sehen möchte" (in 'Die Zeit', 7.5.09). Ob das auch auf seinen ZEITEN DES AUFRUHRS zutrifft? Und ob sein Werk das ist, was jeder auch hierzulande auf DVD und Blu-ray sehen möchte? Das kann man vor oder nach dem Anschauen nur für sich selbst entscheiden...

Um auch einmal von eigenen Lebensansichten zu berichten, sollen am Ende zwei Menschen zu Wort kommen, die - subjektiv betrachtet - sehr lehrreiche Zitate zum Thema des Films beitragen. Der eine ist der eigene Vater, der schon vor langer Zeit gesagt hatte: "Es gibt im Leben eines Mannes drei Frauen: Seine Mutter, seine Frau und eine, die ihn für einen Mann hält." Könnte das die Antwort auf den Vorwurf sein, den Frau Wheeler ihrem Ehemann macht, er wäre nur dann ein Mann gewesen, als er ihre Kinder zeugte? Der Schweizer Dramatiker Friedrich Dürrenmatt jedenfalls schrieb: "Eine Geschichte ist dann zu ENDE gedacht, wenn sie ihre schlimmstmögliche Wendung genommen hat." Das trifft auf ZEITEN DES AUFRUHS nicht zu 90% sondern zu 100% zu und im Rahmen seiner unangenehmen Handlung hat er doch damit und mit seiner überzeugenden filmischen Umsetzung eine Bestnote verdient. Außerdem soll Dürrenmatt gesagt haben: "Je planmäßiger Menschen vorgehen, desto wirksamer trifft sie der Zufall." Wie recht er doch hat.

ungeprüfte Kritik

Sieben Leben

Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 21.05.2009
Mutig. Das ist Will Smith in der Rolle des todtraurigen Ben Thomas, der sich auf den Weg begibt, einen positiven Einfluss auf die titelgebenden SIEBEN LEBEN (USA 2008) zu nehmen. Mutig ist auch Grant Nieporte, der sein erstes Spielfilm-Drehbuch auf Anhieb für eine Großproduktion abliefern konnte, obwohl er dort nichts aber auch gar nichts beschönigt. Mutig vom italienisch-stämmigen Regisseur Gabriele Muccino, die Vorlage so konsequent bis zum (bitteren?) Ende durchzuziehen. Und nicht zuletzt mutig sind diejenigen, die sich auf diesen bewegenden Film einlassen.

Wie es schon Video Buster Mitglied 'Dickens' in der zeitgleich zum Verleihstart veröffentlichten Kunden-Kritik zu SAKRILEG (USA 2008) schreibt, gilt auch hier zu beachten: "Zum Inhalt sage ich wie fast immer in meinen Rezensionen nichts, denn ich habe es schon als Kind gehasst, wenn einem durch zuviel erzählen die Spannung genommen wurde." Wohl wahr. Denn in SIEBEN LEBEN sitzt man erst einmal recht hilflos vor den Mosaikstücken der Geschichte, die in Nahaufnahmen und sprunghaften Ortswechseln erzählt wird. Wir erfahren nur, dass Ben (Will Smith) ein schicksalhaftes Trauma durchlebt. Selbstzweifel und Trauer zeichnen seine Gesichtszüge fast permanent. Wie er in diese Lage geraten konnte und was er daraus macht, legt der Film nach und nach offen, bis am Ende alles einen ans Herz gehenden Sinn macht.

Die erste Einstellung: Nahaufnahme seines Gesichts, die Augen mit einer Hand verschlossen, während er mit der Notrufzentrale spricht: "Es gab hier einen Selbstmord." Die Telefonistin: "Wer ist das Opfer?" Ben: "Ich." Der Einstieg ist drastisch und das nächste Bild vom Ozean lässt zwar hoffen, doch seine Stimme gibt nicht viel Hoffnung: "In sieben Tagen erschuf Gott die Welt und in sieben Tagen habe ich meine zertrümmert." ("In seven days god created the world and in seven seconds I shattered mine.")

Weiter verraten wir kein Sterbenswörtchen, denn der Film erklärt nach einer Weile das zunächst Verwirrung stiftende erste Filmdrittel von ganz allein und mit immer intensiveren Momenten. Das gute Bonusmaterial beinhaltet sieben Sichtweisen auf SIEBEN LEBEN ("Seven views on SEVEN POUNDS"), Interviews mit sieben Verantwortlichen. In einem Ausschnitt berichtet Regisseur Muccino, er habe die Struktur absichtlich nicht linear gehalten, um dem Zuschauer die Möglichkeit zu geben, selbst herauszufinden, wer Böses und wer Gutes im Schilde führt.

Der für den Schnitt zuständige Hughes Winborne erklärt, Muccino nähme sich wie in der vorangegangenen Zusammenarbeit mit Will Smith (DAS STREBEN NACH GLÜCK von 2006) die Zeit, Szenen lang auszuspielen, damit sich die Geschichte entwickeln kann. Das könnte bei manchem Video Buster Mitglieder eine Reaktion hervorrufen, wie bei einem unserer Mitarbeiter und dessen Freundin (Zitat): "Wir haben nach der Hälfte gelangweilt ausgemacht."

Wenn Sie jedoch gewillt sind, sich auf diesen ergreifenden und ein wenig unkonventionellen Film einzulassen, werden Sie sicher nicht enttäuscht werden. Sie müssen kein Drama eines modernen Shakespeare erwarten, so wie es manche Internet-Besprechungen sehen, dafür fehlt es ein bisschen an Tiefe und erst recht an Wortraffinesse, denn nach amüsanten oder ironischen Momenten sucht man in SIEBEN LEBEN vergebens. Aber das braucht es auch nicht, wenn er mit seinen Nebenrollen glänzen kann. Woody Harrelson als Ezra Turner kann überzeugen und Rosario Dawson spielt die Emily Posa so gekonnt, dass man in ihren Szenen tatsächlich das fiktive des Drehbuchs vergisst. Obwohl doch so einiges - wie Autor Nieporte im Interview verrät - auf eigenen Erlebnissen oder Begegnungen beruht.

Und schließlich könnten Sie erfahren, was es mit den SEVEN POUNDS, den "sieben Pfund" aus dem Originaltitel auf sich hat, was sich ähnlich wie in Alejandro González Iñárritus 21 GRAMM (2003) hinter diesem Rätsel verbirgt. Ein Blick auf (die) SIEBEN LEBEN lohnt sich also. In vielen Drehtagen erschuf das Drehteam in Kalifornien SIEBEN LEBEN und in 118 Filmminuten könnte es ein Stück weit Ihr eigenes beeinflussen.

ungeprüfte Kritik

Vicky Cristina Barcelona

Drama, Lovestory

Vicky Cristina Barcelona

Drama, Lovestory
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 20.05.2009
Mit den Filmweisheiten von Woody Allen verhält es sich wie mit Oliven und Wein - oder: Die Magie der Scarlett-Johansson-Trilogie...

In VICKY CRISTINA BARCELONA (USA/Spanien 2008) spielt Scarlett Johansson eine amerikanische Touristin, die mit ihrer besten Freundin Vicky (Rebecca Hall) in der zweitgrößten spanischen Metropole ihren Sommerurlaub verbringt. Cristina will den Kopf frei kriegen und sich klar darüber werden, was sie im Leben eigentlich will. Ihre Reisebegleiterin scheint sich da schon sicherer zu sein, denn sie plant bereits ihre Hochzeit mit einem bodenständigen, treuen Anzugträger. In Katalonien, bei einem abendlichen Restaurantbesuch, tritt nun Juan Antonio (Javier Bardem) an ihren Tisch. Ein resoluter Künstler, der den Damen ein unmoralisches Angebot unterbreitet: "Ich lade Sie ein, mit mir nach Oviedo zu kommen. Wir bleiben übers Wochenende. Ich meine, ich werde Ihnen die Stadt zeigen und wir werden gut essen, trinken guten Wein, lieben uns." Vicky stellt eine nicht ganz unberechtigte und für den Verlauf des Films ebenso entscheidende Gegenfrage: "Ja und ... und wer genau soll sich da bitte schön lieben?"

Lieben ist ein gutes Stichwort, denn alle lieben offenbar Miss Johansson. Im Video Buster Starportrait berichteten wir über die 1984 in New York geborene Darstellerin, sie sei von den Lesern der Zeitschrift FHM in einem '100 Sexiest Women in the World 2006' Special zur 'Sexiest Woman Alive' gekrönt worden. Vom 'Playboy' wurde diese Ehre mit einer weiteren Auszeichnung 'Sexiest Celebrity of 2007' bestätigt. Sie selbst kokettierten mit einer Aussage, sie würde auf Herren des älteren Semesters stehen. Sie könne sich eine Beziehung mit einem unter 30-Jährigen nicht mehr vorstellen. Seit September 2008 ist Frau Johansson allerdings mit Schauspielkollege Ryan Reynolds (Jahrgang 1976) fest liiert und erfreut sich an 5 Millionen Dollar, die sie laut dem 'Forbes' Magazin jährlich verdienen soll. Ihren eigenen Worten zufolge ist sie sehr unabhängig, bräuchte jedoch eine Menge Zuneigung: "I am very independent. I can look after myself but I still need a lot of love and care."

Warum wir Ihnen das über Scarlett Johansson schreiben? Gleich dreimal in Folge hat Woody Allen sie in den vergangenen Jahren in einer Hauptrolle besetzt. Als Muse des Regisseurs beeindruckte sie in der BBC-Produktion MATCH POINT (2005) an der Seite von Jonathan 'The Tudors' Rhys Meyers, anschließend in SCOOP - DER KNÜLLER (2006) neben Hugh 'Wolverine' Jackman und nun in 'Vicky Cristina'. Diese Film-Menage-à-trois haben wir uns hintereinander zu Gemüte geführt und das sollten Sie auch tun! Denn es tritt das ein, was uns der Off-Erzähler in VICKY CRISTINA BARCELONA über Cristina berichtet: "Plötzlich hatten Gedanken Vorrang vor Gefühlen. Gedanken und Fragen über das Leben und die Liebe. Und so sehr sie auch versuchte, sich gegen sie zu stemmen, sie konnte sie nicht verdrängen."

Zu viele Wahrheiten über das Leben? Es ist schon schmerzlich, wie Woody Allen in manchen Szenen den Finger in die Wunde zu legen versteht, wie er Schreckensszenarien aus hinterfragten Partnerschaften und verhängnisvollen Affären vor uns ausbreitet. Gleichermaßen höchst unterhaltsam wie unterschwellig pessimistisch sind die Werke seiner Scarlett-Johansson-Trilogie. Mögen Sie Fantasy-Geschichten und Science-Fiction? Genießen Sie es, sich mit fesselnden Filmabenteuern aus dem Alltag heraustragen zu lassen, um für eine Weile in eine fremde Welt abzutauchen? Dann halten Sie sich um Himmels Willen von diesen Filmen hier fern! Nein, Sie müssen sie unbedingt sehen! Widersprüchlich wie diese Aussagen und faszinierend sind diese Filme, jeder für sich. So ist MATCH POINT eine Lovestory und dann doch ein Thriller, SCOOP ein klassischer Krimi und doch eine beinahe alberne Komödie und VICKY CRISTINA BARCELONA schließlich ist eine Romanze, eine Komödie, ein Drama zugleich. Filme mit Gedanken und Fragen über das Leben und die Liebe eben.

In MATCH POINT heißt es zu Beginn: "Der Mann, der gesagt hat 'Ich hätte lieber Glück als Talent' hat tiefe Lebensweisheit bewiesen. Man will nicht wahrhaben, wie viel im Leben vom Glück abhängt. Es ist erschreckend, wenn man daran denkt, wie viel außerhalb der eigenen Kontrolle liegt. Es gibt Augenblicke in einem Match, da trifft der Ball die Netzkante und kann für den Bruchteil einer Sekunde nach vorn oder nach hinten fallen. Mit ein bisschen Glück fällt er nach vorn und man gewinnt. Oder auch nicht und man verliert." Bei Woody Allens Spielfilmen weiß man nie, auf welche Seite der Ball springen wird, nicht einmal, welches Spiel überhaupt gespielt wird. Nur der Ausgang ist gewiss: Das Zusehen ist in jedem Fall ein Gewinn.

Juan Antonia (Bardem) berichtet über die Beziehung mit seiner Ex Maria Elena, gespielt von der dafür mit dem Oscar(c) ausgezeichneten Penélope Cruz: "Wir waren beide davon überzeugt, dass unsere Liebe perfekt wäre, aber irgendetwas fehlte." Sicher ist auch der vorliegende Film im Nachhinein betrachtet keineswegs perfekt. In der Synchronisation fehlt ihm dazu ein wichtiger Bestandteil, der Charme der spanisch-englischen Dialoge. Aber man kommt in Gedanken nur schwer von ihm los. Gedanken, noch ein gutes Stichwort: Die macht man sich über die Jugendzeit, als man Woody-Allen-Werke noch als Steckenpferd seiner Eltern abgetan hat, da sie scheinbar nur Erwachsenenprobleme wie Ehestreitigkeiten zum Thema hatten. Das verhielt sich so wie mit Oliven und Wein - Dinge, die man angeblich erst mit dem Alter richtig zu schätzen lernen weiß. Inzwischen hat man Woody Allen ins Herz geschlossen und genießt solche Filmabende mit leckeren Oliven und gutem Wein. Man wird alt! Da kann wieder einmal nur eine der genannten Filmweisheiten von Woody Allen retten: "Es ist erschreckend, wenn man daran denkt, wie viel außerhalb der eigenen Kontrolle liegt." Wir wünschen gute Unterhaltung mit Vicky, Cristina, Juan Antonia und Maria Elena in Barcelona.

ungeprüfte Kritik

The Da Vinci Code - Sakrileg

Thriller, Krimi
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 14.05.2009
Mit seinem Roman "Sakrileg" sorgte Dan Brown weltweit für Aufsehen und löste wilde Spekulationen über den Wahrheitsgehalt seiner Thesen aus.
Die Kritik der Kirche an diesem Film ist verständlich und schwachsinnig wie immer.

Die filmische Umsetzung von Dan Browns Bestseller lässt sich wohl am besten als routiniert beschreiben. Man erkennt ganz klar die Handschrift und die Stilmittel von Regisseur Ron Howard, der den Stoff schnörkellos auf die Leinwand bringt. Der Film hat trotz seiner ca. 150 Minuten keine Längen und hält die Spannung auf konstantem Level.

Die Leistung des Darstellerensembles ist durchweg überzeugend, wobei sich keiner der Akteure in den Vordergrund drängt. Herausgehoben seien an dieser Stelle Hauptdarsteller Tom Hanks, der als integerer Gelehrter überzeugt, an der kniffligen aber gleichzeitig gefährlichen Schnitzjagd Gefallen findet und Audrey Tautou, die als Langdons Partnerin und als starke Frau gefällt.

ungeprüfte Kritik

Lakeview Terrace

Was könnte sicherer sein, als einen Polizisten zum Nachbarn zu haben?
Thriller

Lakeview Terrace

Was könnte sicherer sein, als einen Polizisten zum Nachbarn zu haben?
Thriller
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 29.04.2009
Samuel L. Jackson glaubt, er sieht nicht richtig, als die neuen Nachbarn einziehen: Ein weißer Jungspund mit einer farbigen, bildschönen Lebensgefährtin. Das guckt sich der LAPD-Gesetzeshüter nicht lange tatenlos an. Als alleinerziehender Vater von zwei heranwachsenden Kindern muss er doch ein gutes Vorbild abgeben und für Ruhe und Ordnung sorgen. Wo leben wir denn?! Als sich das frisch eingezogene Paar auch noch im Pool nebenan bei einer abendlichen erotischen 'Schwimmgymnastik' vergnügt, brennt bei Moralapostel Abel Turner (Jackson) eine Sicherung nach der anderen durch. Zuerst einmal dreht er aber bei sich im Haus die Sicherung für die Sicherheitsflutlichter rein, woraufhin das Schlafzimmer der neuen Nachbarn auch in den Nachtstunden hell erstrahlt. Ausgereichnet jetzt hat bei Lisa und Chris (Kerry Washington und Patrick Wilson) auch noch jemand die Drähte der Klimaanlage gekappt. Nicht nur aus diesem Grund heizt sich die Stimmung merklich schnell auf.

Was nach einem klassisch erzählten, sich langsam steigernden Thriller klingt, entpuppt sich im Laufe der 105 Filmminuten - als klassisch erzählter, sich langsam steigernder Thriller, genau. So wie sich die Ausgangssituation der ganzen Geschichte liest, so entfaltet sich das Geschehen in LAKEVIEW TERRACE (USA 2008) unaufhörlich. Zwar hatte Regisseur Neil LaBute zuvor mit WICKER MAN (2006) zahlreiche Filmbegeisterte enttäuscht, auch BESESSEN aus dem Jahr 2002 kam nicht viel besser an, aber sein Regieeinstieg IN THE COMPANY OF MEN von 1997 bleibt weiter in guter Erinnerung. Schon damals verfolgte LaBute erfolgreich das Konzept, ein gerade in Amerika kontroverses Reizthema in einen intensiven Thriller zu verpacken.

Zurück zum auflodernden Nachbarschaftsstreit in Lakeview Terrace, dem stereotypen Suburb-Distrikt am Rande von Los Angeles. Der Konflikt am Gartenzaun, bei dem ein Wort das nächste gibt, ist keinesfalls nur geradlinig erzählt, wie man vermuten mag. Angenehm konventionell kommt die erste Stunde in die Gänge, schon der Vorspann ist sachlich schwarz-weiß (wie bezeichnend) gehalten, in klaren Buchstaben. Die Kameraeinstellungen zeigen die Personen und Schauplätze mit wenigen Nahaufnahmen und ohne störende Handkamera, die mit ihren wackeligen Bildern doch in letzter Zeit selbst in Großproduktionen allzu inflationär benutzt wurde. Die Verunsicherungen bei den Neuankömmlingen und beim Zuschauer setzt mit dem Aufeinandertreffen der Hauptakteure ein, als sich Samuel L. Jacksons Charakter mit zweideutig-eindeutigen Bemerkungen als verkappter Rassist entpuppt. Spannend ist nicht unbedankt was passiert, sondern wie es passiert.

Risse bilden sich, in der Vorortsiedlung, im Job, in der Erziehung, in der Beziehung. Zwischenmenschliche, zwischenrassische (der englische Begriff 'interracial' ist griffiger) und geschlechtliche Machtkämpfe tun sich auf. Dem zuvor sicher geglaubten Vertrauen in die festen Werte des Lebens wie Arbeit, Partnerschaft und Familie wird der Boden unter den Füßen weggezogen. Das ist interessant zu beobachten und für einen Mainstreamfilm mutig thematisiert. Vielleicht war das einer der Gründe, warum Will Smith als Produzent in dieses Projekt einstieg. Seine Produktionskosten hat LAKEVIEW TERRACE jedenfalls längst eingespielt, stieg am Startwochenende in den USA sogar auf Platz 1 der Kinocharts ein. So werden Sie bestimmt auch demnächst bei uns einigen Gesprächspartnern begegnen, die sich nach dem Gesehenen gerne über Rassismusdarstellungen und Thrillerkonventionen im Film unterhalten wollen.

Trotzdem sollten Sie die Erwartungen an 'Lakeview' nicht zu hoch hängen, denn es folgt noch eine zweite Stunde, die zwar die Spannungsschraube weiter anzieht, sich jedoch ordentlich in Klischees verliert. Aus den Reihen des Video Buster Teams konnten schon einige gegensätzliche Meinungen aufgeschnappt werden. Niemand äußerte sich euphorisch über den Frühjahrsneustart auf DVD und Blu-ray, jedoch pendelten die Reaktionen zwischen durchschnittlichem Zuspruch und zufriedenen Gesichtern. Wer keinen 08/15-Thriller erwartet, sondern eine durchaus fesselnde Handlung mit guten Ansätzen von oftmals ausgeklammerten Themen des menschlichen Miteinanders, geht mit einem LAKEVIEW TERRACE Filmabend kein Risiko ein.

Haben Sie ihn bereits gesehen und sind Sie von der schauspielerischen Präsenz des Ausnahmedarstellers Samuel L. Jackson wieder einmal überzeugt worden? Dann sehen Sie sich Mr. Jackson doch gleich auch einmal 'auf der anderen Seite' in einer defensiven Rolle an, als Lehrer im packenden Drama 187 - EINE TÖDLICHE ZAHL. Der stammt ebenso wie LaButes Debüt aus dem Jahr 1997 und zeigt Jackson, wie er selbst von New York nach Los Angeles umzieht, um dort in L.A. ein Opfer der alltäglichen Gewalt zu werden. Und um den 'weißen' LAKEVIEW TERRACE Darsteller Patrick Wilson nicht zu diskriminieren, sei auch von ihm ein beeindruckender Filmauftritt genannt, im recht schockierenden Psychogramm HARD CANDY (2005). Genug der Filmempfehlungen für heute! Lassen Sie sich gut unterhalten und seien Sie lieb zu Ihren Nachbarn, sonst...

ungeprüfte Kritik

Death Race

Action, 18+ Spielfilm, Science-Fiction

Death Race

Action, 18+ Spielfilm, Science-Fiction
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 22.04.2009
Frankensteins Todesrennen im Death Race 2009: Jason Statham ist ein Siegertyp. Mit jeder neuen Runde beweist er, dass seine Filmkarriere keine Aussetzer zu kennen scheint. Ob sein Film DEATH RACE (USA 2008) für uns Zuschauer nun Grund zum Jubeln ist, oder ob dieses FSK18-Gefährt nach gut 100 Filmminuten doch nicht ganz unbeschadet über die Ziellinie kommt, das wollen wir Ihnen nach dem Renngeschehen vor dem dröhnenden Testbildschirm berichten.

Der sympathische Jensen Ames (Statham) ist von der ersten Minute an eine klassische Figur 'aus echtem Schrot und Korn'. Ein Mann mit Ecken und Kanten, aufrichtig und anpackend. Nur muss er schon nach einem kurzen Filmauftritt als Tagelöhner ein Schicksal erleiden, das schon so manchen Filmhelden traf: Seine heile Familienwelt wird zerstört und er wird als Hauptverdächtiger unschuldig in ein Hochsicherheitsgefängnis verfrachtet. Die Leiterin Hennessey - die dreifach Oscar(c)-nominierte Joan Allen einmal erfrischend anders - führt ein hartes Regiment und veranstaltet mit den Insassen die titelgebenden 'Death Races', die mit tödlichen Rennereignissen für ein regelmäßiges, schaulustiges Millionenpublikum sorgt. Sind wir noch im Filmgeschehen oder schon in der Filmauswertung?

Als Produzent ist der legendäre B-Film-Tycoon Roger Corman am Werk, der Vater des Trashfilms (und das ist liebevoll gemeint). Dass die enorm günstigen Filme seiner unabhängigen 'Corman-Factory' in den sechziger und siebziger Jahren so enorm erfolgreich waren, sei leicht zu erklären: "Weil wir uns nicht um die Grenzen zwischen Kunst und Trash kümmerten. Die jungen Leute, die für mich arbeiteten, durften sich selbst verwirklichen, solange genug Sex und Gewalt in den Filmen vorkam und die Titel möglichst reißerisch waren." (Corman am 31.12.08 in der ZEIT) So hieß denn auch der Vorgänger zu DEATH RACE im Jahre 1974 hierzulande FRANKENSTEINS TODESRENNEN (im US-Original: DEATH RACE 2000). Eine bemerkenswerte Mischung aus schlechtem Geschmack, unvergesslichen Charakteren und einer Besetzungsliste vom legendären David Carradine bis zum jungen Sylvester Stallone. Ein Filmcocktail, der psychedelisch und politisch zugleich wirkt, der - im Rahmen seines geringen Budgets - eine harte Medien- und Gesellschaftskritik ebenso trefflich serviert, wie anrüchige Nacktszenen und brutale Rennsequenzen.

All die Kritik an der damaligen amerikanischen Führung geht im Remake von Regisseur Paul W.S. Anderson (erwartungsgemäß?) völlig im Renngeschehen unter. So wie in MORTAL KOMBAT (1995) und seinem ALIEN VS. PREDATOR (2004) beweist Anderson erneut, wie gekonnt er einerseits Spielfilme in Szene setzen kann und wie leer diese nach dem Ausschlachten der Vorbilder am Ende zurückbleiben. Genug der Schelte, denn die in Cormans DEATH RACE 2000 satirisch überhöhte Schaulust eines abstumpfenden Fernsehpublikums ist auch hier erhalten. Zwar werden nicht wie bei Corman zum Sammeln der begehrten Rennpunkte unschuldige Passanten überfahren, denn die Rennstrecke führt nicht von der Ost- zur Westküste, sondern lediglich durch einen abgesperrten Gefängnisparcours. Allerdings gibt es auch im Remake manch blutige Karambolage. Außerdem erwartet den geneigten Zuschauer ein Action-Vehikel, das wirklich Männerträume zu verwirklichen scheint. Harte Jungs, schnelle Autos, Waffenarsenale und heiße Fahrtbegleiterinnen. Das sind Zutaten, für die sich auch Statham (siehe Making-Of) gerne privat im Filmsessel festnageln lässt. Hier werden wir akustisch und visuell mit Vollgas durchgeschüttelt und wenig gerührt.

Auch auf 'Computer Generated Images', auf CGI-Effekte, wurde laut Regisseur Anderson - wenn immer es möglich war - verzichtet. So wurden alle Autos à la 'Pimp My Ride' von Gebrauchtwagenhändlern angeschafft, ausgeschlachtet, aufgemotzt. Inklusive der Arbeitsstunden seien so pro Automobil Kosten in Höhe von 250.000 bis 300.000 Dollar entstanden, die sich immer wieder per Explosion in Rauch aufgelöst haben. Anderson wollte weg vom Image der B-Movies, der zweitklassigen Billigfilmchen, hat bewusst große Namen wie Jason Statham, Joan Allen und Ian McShane für sein DEATH RACE verpflichtet und wollte eine Hommage an Genreklassiker wie MAD MAX II drehen. Ist doch schön, wenn uns Zuschauern nicht nur Schauwerte, sondern auch handwerkliche und darstellerische Höchstleistungen geboten werden und die hohen Produktionskosten (geschätzte 45 Millionen Dollar) sinnvoll zum Zwecke eines hohen Unterhaltungswerts investiert wurden.

Altmeister Roger Corman fasst unverblümt zusammen, was damals wie heute gilt: "Aber man muss ehrlich sein: Es ging nicht nur um Kunst, sondern auch um Business. Ich hatte mit meinen eigenen Produktionen viel Geld verdient. Also investierte ich in die Filme der Nachwuchsregisseure, deren Talent ich bereits getestet hatte. Keiner von denen hat mein Geld je verschwendet."

ungeprüfte Kritik

Das Waisenhaus

Horror, Thriller

Das Waisenhaus

Horror, Thriller
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 11.04.2009
El Orfanato, das Waisenhaus. Belén Rueda. "Warum glaubt mir niemand?" Das sind Eckpfeiler, aus denen Spaniens neue Regiehoffnung Juan Antonio Bayona einen stilsicheren Haunted-House-Genrebeitrag erschaffen hat. Eine Geisterhausgeschichte könnte allerdings schon im Vorfeld einen Schauer hervorrufen, wenn man an die vielen (filmischen) Klischees denkt, die dort "herumgeistern".

Um den Fehler zu vermeiden, den die Online-Enzyklopädie "Wikipedia" begeht, indem sie die Handlung vom Beginn bis zur Pointe nacherzählt, richten wir lieber den Blick darauf, wie DAS WAISENHAUS entstand. Den Grundstein für die breitenwirksame Aufmerksamkeit legte der Produzent, Guillermo del Toro, mit seinem langjährigen Vertrauen in den Kurzfilm- und Videoclipfilmer Bayona und mit der Zusage für dieses zunächst nicht gerade neuartig anmutende Filmkonzept. Der Mexikaner del Toro, der es nach einer grundlegenden Filmausbildung mit seinen zwei HELLBOY Verfilmungen und dem hochgelobten PAN'S LABYRINTH international "geschafft" hat, war von dem Projekt sofort überzeugt und konnte für eine Verdoppelung des Etats und der angesetzten Drehzeit sorgen. Del Toro sagte frei übersetzt, dass die gewählte Gattung nur mit großen Schauspielern ernsthaft und glaubhaft würde, wie es mit Nicole Kidman 2001 in THE OTHERS geschehen sei. Daher engagierte er etablierte Darsteller wie Fernando Cayo, Geraldine Chaplin und allen voran Belén Rueda, deren Talent seit Alejandro Amenábars DAS MEER IN MIR (Auslands-Oscar 2005) über jeden Zweifel erhaben war.

Altmeister Billy Wilder soll einmal auf die Frage nach den drei wichtigsten Bestandteilen für einen guten Film geantwortet haben: "Drehbuch, Drehbuch, Drehbuch". In diesem Fall überzeugte die Textfassung von Sergio G. Sánchez alle Beteiligten. Sánchez selbst verhielt sich im Vorfeld in Hinsicht auf filmische Vorbilder ganz offensiv: natürlich habe er Klassiker wie POLTERGEIST und DAS OMEN viele Male studiert und damit den elterlichen Videorekorder abgenutzt. Vertont wurde seine Geschichte mit der Originalmusik von Fernando Velázquez, der genau wie der Kameramann Óscar Faura verdientermaßen ausgezeichnet wurde, und Hauptdarstellerin Rueda sammelt ebenfalls einen Filmpreis nach dem anderen. EL ORFANATO hat im eigenen Land mehrere "Barcelona Film Awards" verliehen bekommen und sogar sieben noch gewichtigere "Goyas" (die spanischen Oscars). Nicht verwunderlich, dass THE ORPHANAGE – obwohl nicht englischsprachig gedreht – seinen weltweiten Siegeszug fortsetzt. Ein Durchmarsch bei den großen Preisverleihungen jedoch ist für ein solches Genre wohl eher ungewöhnlich, genau wie der deutliche finanzielle Erfolg, der DAS WAISENHAUS bereits jetzt zu einem der erfolgreichsten spanischen Filme aller Zeiten werden ließ.

Kinderhände reißen im Vorspann Fetzen von Tapete (von der Leinwand) ab und an den darunter liegenden Stellen aus der Vergangenheit werden die Titeleinblendungen sichtbar. Wieder entfernen die kleinen Hände gierig Papierstreifen und es bleibt ein schwarzes Bild zurück, auf dem die Filmhandlung beginnt. Ein Mädchen lehnt an einem Baum und ruft einen Abzählvers. Ihre Spielkameraden kommen immer näher auf sie zu. Dieses Spiel nimmt sich Regisseur Juan Antonio Bayona (geboren 1975) in seinem ersten langen Spielfilm zu Herzen und lässt die Elemente seiner Gruselgeschichte Schritt für Schritt auf den Zuschauer zukommen. Als Laura lässt sich Belén Rueda von ihrem Filmsohn Stichworte zuwerfen ("Leuchtturm!"), die sie zu einer spannenden Schilderung verarbeitet. So muss man DAS WAISENHAUS verstehen: Aus drei, vier Elementen, die man vielleicht schon mal gehört oder gesehen hat, wird dem gewillten Zuhörer/Zuschauer eine unheimliche Gute-Nacht-Geschichte vorgeführt. Die Personen im WAISENHAUS sind allesamt verunsichert und auf ihre Art isoliert, denn niemand will ihnen glauben. Der junge Sohn verbringt seinen Tag mit imaginären Freunden, das erwachsene Paar träumt von einem intakten Familienleben und dem Projekt eines eigenen Erziehungsheims, an das auch noch niemand vollends glauben mag. Das Grauen ist in uns, der Film spielt geschickt mit visuellen Motiven wie Türen, Klinken, Schlüsseln, Treppen. Immer mit der Grundstimmung um die Urängste Verlust, Krankheit, Behinderung, Tod. Nichts kann für Sicherheit sorgen, weder Ehe, eine neue Familie für die Waisen, noch ein vermeintlich schützendes neues Heim oder gar die Zukunft. Dabei führt uns der Film in wundervoll komponierten Bildern durch das raffinierte Drehbuch.

Kritikern sei angeraten, einfach mal im Nachhinein die schön gestaltete Webseite des Films im Internet anzuschauen. Dort kann man einige Fotos der Drehorte betrachten. Wie nett die versammelte Filmcrew dort lacht! Dann wird klar, welches Geschick und Können dahinter steckt, aus den Schauplätzen wie dem sonnigen Strand und den einladenden, großzügigen Räumen einer Villa mit Hilfe weniger Maskeneffekte und einer Handvoll Akteure eine solch anspannende Atmosphäre zu schaffen.

Jeder von uns hat sicherlich hier und da Schreckensbilder im filmischen Gedächtnis, die sich nicht verdrängen lassen wollen. Unbequem sind Erinnerungen, die klassische Filmmonster wie der Kiemenmann aus dem Amazonas oder Boris Karloffs Figuren lieferten. Doch weitaus fieser können Dinge sein, die in "realen" Räumen geschehen. Denken Sie an ein verlassenes Haus und einen langen Flur. Ein Kind steht dort mit einem Sack auf dem Kopf und kommt langsam und wortlos auf Sie zu. Gänsehaut, die beeindruckender als jede überhöhte und comichaft wirkende Splattereinlage jüngerer Horrorfilme wirkt. Wenn man sich denn – und das gilt letztlich für jede Filmgattung – darauf einlässt. Im Film spricht Geraldine Chaplin als Medium, die Kontakt zum "Reich der Toten" herstellen soll, mit der Hauptperson Laura und erklärt ihr, dass sie erst sehen könne, wenn sie auch daran glaubt. Da hat die Seelenwelt der Verstorbenen etwas mit dem Kino gemein: Sie können es nur sehen, wenn Sie sich nicht dagegen sperren. Löschen Sie also daheim alle Lichtquellen, starten Sie den Film mit guter Lautstärke und sagen Sie hinterher nicht, wir hätten Sie nicht gewarnt!

Am Ende soll ein Video Buster Mitglied zu Wort kommen, das in seiner Kundenkritik zu Gaspar Noes IRREVERSIBEL eine auch für DAS WAISENHAUS gültige Aussage traf: "Somit bleibt dieser stets spannend, da der Zuschauer mitdenken muss. Ist bei dieser Story aber perfekt umgesetzt. Nochmal ansehen ?? Nein Danke !!!" Und die Überleitung zur WAISENHAUS-Vorspanngestaltung soll Hamburgs "Hansen Band" bilden, dem Zusammenschluss der Musiker Marcus Wiebusch (Kettcar) und Thees Uhlmann (Tomte) mit Schauspieler Jürgen Vogel. Mit einem Zitat aus ihrem Song "Alles teilen": "Ding dong und ich, wartend in den Räumen. Und hinter den Türen, die Chance die mehr verspricht. Zwischen Rauhfaser und Wand klebt die Hoffnung fremder Leben. Klebt die Sehnsucht nach was Neuem. Kleben Bahnen von Tapeten."

ungeprüfte Kritik

Babylon A.D.

Thriller, Science-Fiction

Babylon A.D.

Thriller, Science-Fiction
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 08.04.2009
"Save the Planet." Das ist die erste Botschaft, die uns Toorop mitgibt. Rettet den Planeten. Mit einem düsteren Grollen unterlegt, sehen wir aus dem All auf die Erde herab. Die Stimme des Sprechers Vin Diesel grollt aus dem Off noch mehr: "Das Leben ist hart und dann krepierst du. Autoaufkleber-Philosophie." Hinter allem steht der französische Regisseur Matthieu Kassovitz, der seit LA HAINE - HASS von 1995 immer noch genügend Filmfans hat, die an ihn glauben. Ob er diese Treue mit seinem neuen Film aufs Spiel setzt und ob er über die "Autoaufkleber-Philosophie" hinaus auch Tiefgründigeres mitzuteilen hat?

Tiefgründig ist der Titel: BABYLON A.D. (Frankreich/USA 2008). Babylon, Bilder an den Turmbau steigen auf, mit dem die Menschen sich im Alten Testament in den Himmel bauen wollten, um sich auf eine Stufe mit Gott zu stellen. Daher der erste filmische Blick aus göttlicher Perspektive auf unseren blauen Planeten, den es zu retten gilt? "A.D.", Anno Domini, als zeitliche Einordnung. Dabei wissen wir zunächst gar nicht, wann wir uns befinden. Nur wo: Im neuen Serbien, Osteuropa, in einem karg eingerichteten Zimmer zusammen mit Vin Diesel. Das einzige Mobiliar scheint aus an der Wand gelehnten Waffen zu bestehen. Wohnst du noch, oder kämpf du schon ums Überleben? Draußen herrscht Bürgerkriegsstimmung, ein Endzeitszenario à la CHILDREN OF MEN (2008) breitet sich vor uns aus.

Nur leider hält der Vergleich zu Alfonso Cuaróns Werk nicht allzu lange stand. Was sehr düster und atmosphärisch beginnt, mit stampfendem Rap unterlegt (stimmig: "Deuces" vom Projekt AcHoZeN), bröckelt nach und nach. Das Drehbuch als solches erinnert an den Mythos des Turmbaus: Hoch hinaus wollen während einer zum Scheitern verurteilten Mission. Doch was geht hier schief? Die Darstellerriege ist bestens: Diesel mit seiner erwähnten Originalstimme lässt ein großes Science-Fiction-Endzeit-Heimkino-Gefühl aufkommen. Wahre Weltstars wurden ihm zur Seite gestellt, mit Gérard Depardieu, Charlotte Rampling und einer souveränen Michelle Yeoh. Auch die jüngste im Team, Mélanie Thierry, hat als rätselhafte Aurora ein gewisses Etwas. Vielleicht nicht ganz die Klasse einer Leeloo (Milla Jovovich) aus dem FÜNFTEN ELEMENT. Das wurde 1997 ebenfalls französisch produziert und der Autor/Regisseur Luc Besson erhielt damals ein Budget über rund 90 Millionen Dollar für seine Zukunftsvisionen.

Kassovitz hat hier 'nur' 60 Millionen zur Verfügung gestellt bekommen und wählte visuell reizvolle Schauplätze wie Kasachstan, die Antarktis und New York. Gerüchten zufolge soll der Filmemacher gesagt haben, das nun vorliegende Endresultat seines Filmprojektes sei "stupid", blöde. Was sagt dann erst Romanautor Maurice Georges Dantec dazu, der die Vorlage "Babylon Babies" (so auch der Filmarbeitstitel) bereits 1999 veröffentlichte? Laut eines Interviews mit AMC-TV hätte sich Kassovitz konkret über das Zusammenschneiden seines Filmmaterials auf knapp über anderthalb Stunden geärgert. Das könnte so manche Handlungssprünge in der zweiten Hälfte des Films erklären. Video Buster bietet nun die offiziell "ungeschnittene Fassung" von Concorde/EuroVideo an, die eine FSK16-Freigabe erhielt. Sollte uns ein längeres, in sich geschlosseneres Filmerlebnis vorenthalten worden sein - von 70 herausgenommenen Minuten ist die Rede - müsste man den verantwortlichen Produzenten demzufolge statt eines "A.D." für Ihren Vermarktungstitel ein "a.D." als Zusatz für "außer Dienst" verleihen. Und man müsste noch einmal Vin Diesel aus dem Prolog zitieren: "Gott hat uns so viel gegeben, um zu sehen, was wir daraus machen. Selbst beschissene Laborratten hätten sich besser angestellt." (Zitat Ende)

Zahllose Unkenrufe zu BABYLON A.D. im Ohr, funktioniert der Film beim ersten Anschauen allerdings erstaunlich gut und kann durchaus als richtig schöner Genre-Beitrag gelten, der den naiv-sympathischen Charme der Actionfilme aus der Zeit vor der Jahrtausendwende versprüht. Wenn man die Erwartungen ganz niedrig hängt, wird man positiv überrascht und verbringt einen unterhaltsamen Filmabend. Das gesagt, erzeugt das Ganze allerdings ein Dilemma: Ihre Erwartungen könnten jetzt vielleicht gestiegen sein und Sie werden vor dem eigenen Bildschirm enttäuscht sein. Trotzdem: Flachbildschirm, flache Story, flache Erwartungshaltung - diese Rechnung geht auf!

Sagen Sie nach diesem Eindruck eher "Babylon Ade" oder lassen Sie sich doch von den Stärken des auf DVD und Blu-ray erschienen Verleihtitels BABYLON A.D. mitnehmen auf eine kurzweilige Filmreise? Film rein, Alltag raus! Autoaufkleber-Philosophie.

ungeprüfte Kritik

James Bond 007 - Ein Quantum Trost

Action, Krimi
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 02.04.2009
Ein Quantum Bourne: Craig, Daniel Craig ist in eine wilde Autoverfolgungsjagd verwickelt, bei der es nicht nur der Person im Kofferraum schlecht wird. Auch als Zuschauer wird man in der Eingangssequenz von EIN QUANTUM TROST (GB/USA 2008) ordentlich herumgeschleudert. Von einem MTV-Schnittstakkato war im Internet zu lesen, in das man nach dem Ende des Vorgängerfilms fast nahtlos gestoßen wird. Wobei heutzutage der MTV-Stil doch zumeist gar nicht mehr als Aufwertung für kunstvolle Cutter-Leistungen verwendet wird, sondern eher als Herabsetzung des Sehvergnügens. Warum eine Arbeitskollegin trotz dieses Bildfeuerwerks bereits kurz nach Filmbeginn einschlief? Folgen wir unvoreingenommen Bonds Wegen durch Italien, nach England, Österreich und Bolivien, ja sogar zu den Bregenzer Festspielen...

Attraktive Schauplätze erwarten uns, erwartungsgemäß. Der Brite Craig darf ein zweites Mal seine Fähigkeiten als Geheimagent Ihrer Majestät unter Beweis stellen, dabei waren schon bei seinem Einstand viele Pressestimmen reichlich boshaft. So sagte 'Die Zeit' ihm den (Zitat) "Charme eines russischen Dorfdiscobesitzers" nach. Doch wer hört schon auf Kritiker? Hier berichten wir Ihnen zumindest, dass Craig in diesem neuen, offiziell 22.James-Bond-Film gegen solche Unkenrufe mit vollem Körpereinsatz ankämpft. Noch schwieriger hat es der deutsche Regisseur Marc Forster, der in die Fußstapfen von Martin Campbell treten muss, dessen CASINO ROYALE (2007) doch einiges Lob von Seiten des Filmpublikums gefunden hat.

Viele von Forsters früheren Filmen, wie MONSTER'S BALL 2001 oder STAY 2005, sind beeindruckende Werke - die jedoch keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Dazu steckt hinter all den Wendungen und den wenig schlagfertigen Dialogen von QUANTUM TROST auch noch wie beim Bond zuvor der durch Werke wie L.A. CRASH oder MILLION DOLLAR BABY Oscar(c)-gekrönte Drehbuchautor Paul Haggis. Da möchte man schon meinen, dass Haggis klar hinter seinen Möglichkeiten bleibt.

Hat nun der Bösewicht Dominc Greene, gespielt vom Franzosen Mathieu Amalric, eine fesselnde Ausstrahlung, etwas Diabolisches? Na ja. Geht es Bonds Gegenspieler einfach nur um Macht, hat er Ölvorkommen im Visier oder doch andere natürliche Ressourcen? Alles funktioniert wie bei dem von Hitchcock geprägten Begriff des 'McGuffin', einem Gegenstand, hinter dem alle her sind, der die Handlung voran treibt und der im Grunde austauschbar ist.

Sind Sie nun hinter diesem Verleihtitel her, oder halten Sie die neueren Varianten für einen unnötigen Aufguss der klassischen Bond-Themen? EIN QUANTUM TROST zeigt zumindest, dass das Franchise doch noch einige Schauwerte bieten kann, hier und dort einige moderne Aspekte einbringt wie etwa häufige Handy-Kommunikation und virtuelle Multi-Touch Dashboards. Eine Technologie, die der Riese unter den Softwareherstellern sicher gern in Szene gesetzt sieht. Auch der weltweit viertgrößte PKW-Hersteller baut seine mal scheinbar lautlos, mal kernig ins Bild gleitenden Karosserien gern ein. Aber was wäre Bond schon ohne die zeitgemäßen Produktplatzierungen. Oder ohne die Bond-Girls? Eine von ihnen findet gar ihr Ende (bis auf den Anstrich) in einem historischen Bond-Girl-Tod. Trotzdem: Das wahre 007-Gefühl brandet leider erst so richtig in den letzten Minuten auf, das einen gespannter als vor dem Film zurücklässt, mit dem Versprechen: "Bond will return". Das zumindest ist doch ein Minimum an Trost!

Genug der Filmverweise. Hinein ins eigene Heimkino! Und für den Fall, dass Ihnen dieser neue Bond so gar nicht zusagt, haben wir noch eine kurze (nicht repräsentative) Umfrage innerhalb des Video Buster Teams für Sie gestartet. Wer ist nun der Lieblings-Bond und warum? Gibt es einen besonderen Favoriten unter den 22 (23 wenn man "niemals nie" sagt) Filmen?

=> Jan: "Mein Favorit unter den Darstellern ist Sean Connery, vermutlich wegen seines Humors und der hochgezogenen Augenbraue. DIAMANTENFIEBER gefällt mir am besten. Sind Bond-Filme nicht ohnehin seit dem Ende des Kalten Krieges zu Werbespots verkommen? Zumindest geht's seit CASINO ROYALE wieder zurück zu den Ian-Fleming-Wurzeln."
=> Jens: "Daniel Craig! Finde mit ihm ist die Filmreihe frischer, moderner und cooler geworden. Die alten Klassiker finde ich natürlich auch super. Der markanteste und beste Darsteller hier ist sicher Sean Connery. Aber Daniel Craig finde ich persönlich besser. Bester Bond Film ist klar CASINO ROYALE, bei den alten Filmen finde ich eigentlich alle gleich gut. TOMORROW NEVER DIES will ich nicht vergessen, da gefiel mir mit Teri Hatcher das Bondgirl sehr gut."
=> Lidia: "Also ich fand den Connery am besten. Der hat was Gentleman-haftes gehabt. Welcher der vielen 007 mir am besten gefällt? Kann ich gar nicht sagen. Was ich sagen kann: Für damalige Verhältnisse fand ich GOLDFINGER und LIEBESGRÜSSE AUS MOSKAU gut. Für heutige Verhältnisse STIRB AN EINEM ANDEREN TAG."
=> Sonja: "Ganz klar: Sir Sean Connery. Film(-Charakter) und Schauspieler passten einfach zusammen, spiegelt vor allem den Charme der 'alten' Bond-Filme besonders gut wieder. Der beste Bond ist für mich GOLDFINGER."
=> Julia: "Der beste Bond-Darsteller für mich ist Daniel Craig. Warum? Weil ich die anderen Bond Filme und Darsteller nicht richtig kenne. Ist einfach eine spannender Film und Bond ist einfach super, und die 'Auggeeeen' so schön blau. Mein Lieblingstitel ist also CASINO ROYALE."
=> Sascha: "Mein Bond ist Roger Moore. Warum, das sollte dir eine Frau beantworten. Die schönste Erinnerung hab ich an LEBEN UND STERBEN LASSEN."
=> Gisela: "Sean Connery, das ist ein zeitloser Mann - der ist heute noch attraktiv! Ich mag LIEBESGRÜSSE AUS MOSKAU sehr gern."
=> Dennis: "Mein Lieblings-Bond-Darsteller ist Pierce Brosnan, weil er Brite ist und somit den typisch smarten britischen Flair versprüht, den Daniel Craig nicht hat. Und er hat einfach die besseren Filme bekommen, sprich mehr Action – im Vergleich zu den alten Filmen, die heutzutage zwar gut, aber lahm sind. Außerdem fehlt mir persönlich der Bezug zu den alten Bonds, welche keine schlechten Schauspieler sind, nur eben nicht mehr zeitgemäß. Dazu gefiel mir EIN QUANTUM TROST überhaupt nicht und CASINO ROYALE ging nur so. Der beste Film? STIRB AN EINEM ANDEREN TAG, einer der Gründe ist sicher Halle Berry."

Welches ist Ihr liebster Bond und warum? Schreiben Sie jetzt Ihre eigene Kritik!

ungeprüfte Kritik

Napoleon Dynamite

Komödie
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 01.04.2009
In den USA und Großbritanien zum Kult gewordenes Regiedebüt von Jared Hess über einen kompromisslosen Verlierer aus dem amerikanischen Hinterland.
Zwischen anrührend und grotesk schwanken die Betrachtungen aus dem tristen Alltag des Titelhelden als eine Art Mischung aus „Royal Tennenbaums“ und „Willkommen im Tollhaus“. Geheimtipp mit Aussicht auf mehr.

ungeprüfte Kritik

Der Mann, der niemals lebte

Vertraue niemandem. Täusche jeden.
Thriller, Action

Der Mann, der niemals lebte

Vertraue niemandem. Täusche jeden.
Thriller, Action
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 25.03.2009
Der Mann, der niemals enttäuschte: Ridley Scott. Zugegeben, so absolut kann man eine derartige Äußerung nicht schreiben. Vor allem nicht, wenn man auf dieser Seite beim Anklicken seines Namens das Gesamtwerk des meisterhaften Regisseurs in der Filmliste detailliert Revue passieren lässt. Ob er bei seiner Verfilmung des Romans BODY OF LIES von David Ignatius enttäuscht? Niemals.

Es wird viel geboten, das gilt in diesem Fall einmal nicht nur für die Schauwerte des Films. Das Thema 'Terrorismus' allein ist brisant, zumal in einem US-amerikanischen Mainstream-Film. Leonardo DiCaprio spielt den CIA-Agenten Roger Ferris, der 'vor Ort' verdeckt gegen mögliche Terrorzellen operiert. Aus dem Blickfeld der Satelliten heraus wird er dabei von seinem Kollegen Ed Hoffman alias Russell Crowe überwacht. Soviel und nicht mehr sollten Sie sich vor dem geplanten Filmabend durchlesen. Nicht mehr! Denn die Spannung bezieht DER MANN, DER NIEMALS LEBTE (USA 2008) vor allem daraus, unberechenbar zu sein. Wenn man sich im Sessel in einer ähnlichen Gefühlslage wie Agent Ferris befindet, wenn man nie abschätzen kann, auf welcher Seite wer steht, wer die Fäden in der Hand hält, ist die Anspannung groß. Das hat beim unvoreingenommenen Anschauen wunderbar funktioniert und es entsteht der Effekt, der durch allzu viel Filmkonsum ab und an verloren geglaubt scheint: Man taucht vollständig in die Geschichte ein und vergisst die Realität.

Wie real nun die Darstellung der politischen Lager ist, darüber lässt sich auch nach dem Film diskutieren. Anregende Unterhaltung in vielerlei Hinsicht. Für eine gewisse Authentizität der Handlung sorgte Autor David Ignatius, der zuvor gut dreißig Jahre für die Washington Post in Krisengebieten tätig war. Dass bei der Drehbuchumsetzung wenig von seinem Scharfsinn verloren ging, dafür sorgte William Monaghan, der mit seinem DEPARTED (2006) bereits ohne große Verluste die asiatische Vorlage INFERNAL AFFAIRS (2002) in Hollywood-Gefilde transportieren konnte.

Bei diesem Zusammenspiel einiger der fähigsten Filmschaffenden sollte nichts schiefgehen, sollte man meinen. Tut es auch nicht. DiCaprio kann seine BLOOD DIAMOND (2006) Präsenz noch ein wenig steigern und reift zusehends, Russell Crowe ist weiterhin über jeden darstellerischen Zweifel erhaben. Sogar die kurze dreiteilige Dokumentation 'Actionable Intelligence' ist eine runde und informative Sache. Hier bekommt man einen Einblick ins souveräne Handwerk von Ridley Scott und in so manch geschickte 'Behind-the-Scene' Finesse an den Drehorten in Marokkos Hauptstadt Rabat.

Einziger erkennbarer Haken: Lässt man das DVD-Menü eine Weile durchlaufen, so startet sich der Film erneut. Diese Funktion bewirkt, da man gleich wieder von der schnell vorangetriebenen Handlung gefesselt ist und nun der Versuchung widerstehen muss, den Film zur vorgerückten Stunde nicht gleich noch einmal anzuschauen... Da außerdem ein Mitglied zu einer langen Rezension einmal geschrieben hat: "da hat man ja fast keine Lust mehr, selber was zum Film zu sagen", beenden wir die Filmvorstellung an dieser Stelle und überlassen Ihnen reichlich Platz für eine eigene Besprechung!

Im Film stellt der einflussreiche Geheimdienstler Hani Salaam (Mark Strong aus dem verwandten SYRIANA von 2005) unserem 'Helden' Ferris (DiCaprio) eine Bedingung: "Wenn wir zusammenarbeiten wollen, habe ich eine Regel, mein Guter. Belügen Sie mich niemals." Würden wir auch nie tun: Falls Sie den MANN, DER NIEMALS LEBTE noch nicht erlebt haben, sollten Sie der Versuchung nachgeben und ihn sich nach Hause bestellen. Echt wahr.

ungeprüfte Kritik

Mirrors

18+ Spielfilm, Thriller, Horror

Mirrors

18+ Spielfilm, Thriller, Horror
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 20.03.2009
Redrum ... Candyman ... Esseker! Der Franzose Alexandre Aja hat mit seinem neuesten Werk MIRRORS einen langen Weg zurückgelegt. Nicht nur bezogen auf die filmischen Vorbilder, auch beim Grübeln über den Drehbuchentwürfen. Daran haben er und sein Co-Autor Grégory Levasseur monatelang gesessen. Ob sich die Mühe gelohnt hat? Wir reflektieren für Sie das Filmerlebnis der vergangenen Nacht.

Vergangenes, das scheint in MIRRORS (USA/Rumänien 2008) allgegenwärtig: Ben Carson, der seinen ehemaligen Alkoholkonsum und seine Stimmungsschwankungen nicht in den Griff bekam, musste den Polizeidienst quittieren und lässt sich auf einen Job als Nachtwächter in einem Kaufhaus ein. Das ehemals prunkvolle Gemäuer ist bei einem Großbrand fast vollständig zerstört worden, hat einen unter Wasser stehenden Keller, riesige sauber-polierte Spiegel und gibt nach und nach so manch unliebsames Geheimnis preis. Für ein gruseliges Ambiente ist also gesorgt, schließlich haben Nachtwächter wie in NIGHTWATCH - NACHTWACHE (1994) selten ereignislose Arbeitszeiten.

Wenn dann auch noch der Vorgänger tot aufgefunden wird und die Spiegel kommunizieren wollen, stehen alsbald die Haare zu Berge. Hin und wieder auch die Nackenhaare des Zuschauers, zumindest wenn man sich in einem abgedunkelten Zimmer und einem effektvollen Raumklang ganz und gar auf das Filmerlebnis und die zugegebenermaßen hanebüchene Erzählstruktur einlässt. Denn natürlich versteht der vielgelobte Aja (Jahrgang '78) sein Regiehandwerk. Als junger Wilder unter den europäischen Filmemachern hat er sich mit nur einem radikalen Film - 'Haute Tension' von 2003 - eine Fangemeinde geschaffen, der sich sogar Altmeister Wes Craven anschloss. Gemeinsam haben die beiden 2006 Cravens Remake THE HILLS HAVE EYES akkurat und blutig auf uns losgelassen. Mit Erfolg.

Die Besetzung und die darstellerischen Leistungen in MIRRORS sind tadellos. Kiefer Sutherland dominiert das Geschehen, sowohl als zentrale Figur wie mit seiner Präsenz. Fans der TV-Serie '24' könnte sein Jack-Bauer-Charakter noch allzu vertraut sein, obwohl selbst dieser sich in das Schicksal des Ben Carson (hypothetisch gedacht) nahtlos einfügen könnte. Sutherlands Flüche wie "Dammit!" und "God dammit!" verstärken diesen Bezug noch, schließlich gab es zur damaligen '24' US-Fernsehausstrahlung sogar ein "Dammit"-Spiel, bei dem Studenten bei jedem seiner Ausrufe ein Glas 'auf ex' trinken mussten.

Schade nun, dass sich die Nackenhaare in der ersten Hälfte von MIRRORS aufgrund so mancher Filmklischees sträuben. Wenn die wieder einmal unter ihren Möglichkeiten agierende Amy Smart den Bezug zur Hauptperson so auflösen muss, dass sie im Film sagt: "Ich bin deine Schwester!" Wenn der erste Schreck durch das Hochfliegen einer verirrten Taube erreicht wird, später mit einer hervorspringenden Katze oder einem Hund. Wenn jemand beim Zuklappen des Badezimmerspiegels ins Bild kommt. Das löst viel zu oft ein filmisches DEJA-VU (2006 ebenfalls mit Hauptdarstellerin Paula Patton) aus.

Die Bilder und Sets sind stimmig, die Darsteller überzeugen, die Atmosphäre ist meist dicht. Einzig das Drehbuch schwächelt mal wieder enorm, das bestätigen die Schreiber Aja und Levasseur im Audiokommentar der entfallenden Szenen sogar. Erst nach Testvorführungen vor Publikum konnte man sich für eines der Filmenden entscheiden, so manche bereits gefilmte Situation fiel der Schere des fähigen Cutters 'Baxter' zum Opfer. Das zur Sprache gebrachte Vorbild, Stanley Kubricks SHINING von 1980, wird qualitativ nie erreicht. Es sollte eine Hommage werden. Es wurde ein Remake des südkoreanischen INTO THE MIRROR (1993) und zählt bestimmt nicht zu den misslungenen asiatischen Filmidee-Importen. Der kulturhistorische Ansatz im mitgelieferten Making-of allerdings ist gänzlich haarsträubend. Falls tatsächlich viele Mythen um die Bedeutung des Spiegels ins Script einflossen, hätte eines mehr Beachtung verdient gehabt: Der Film an sich, als ein wirkungsvoller Spiegel menschlicher Ängste, der seine Magie hier nicht recht entfalten konnte.

Es erwartet den gewillten Heimkino-Zuschauer also eine gut inszenierte Geisterbahnfahrt, mit so manch vertrautem Effekt, auf einer etwas holperigen Schienenführung. Und wenn das Ende der Geisterbahn nach gut 100 (ungeschnittenen) Minuten erreicht ist, so landet man wieder dort, wo man zuvor war. Dann, wenn man nach dem Filmende zum 'Austreten' unweigerlich am Badezimmerspiegel vorbei kommen wird, muss man feststellen - einen nachhaltigen Schauer hat MIRRORS nicht hinterlassen. Trauen Sie sich und riskieren Sie selbst einen Blick: in Alexandre Ajas Spiegel.

ungeprüfte Kritik

Eagle Eye

Außer Kontrolle
Thriller, Krimi

Eagle Eye

Außer Kontrolle
Thriller, Krimi
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 12.03.2009
Big Brother ... Außer Kontrolle: Was passiert, wenn sich der Hightech-Überwachungsapparat und unsere modernen Kommunikationswege plötzlich gegen uns wenden? Und was passiert, wenn uns Steven Spielberg als ausführender Produzent in einem ebenso technisierten 80-Millionen-Dollar-Pojekt die filmgewordene Prophezeiung der wüstesten Verschwörungstheoretiker zwei Stunden lang in einem blinkenden und krachenden Actionmarathon vorsetzt?

Eine große Gefahr, so heißt es von Systemkritikern, läge darin, dass sich Privatpersonen im Angesicht von Kameras an öffentlichen Orten und mehr oder weniger legalen Abhörmaßnahmen abwiegelnd dazu äußern würden, sie hätten ja nichts zu verheimlichen. Von Filmkritikern ist häufig eine andere Art von Abwiegelung zu hören, die ebenso blind machen könnte: Ein Actionfilm könne genossen werden, wenn man "das Gehirn einfach ausschaltet", "das Ganze nicht so ernst nimmt", wenn es "ein regnerischer Sonntag" ist oder man schlicht "nicht zu viel erwartet". Beide Fälle haben natürlich eine Daseinsberechtigung und auch kann man die reale Bedrohung durch hochtechnische Überwachung nicht verharmlosen durch einen Vergleich mit Filmkonsum, doch sollte man in der Realität ein gewisses Misstrauen nicht verlieren und im Heimkino nicht ein Mindestmaß an Erwartung.

Dass die Hollywood-Maschinerie uns inzwischen perfekt durchgestylte Spielfilme präsentiert und in High-Definition ins Wohnzimmer transportiert, das stößt auf ungeteilte Begeisterung. Was großartige von mäßigen Filmen ("...aber die Effekte!") unterscheidet, ist ein ordentliches Drehbuch mit einer schönen Geschichte und guten Dialogen. Das funktioniert bei Independent-Arthouse-Nischenfilmen genauso wie bei bombastischsten Sommerblockbustern. Wenn man nun zunächst die Namen der an EAGLE EYE (2008) Beteiligten überfliegt, fällt die Verbindung Spielberg/LaBeouf auf. Denkt man in Richtung TRANSFORMERS (2005) und INDIANA JONES 4 (2008), ist man dem Ganzen auf der Spur: Fantastische Bilder und, und...

In Filmbesprechungen sollte - da sind sich viele einig - von Inhaltsbeschreibungen Abstand gehalten werden. Schließlich liest man eine Rezension entweder, weil man sich den Film noch ansehen möchte (dann sollte nichts verraten werden), oder man hat ihn bereits gesehen und möchte eine andere Meinung hören (dann kennt man die Handlung). Im Fall von D.J. Carusos Regiearbeit EAGLE EYE möchte man gar nicht erst mit dem Nacherzählen des roten Fadens anfangen, denn das kann nur verworren klingen. Dabei hat Caruso eine sehr sympathische Darstellerriege zusammengestellt: Im Mittelpunkt steht Shia LaBeouf, der in wenigen Jahren eine in seiner Alterssparte konkurrenzlose Kassenschlager-Beteiligung hingelegt hat und schon einmal 2007 von Caruso als Sympathieträger für DISTURBIA verpflichtet wurde.

In EAGLE EYE spielt LaBeouf einen Kopiergeschäft-Angestellten, der nach dem Tod seines Bruders schlagartig in ein Netz aus Computerüberwachung und Verfolgungsjagden gerät. Seine Mitstreiterin wider Willen ist die charmante Michelle Monaghan, der Video Buster kürzlich ein Starportrait widmete. Das Portrait wurde seinerzeit unter das Motto "Kiss Kiss, Bang Bang" gestellt, eine Bezeichnung, die aus den Spionagefilmen der 60er Jahre James-Bond-Ära stammt (und dazu titelgebend ist für ihren Film von 2005). Auf "Kiss Kiss" wurde in ihrem neuesten Filmauftritt lobenswerterweise verzichtet, als Actionfilm ist er konsequent. Allerdings auch enttäuschend, wenn man zuvor von der BOURNE-Trilogie (2002-07) und seiner handfesten Machart elektrisiert war.

So richtig 'elektrisiert' wird hier nur eine Nebenfigur, obwohl doch eine wahre Flut an "Bang Bang" geliefert wird. Auch einige schöne Filmzitate wie das unverkennbare rote 'Auge' des Computers HAL aus Stanley Kubricks 2001 (1968) oder die Schlusssequenz, die als Hommage an Alfred Hitchcocks DER MANN, DER ZUVIEL WUSSTE (1956) gesehen werden kann. Ob allerdings der andernorts unzählige Male verwendete Slogan zur Filmbewerbung - "Daran hätte Hitchcock seine helle Freude gehabt!" - auf EAGLE EYE zutreffen könnte, das darf stark bezweifelt werden. Schon gar nicht mit der letzten Szene, die Spielberg wie im MINORITY REPORT (2002) inzwischen offensichtlich immer weichspülend nachreichen muss. Manchmal ist weniger mehr, daher schnell zum Abschluss ein Kommentar von LaBeouf über das Date eines Freundes: "Was habt denn ihr heute vor? Filmfilet essen, dazu 'ne Cola, in die Videothek 'ne Liebesschnulze besorgen und danach zu Mami nach Hause auf die Couch?" Dann doch lieber EAGLE EYE bei Video Buster ausleihen, für einen gemütlichen Filmabend in den eigenen vier Wänden, mit Spiegelei und EAGLE EYE. An einem regnerischen Sonntag, wenn man denn "das Ganze nicht so ernst nimmt".

ungeprüfte Kritik

Die Fremde in dir

Wie weit würdest du gehen, wenn du alles verlierst?
Thriller

Die Fremde in dir

Wie weit würdest du gehen, wenn du alles verlierst?
Thriller
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 02.03.2009
Genrefilm mit Ecken und Kanten

Die Grund-Story ist bekannt, seit Charles Bronson in “Ein Mann sieht rot“ 1974 das Recht in die eigenen Hände genommen hat. Insofern sollte hier nicht allzu viel Neues erwartet werden. Neil Jordan versucht zwar aus dem Schema des Rache-Films immer wieder auszubrechen, scheitert aber letztlich an dem eigenen Anspruch. Dass der Film trotzdem funktioniert, ist vor allem dem feinfühligen Spiel von Jodie Foster zu verdanken, die der Hauptfigur sehr viel Tiefe verleiht und dabei immer glaubwürdig bleibt. In dieser Glaubwürdigkeit und Zerrissenheit des Charakters liegt denn auch der Hauptunterschied zu den üblichen Rache-Epen, deren Daseinszweck hauptsächlich in reichlich Action und Schadenfreude besteht.

Insgesamt ein wirklich spannender Thriller mit Top-Schauspielern.

Viel Spass beim Film wünscht
Eure Video Buster Redaktion

ungeprüfte Kritik

Die Stadt der Blinden

Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 25.02.2009
Erblinden?! Für Filmliebhaber ein Alptraum. Ist das neue Werk von Fernando Meirelles ein ebensolcher? Wir werden sehen. Weiß ist der Bildschirm zu Beginn und weiß eingetaucht wird er noch häufiger in den folgenden zwei Spielfilmstunden. Denn die an einem mysteriösen Virus erkrankten Menschen finden sich nicht in schlagartiger Dunkelheit wieder, sondern in gleißender Helligkeit. Statt nichts mehr zu sehen, sehen sie zu viel, so die Aussage eines Augenarztes (Mark Ruffalo). Damit Sie nicht schon zu viel 'zu sehen' bekommen, soll es bei diesem Einblick in die Handlung bleiben.

Der Einäugige ist unter Blinden bekanntermaßen König - als einziger Sehender jedoch ist man das Opfer. Das zeigt uns die zentrale Filmfigur, die sich das ganze Elend im wahrsten Sinne des Wortes 'ansehen' muss. Dies bitte nicht auf den Film beziehen! Sicherlich waren die Erwartungen viel zu hoch an DIE STADT DER BLINDEN (2008). Wenn ein international gefeierter Filmemacher wie Fernando Meirelles nach jahrelangem Drängen die allerersten Filmrechte vom Nobelpreisträger für Literatur - dem Portugiesen José Saramago - übertragen bekommt, kommt das einer kulturellen Heiligsprechung nahe. Zum Glück ist die hier und jetzt präsentierte DVD- und Blu-ray-Veröffentlichung nicht ganz so konsequent wie Derek Jarmans damaliger Experimentalfilm BLUE (1993) mit seinen durchweg blauen Filmbildern...

Meirelles BLINDNESS, das ist der vielseitigere Originaltitel, ist sehenswert. Nicht von der Genialität seines CITY OF GOD (2002), eher ein anspruchsvoller Problemfilm wie DER EWIGER GÄRTNER (2005). Als Eröffnungsfilm durfte der brasilianische Regisseur aus Sao Paulo sein pessimistisches Drama am Abend des 14. Mai 2008 bei den Filmfestspielen in Cannes zeigen und erhielt dort sogar eine Nominierung als Anwärter auf die 'Goldene Palme'. Verrisse hagelte es dennoch von zahllosen Kritikern und Zuschauern. Differenzierter sah es ein englischer Rezensent, der jedem diesen Film ans Herz legen möchte, der ihn sich allein zu Gemüte führt. Um der Gefährdung einer guten Freundschaft oder dem Scheitern eines Dates vorzubeugen. So pessimistisch ist das Thema, so schmutzig sind die Schauplätze.

Den zu Beginn erwähnten Filmliebhabern könnten trotzdem die Augen aufgehen, denn es gibt einiges zu entdecken. Im Kleinen, wenn ein Tisch mit einem Mal im Bildzentrum erscheint, als ein Blinder dagegen läuft. Im Großen, wenn man sich an der Fülle von Allegorien erfreuen kann. Auch wenn diese natürlich primär aus der Erzählung Saramagos stammen - als misslungen darf man die filmische Umsetzung dennoch nicht bezeichnen. Dafür ist sie zu mutig-sozialkritisch, verzichtet auf die übliche Effekthascherei. (Wieso muss man jetzt an Danny Boyles 28 DAYS LATER von 2002 denken?) Weit weg vom Eindruck eines B-Movies wollte der Regisseur seine Bilder nach eigener Aussage bringen und er wollte jegliche Verbindung zum Zombie-Genre vermeiden. Die Klassiker von George A. Romero drängen sich trotzdem unweigerlich auf, gerade im starken letzten Drittel des Films.

Nun wirkt die Rollenbesetzung (u.a. Julianne Moore, Danny Glover, Gael García Bernal) zugegebenermaßen ein wenig sperrig, ebenso die eigenwillige Filmmusik. Letztere allerdings wirkt zumindest dem in US-Produktionen so häufig auftretenden 'Mickey-Mousing' - dem musikalischen Nachahmen eines jeglichen Bildgeschehens - angenehm entgegen. Die Kameraarbeit ist ebenso eigenwillig wie schlicht-überzeugend und steigert die Urangst, von einem auf den anderen Augenblick zu erblinden. Wenn schwer erträgliche Unmenschlichkeiten geschehen, geht sie ins Detail. Gut so, denn der wahre Alptraum spielt sich schließlich in unseren Köpfen ab. Und bald auch auf Ihrem heimischen Fernseher? Sehen Sie sich die STADT DER BLINDEN an und machen Sie sich selbst ein Bild.

ungeprüfte Kritik

Happy-Go-Lucky

Komödie, Drama

Happy-Go-Lucky

Komödie, Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 24.02.2009
HAPPY-GO-LUCKY - Selten hat ein Film im Kino so polarisiert. Da sitzt man in den engen Reihen eines kommunalen Kinos, staunt über die Alltagserlebnisse, lacht über die Schlagfertigkeit der Hauptfigur Poppy (Sally Hawkins), erfreut sich an der typisch englischen Situationskomik auf der Leinwand - während der Sitznachbarin alle fünf Minuten ein betont gereiztes "Furchtbar!" ein "Soll das witzig sein?!" oder ein "Ist DIE nervig!" entfährt. Sollte man einen solchen Spielfilm nun also völlig uneingeschränkt empfehlen? Ja, mit dieser Vorwarnung und Empfehlung zugleich!

Als 'Feel-Good-Movie' beworben, werden im bunten Trailer gleich folgende Worte eingeblendet: "Im Leben hat jeder seine Höhen und seine Tiefen - naja fast jeder...". Die Frage ist, ob Poppys Alltagserlebnisse und ihre Lebenseinstellung tatsächlich so unbeschwert-glücklich sind, wie es die Vorschau vorgibt. So eindimensional ist der Film nämlich gar nicht. Nicht umsonst sagt man schließlich: Wo Licht ist, da ist auch Schatten. Außerdem haben wir hier eine britische Komödie vor uns, die ohne einen Spritzer Zynismus nicht auskommt. Noch dazu ist Poppy vom Ausnahmeregisseur Mike Leigh ins rechte Licht gesetzt worden, der u.a. für LÜGEN UND GEHEIMNISSE (1996) eine Oscar(c)-Nominierung und den Hauptpreis bei den Filmfestspielen in Cannes erhielt. Seine Handwerkskunst ist auch bei HAPPY-GO-LUCKY (2008) in jeder Szene zu spüren, denn so beiläufig die Situationen auch erscheinen mögen, so hintergründig-zwischenmenschlich sind sie bei genauerem Hinsehen. Ob man Poppy und ihre Art, mit Buchhändlern und Fahrschullehrern umzugehen, nun leiden kann, oder nicht: Treffen Sie sich mit ihr zu einem Filmabend und sagen Sie ihr die Meinung. Aber bitte nicht alle fünf Minuten!

Den DVD-Start von HAPPY-GO-LUCKY haben wir zum Anlass genommen, unsere Kolleginnen und Kollegen nach deren ganz speziellen Filmen zu fragen, die sie in jeder Lebenslage rundum 'happy' machen. Hier spontan einige beglückende Filmerlebnisse aus dem Team:

EIN KÖNIGREICH FÜR EIN LAMA (sagt Christoph)
KUNG-FU-PANDA (Katharina)
SHREK (Stefan)
CHUCK UND LARRY (Florian)
…UND DANN KAM POLLY (Julia)
OCEAN'S ELEVEN (Arwed)
DIE LEGENDE VON BAGGER VANCE (Christian)
DER KLANG DES HERZENS (Elaine)
RITTER AUS LEIDENSCHAFT (Melanie)
SEX AND THE CITY (Antje)
ZWEI AUSSER RAND UND BAND (Malte)
50 ERSTE DATES (Andre)
MAMMA MIA! (Anja)
DAS SINGENDE KLINGENDE BÄUMCHEN (Anni)
OVERBOARD - EIN GOLDFISCH FÄLLT INS WASSER (Gisela)
DER GLÜCKSBRINGER (Cristian)
BEAUTIFUL GIRLS (Phil)
HIGH FIDELITY (Phils Papa Rudi)
DER STERNWANDERER (Sven)
AMERICAN BEAUTY (Manuel)
KEIN PARDON (Jens)

Nachtrag im Februar 2009 => Selten hat ein Film so polarisiert? Das bestätigen auch andere Video Buster Mitglieder. Filmfan 'timotee' schreibt am 28.01.: "Ein sehr amüsanter Film über eine sehr eigensinnige Frau.(...) Ich persönlich kann den Film, mit seinem köstlichen Humor und sehr gutem Soundtrack empfehlen." Dagegen berichtet 'Morticia147' am 31.01.: "So ziemlich das miesestes was ich seit langem gesehen habe. Nach 10 min. ging mir total überdrehte, künstliche und hysterische Getue der Hauptdarstellerin schon enorm auf die Nerven."

Nun sind Sie also an der Reihe: Mit einem Klick auf 'Eigene Kritik schreiben' können Sie nach der Begegnung mit Polly ihre Meinung zu HAPPY-GO-LUCKY kundtun. Ob nun aus Solidarität mit der Hauptfigur oder mit der Kinositznachbarin ("Furchtbar!"). Und dazu können Sie allen Mitgliedern mitteilen, welcher Film SIE in jeder Phase ganz besonders 'happy' macht.

ungeprüfte Kritik

Charlie Bartlett

Komödie
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 19.02.2009
Mit Fühl-dich-gut-Musik des DVD-Menüs im Raum geben wir Ihnen entspannt und gut gelaunt einen kleinen Einblick in Charlie Bartletts Welt. Oder ist es die Welt von John Hughes? Wir werden sehen...

Der brüllende Löwe im 'Metro Goldwyn Mayer' Logo führt uns direkt in die schöne (heile?) Filmwelt: Charlie bereitet sich auf seinen großen Bühnenauftritt vor, richtet sich Jackett und Krawatte. Hinaus geht es in das Scheinwerferlicht und die Menge im Saal tobt. Geweckt aus diesen Tagträumen wird er von einem Mitarbeiter, der ihn zum Schulleiter ruft. Denn die Realität spendet Charlie keinen tobenden Applaus, sondern einen weiteren Schulverweis.
So beginnt die Geschichte um Charlie, der sich wie der Hochstapler in CATCH ME IF YOU CAN (Leonardo Di Caprio 2002) in schuleigene Psychologie-Wälzer einliest, als Patient diverse Rezepte und Pillen von Seelenklempnern einsammelt und sich nebenbei selbst von seiner ewigen Sorge um Popularität befreit und der Suche nach dem Platz im Leben ein Ende bereitet.

Die 'Special Features' auf der DVD geben neben einem Zusammenschnitt ('Restroom Confessional') und einem Musikvideo ('Spiral Beach - Voodoo') nicht allzu viel her. Also mal in den Audiokommentar mit Regisseur Jon Poll und seinem sympathischen Hauptdarstellerpaar Kat Dennings und Anton Yelchin hineingehört. Und man höre und staune, sie setzten sich mit CHARLIE BARTLETT auf dem Mauii-Filmfestival gegen ähnliche Filmkonkurrenten wie SUPERBAD (2007) durch und bekamen den Publikumspreis! Popularität also auch für die Filmcrew. Und der Regisseur fügt noch hinzu, dass gegenteilige Zuschauermeinungen vermuteten, dass diejenigen positiven Publikumsstimmen selbst unter einem gewissen Charlie-Bartlett-Medikamentenrausch gesteckt haben müssten. Wer weiß, vielleicht sagen Sie uns das nach dem Anschauen auch nach über die hier vergebenen vier Sterne. Oder aber Sie gründen mit uns und den bisherigen Userkritik-Schreibern in Gedanken einen Charlie Bartlett Fanclub und sehen sich ebenfalls noch einmal die besten 80er Jahre Filme des Regisseurs John Hughes wie BREAKFAST CLUB (1985) oder FERRIS MACHT BLAU (1986) an, schließlich hat der diese Filmgattung quasi erfunden.

Die letzten Zeilen im Abspann von CHARLIE BARTLETT (2007) lauten übrigens: 'No teenagers were harmed in the making of this movie'. Statt der obligatorischen Tierschutznennung werden hier also Teenager in Schutz genommen und kamen demnach nicht zu Schaden. Wir als Zuschauer auch nicht. Geheilt von Charlie Bartlett können wir Ihnen nun also einen entspannten Filmabend als Rezept gegen Trübsinn an die Hand geben.

ungeprüfte Kritik

Zurück im Sommer

Manchmal muss man sich verlieren, um zueinander zu finden.
Drama

Zurück im Sommer

Manchmal muss man sich verlieren, um zueinander zu finden.
Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 11.02.2009
11:11 Uhr ... Es ist ein Drama, das kann man wohl sagen! Ob "Zurück im Sommer" (USA 2008) auch dramatisch ist? In manchen Momenten. Nicht zu harsch will man im Nachhinein mit dem Gesehenen ins Gericht gehen. Es könnte womöglich autobiographisch sein! Und tatsächlich: Dennis Lee, der Drehbuchautor und Regisseur, arbeitet mit diesem Spielfilm Abschnitte seiner Vergangenheit auf und teilt familiäre Konflikte mit uns. Das ist zunächst einmal sehr freigiebig und mutig. Das dachten sich anscheinend auch die namhaften Schauspieler, die sich trotz geringen Budgets für dieses Projekt verpflichten ließen: Julia Roberts und Willem Dafoe, Emily Watson, Carrie-Anne Moss und Ryan Reynolds.

Dazu hübsche Filmbilder: Endlos wirkende Felder in sommerlich-warmen Licht (und Regen) erinnern an Philip Ridleys "Schrei in der Stille" (1990), einem kleinen Drama über einen Jungen, der ohne die Zuwendung seines Vaters erwachsen werden muss. Da fühlt man sich beim Anschauen des Dennis Lee Films tatsächlich "Zurück im Sommer". Ein Vergleich scheint ohnehin ungleich, wenn man zuvor ein Wochenende mit der TV-Serie "Six Feet Under" (2001-05) verbracht hat. Der Gegenüberstellung mit den dort geschehenen Zerwürfnissen, Todesfällen, der Leidenschaft und der Trauer, den Generations-Reibereien und elterlichen Machtkämpfen hält "Fireflies in the Garden" (so der Originaltitel) einfach nicht stand. Völlig richtig: "Schade", wie es bereits zwei Video Buster Mitglieder in ihren Kritiken fanden. Der Film will einem einfach nicht nahe gehen, so sehr solch unbequeme Familiendramen - wie die großartig inszenierte Vergangenheitsbewältigung in "Als das Meer verschwand" (2004) - ganz persönlich am Herzen liegen.

Dabei hat sein Film ohne Zweifel ein Potpourri aus wunderbaren Darstellern zu bieten, so wie man sie sich einzeln zusammenstellen wollen würde. Dafoe wirkte in Rollen selten unsympathischer, nicht einmal als Anführer einer Straßengang in Walter Hills "Straßen in Flammen" (1984). Ryan Reynolds streicht nach reifer werdenden Rollen wie in "Vielleicht, vielleicht auch nicht" (2007) ein weiteres Mal seine Qualitäten als ernsthafter Charakterdarsteller heraus. Gemeinsam jedoch werden die prominenten Köpfe einfach nicht zu einer Familie. Wenn diese Tatsache die porträtierte Zerrissenheit innerhalb der Verwandtschaft wiederspiegeln soll, so muss man sich selbst oberflächlich betrachtet ernsthaft fragen, ob Julia Roberts als Mutter eines vollbärtigen Reynolds durchgeht und ob wir Zuschauer einem Dennis Lee seine Schwächen im Drehbuch durchgehen lassen.

Zum Navigieren durch die DVD-Menüpunkte hält übrigens ein Schmetterling her, statt einem Glühwürmchen (siehe "Fireflies in the Garden"). Alles passt ins Gesamtbild: Liebevoll, schön, bedacht - eins daneben. In einem Interview-Ausschnitt gibt Dennis Lee dann noch an, dass laut seiner Schwester bestimmt 60 Prozent seines Drehbuches autobiographisch gefärbt seien. Vielleicht 30 Prozent stamme von Selbsterlebtem, verringert Lee diesen Anteil. Das könnte genau das Drittel ausmachen, welches im Film wirklich berührt, hängenbleibt, echt wirkt. Die kleinen Szenen auf dem Hausdach, am See, mit den Glühwürmchen im Garten. Der Rest: ein Drama.

ungeprüfte Kritik

Rescue Dawn

Inspiriert durch eine wahre Geschichte.
Kriegsfilm, Abenteuer

Rescue Dawn

Inspiriert durch eine wahre Geschichte.
Kriegsfilm, Abenteuer
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 04.02.2009
Kriegsschauplätze und Werner-Herzog-Filme haben eins gemeinsam: Sie sind immer eine bleibende Erinnerung. Zumeist verbunden mit Bildern, die man nicht mehr vergisst. Was an Werner Herzog als Filmemacher wieder einmal imponiert, ist der Einsatz und die absolute Überzeugung, mit der er sein Ziel verfolgt. Ganz so, wie die Hauptfigur in RESCUE DAWN (USA 2006).

RESCUE DAWN ist kein Kriegsfilm, das sagt Herzog in einer mitgelieferten Dokumentation. Es ist ein Film, dessen Handlung im Jahr 1965 angesiedelt ist, als der Konflikt zwischen den USA und Vietnam zu den allerersten militärischen Kampfhandlungen führt. In Laos wird der Pilot Dieter Dengler, gespielt von Christian Bale, vierzig Minuten nach Beginn seines ersten Flugzeugeinsatzes über dem feindlichen Dschungel abgeschossen und gerät in Gefangenschaft. Im englischen als 'POW' ('Prisoner Of War') bezeichnet, als Kriegsgefangener, ist Dengler der einzige amerikanische Soldat, der aus vietnamesischer Gefangenschaft flieht und ... gerettet werden kann? Wir wollen nicht zu viel verraten.

Die Eröffnung ist brillant, mit Originalaufnahmen von Bombenabwürfen und den flammenden Explosionen inmitten der wunderschönen vietnamesischen Landschaft. Werner Herzog fand seine wunderschönen Spielfilmmotive übrigens in Thailand. Mit in der Tat vollem Körpereinsatz haben er und seine Darstellerriege viele dicht erzählte Passagen erschaffen. Um alles möglichst authentisch in Szene zu setzen, ernährten sich die Schauspieler zuvor unter ärztlicher Aufsicht mit minimalsten Wasserrationen und Früchten. Vor der Kamera aßen sie echte Maden, ließen sich Blutegel auf die Brust setzen und liefen die meiste Zeit barfuß.

Untermalt wird das Geschehen von der Musik des Deutschen Klaus Badelt, einem ehemaligen Azubi von Starkomponist Hans Zimmer, der bereits beim FLUCH DER KARIBIK (2003) für eine packende Klangkulisse sorgte. Einziger Wehrmutstropfen des Ganzen ist vielleicht, dass sich die unkritisch aufgenommenen Eindrücke des Gesehenen in RESCUE DAWN relativieren, wenn man beispielsweise den Namen der verantwortlichen Produktionsfirma 'Top Gun Productions' liest, wenn man den heroischen Filmbildern der amerikanischen Kriegsmaschinerie und den zelebrierten Männerbünden der Armee zu Beginn und am Ende des Films beiwohnt. Betrachtet man den Film als Einzelportrait über das Schicksal eines beeindruckenden Mannes mit großem Idealismus und noch größerem Überlebenswillen, ist er zweifelsohne beeindruckend. Werner Herzogs vor zehn Jahren gedrehter Dokumentarfilm "Little Dieter Needs to Fly - Flucht aus Laos" (1998) hätte möglicherweise als filmisches Denkmal ausgereicht. Auch ist Dieter Denglers eigene Einschätzung zu Herzogs Film nicht gerade von Bescheidenheit gekennzeichnet: "Werner, das ist ein Film, den du für deine Enkel und deine Urenkel machen wirst!" ("Werner, this is gonna be a film you will make for your grandchildren and great-grandchildren!") Auch Werner Herzogs Kommentar: "Das ist eine Geschichte für die Ewigkeit." ("This is a story, that will last for the ages.") hat ähnliche Tendenzen. Da sollte man ein wenig relativierend ein Zitat von Kritiker Ken Hanke im 'Mountain Express' vom August 2007 anfügen: "Ein Autor, dem es nichts ausmacht, seine Darsteller durch die Hölle zu schicken, um den Film zu erhalten, den er will. Und trotzdem ... irgendetwas stimmt nicht mit diesem Film." ("A director who doesn’t mind in the least putting his cast through hell to get the movie he wants. And yet ... something is wrong with this film.")

Gleichermaßen interessant wie beeindruckend sind die Bilder vom Drehort, die in mehreren dokumentarischen Clips in den DVD-Extras gezeigt werden. Wie sich die Darsteller in der Vorbereitung zum Film bis auf die Knochen herunter gehungert haben und warum dieser Umstand das Drehen der Filmszenen in chronologisch umgekehrter Reihenfolge zur Folge hatte, das sehen Sie im Bonusmaterial. Wünscht man bei diesem Filmgeschehen nun "gute Unterhaltung"? Schreiben Sie Ihr persönliches Erlebnis mit dem Film RESCUE DAWN in einer eigenen Video Buster Kritik, um zu berichten, was Sie möglicherweise enttäuscht und was am meisten beeindruckt hat!

ungeprüfte Kritik

All the Boys Love Mandy Lane

So süß. So sexy. Zum Sterben schön.
18+ Spielfilm, Horror, Thriller

All the Boys Love Mandy Lane

So süß. So sexy. Zum Sterben schön.
18+ Spielfilm, Horror, Thriller
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 23.01.2009
"All the Boys Love Mandy Lane". All the boys? Werden auch alle Zuschauer Mandy Lane lieben? Und welche Schauspielerinnen und Schauspieler werden von allen geliebt? Wir klären auf, über den Film, seine Figuren, seine Zielgruppe und über wen wir ins Schwärmen geraten.

Alle lieben Mandy Lane, das gilt im Film nicht nur für die "Boys" sondern auch für die Schulkameradinnen. Wir jedenfalls haben uns zwar nicht unsterblich in den Film ALL THE BOYS LOVE MANDY LANE (2006) verliebt, von der gut gemachten 90-minütigen Verführung möchten wir Ihnen aber gerne berichten. Die ungeschnittene DVD-Neuerscheinung haben wir außerdem zum Anlass genommen, spontan kreuz und quer im Team von Video Buster nachzufragen, welche Filmstars von allen geliebt werden. All the boys/girls love...? (unten mehr)

Zum Film: Mit dem vergleichsweise lächerlich geringen Budget von 750.000 Dollar hat der Regieneuling Jonathan Levine das Kunststück vollbracht, aus einer Handvoll unbekannten Darstellern, vertrauten Teenie-Schablonen und abgedroschenen Horrorfilm-Situationen ein mal mehr, mal weniger beachtliches Werk zu erschaffen. "Die Bilder stimmen!", wie ein Bekannter nach ordentlichen Kinofilmen zu sagen pflegte. Schon der Einstieg von ALL THE BOYS LOVE MANDY LANE mit der Gruppe 'Bedroom Walls' und ihrem Song 'In Anticipation of Your Suicide' ist sympathisch. Klanglich wird man in eine schwüle Leichtigkeit hineingezogen und von den warmen Farben der Filmbilder eingelullt. Eine Schulklingel schrillt und leitet für die Schüler den Start in die Sommerferien und für uns den Beginn eines (sozialkritischen?) Teenager-Thriller-Splatter-Films ein.

Kritiker können MANDY LANE die unübersehbare Klischeehaftigkeit vorwerfen. Dabei scheint das Zitieren von Genreklassikern wie dem TEXAS CHAINSAW MASSAKER von 1974, dem 'Camp Crystal Lake' aus FREITAG DER 13. (1980 bis heute) oder den Werken jüngerer Filmemacher wie dem Franzosen Alexandre Aja (u.a. HIGH TENSION von 2003) inzwischen beinahe unumgänglich. Eine Grundregel dieser Filmgattung ist seit John Carpenters HALLOWEEN (1978) schließlich das Bestrafen von lasterhaften Heranwachsenden, die sich mit wildem Kiffen und Kopulieren eine Befreiung aus all den Zwängen erhofft. Zwingend gesehen haben muss man diesen Film nicht. Deutlich besser als der sehr ähnliche australische LOST SOULS - STRAND DER VERLORENEN SEELEN (2003) ist MANDY LANE aber allemal.

Was bleibt, ist ein FSK18-Titel, der Splatterfans zumindest in zwei, drei Szenen deftig bedient und unangenehm detailliert die Erwartung erfüllt. Solcherlei Bilder können zwar pädagogisch verurteilt werden, zeigen jedoch exakt die Aussage, die Regisseur Levine verfolgt: Ungeschminkt, wenn auch überzogen, die Auswirkungen zeigen, die aus Konflikten im Elternhaus und in der Schule erwachsen. Vorfälle wie das Schulmassaker von Littleton (siehe BOWLING FOR COLUMBINE) als Ausgangspunkt zu nehmen, um daraus eine weitweit vermarktbare Horrorgeschichte zu machen. Wer die High-School-Zeit mit seinen tyrannisierenden Klassenkameraden übersteht, der hat den wahren Horror erlebt. Wer da durchkommt, der hat das Schlimmste hinter sich. So könnte man den Antrieb der Geschichte deuten. Aber nur wenn man das Ziel verfolgt, den ab und an doch arg abflachenden Film zu retten. Die Figuren könnten streckenweise auch in einer High-School-Satire wie CLUELESS (1997) auftauchen, so als wären BUFFY (1997-2003) und ihre Schulgefährten zum Crystal Lake gefahren. Da können nur die schöne Kamera, die Musik, filmische Ideen wie ein 'Grindhouse'-mäßiger Abspann und allem voran der faszinierende Charakter der Mandy Lane retten.

Für einen vierten Stern in dieser Kritik sorgt nämlich Amber Heard, die Darstellerin der Mandy Lane. Nicht nur erschafft sie mit Mandy Lane eine ungewöhnliche Filmfigur, sie liefert uns auch noch ein wirklich gutes Interview in den DVD-Extras. Das sollte man sich aber auf jeden Fall erst NACH dem Hauptfilm anschauen! Wie Amber Heard (*1986) selbst im fast halbstündigen Gespräch sagt: "Wir sind ja am Ende der DVD, richtig?" ("This is the end of the DVD, right?") Dort berichtet sie ganz offen über die Dreharbeiten in ihrer Heimat Austin, Texas. Über ihre eigene Schulzeit, über Cliquen, das Angepasst-sein-müssen, über ihren Lieblingslehrer, das Wegziehen aus dem Elternhaus, das Verhältnis von Büchern zu Filmen, das Business und die künstlerische Botschaft. Sie gibt sogar eine eigene Interpretation ab und erklärt, wie sich das Drehbuch über die Gesellschaft lustig macht. Und Amber Heard berichtet von ihrem großen Vorbild: Charlize Theron.

All the boys/girls love... Wir haben unsere Kolleginnen und Kollegen gefragt, welche Darstellerinnen bzw. Darsteller sie lieben.
Hier das (nicht repräsentative) Ergebnis:

=> ALL THE BOYS LOVE: Jessica Alba (sagt Stefan), Milla Jovovich (Arwed) Sandra Bullock (Christoph), Meg Ryan (Phil), Charlize Theron (Sascha), Mandy Moore (Christian), Angelina Jolie (Sven), Susan Ward (Dennis), Kate Mulgrew (Pierre).

=> ALL THE GIRLS LOVE: Jason Statham (sagte Julia), Hugh Jackman (Kerstin), Johnny Depp (Marion+Kati), Mel Gibson (Gisela), Heath Ledger (Silke), George Clooney (Annelene), Douglas Barr (Michaela).

Jetzt Sie: Schreiben Sie doch nach dem Anschauen von MANDY LANE eine eigene Kritik auf dieser Seite und teilen Sie allen Mitgliedern mit, wen SIE persönlich lieben!

ungeprüfte Kritik

Das Lazarus Projekt

Den Tod zu täuschen, ist erst der Anfang!
Thriller

Das Lazarus Projekt

Den Tod zu täuschen, ist erst der Anfang!
Thriller
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 14.01.2009
Nicht weiterlesen! Es gibt diese Sorte von Filmen, da wünscht man sich, man hätte zuvor nichts darüber gelesen oder gehört. THE SIXTH SENSE war Anfang 2000 so ein Fall, bei dem man im Kinosessel überlegen musste, ob jetzt alles vorhersehbar war, oder ob die Pointe zuvor schon durch irgendwelche Medien gegeistert ist. Das LAZARUS PROJEKT (2008) trifft nicht das gleiche Schicksal, dafür ist es von den Medien ohnehin zu wenig beachtet worden. Ob es von Ihnen beachtet werden sollte? Erwarten können Sie einen Thriller im wahrsten Sinne, eine (an-)spannende Schauergeschichte.

Von eben jener Geschichte soll auch hier nichts verraten werden. Nur, um Ihre Film-Neugierde zu wecken, ein ganz kurzer Einblick in die Ausgangssituation: Ben Garvey (Paul Walker) wünscht sich nichts sehnlicher, als seine Kleinkriminellen-Vergangenheit hinter sich zu lassen und endlich mit seiner hübschen Frau Lisa (Piper Perabo) und seiner süßen Tochter Katie (Brooklynn Proulx) glücklich zu werden. Seine Bewährungszeit ist vorbei, der Chef der ortsansässigen Firma scheint ihm wohlgesonnen. Man ahnt, dass diese Idylle trügerisch ist. Schon taucht noch ein Garvey-Familienmitglied auf: Bruder Ricky (Shawn Hatosy). Der plant ein angeblich todsicheres Ding. Dass der nächtliche Bruch allerdings in der Tat 'todsicher' sein wird, ahnt niemand. Fragt sich nur, für wen...

Das mysteriös klingende LAZARUS PROJEKT bezieht seine Spannung aus den wohl wichtigsten filmischen Zutaten: einem unberechenbaren Drehbuch und einer guten Darstellerriege. Was völlig durchschnittlich beginnt, nimmt schnell Fahrt auf und steigert sich in manchen Szenen zu verstörenden Bildern, die im Gedächtnis bleiben. Vieles wirkt allerdings im Laufe reichlich konstruiert. Die deutsche Werbezeile lautet: "Den Tod zu täuschen, ist erst der Anfang!" Täuschung ist tatsächlich ein großes Thema, manchmal fühlt man sich als Zuschauer jedoch noch getäuschter als die Hauptfigur Ben selbst. Manche Einfälle sind scheinbar umgesetzt worden, um Atmosphäre zu erzeugen. Bis zum Schluss bleiben jedoch manche Motive offen. Wenn man sich auf besagte Täuschungen einlässt, kann man sich recht spannend unterhalten lassen. Wie häufig bei aktuelleren Produktionen sollte man jedoch nicht allzu viel hinterfragen. Womöglich ist der Film auch deshalb eine 'Videopremiere'. Zu Zeiten der VHS-Kassetten wurden solcherlei Starts häufig mit einem Coveraufkleber angepriesen, als sei die Premiere auf dem Heimkinomarkt eine Auszeichnung. Das liegt wie immer im Auge des Betrachters. Auf der anderen Seite ist hier vielleicht - auch dank des ausgebliebenen Medienhypes - wirklich einmal ein Film zu entdecken, der einfach angenehm unberechenbar daherkommt. Wenn auch wahrlich nicht unvorhersehbar.

Gedreht wurde das 'Projekt' übrigens ausschließlich in Kanada, im April 2007, an der Grenze zu den USA in der Provinz Manitoba. Der Name 'Manitoba' stammt vom Indianerstamm der Cree und heißt laut Überlieferung „Der Engpass des Großen Geistes". Ganz so spirituell, wie der übersetzte Drehort klingen mag, ist die Filmhandlung dann zum Glück nicht. Obwohl der Titel doch bereits einen religiösen Bezug herstellt: Lazarus, die biblische Figur, die durch Jesus von den Toten auferweckt wurde. Aber wir wollen ja nicht vorgreifen! Dann kann (möglichst vom Filminhalt abschweifend) nur noch erwähnt werden, dass sich im Internet auch der 'Lazarus-Effekt' findet, der das Wiederauffinden von als ausgestorben geltenden Tierarten bezeichnet. Das 'Lazarus-Phänomen' taucht in der Medizin auf als Begrifflichkeit für eine scheinbare Auferstehung. Was nun das LAZARUS PROJEKT bedeutet, das entdecken Sie am besten selbst. Das Schlusswort hat 'Vater Ezra' (Bob Gunton) mit einem Zitat aus dem Film: "Wir alle erfinden Dinge, um mit unserem Schmerz umzugehen." ("We all create fiction, to hide our pain.") ... Amen.

ungeprüfte Kritik

Revolver

Thriller, Krimi

Revolver

Thriller, Krimi
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 29.12.2008
Das königliche Spiel: Schach. Das Genre von Regisseur Guy Richie: der britische Gangsterfilm. Kann die Strategie aufgehen, beides mit einander zu verknüpfen? Ein mutiger Schachzug! Mit von der Partie sind diesmal der von Ritchie entdeckte (ehemaliger olympische Turmspringer) Jason Statham, der allzeit überzeugend spielende Ray Liotta, André Benjamin (Musiker "André 300" der Hip-Hop-Combo "OutKast"), der Vorzeige-Mafioso Vincent Pastore und Mark Strong in der schillernden Rolle eines bebrillten Killers. Apropos "Killer": An der Startaufstellung dieser illustren Figuren wirkte Franzose Luc Besson mit (Produktion und Drehbuchadaption), der bereits 1994 mit LEON – DER PROFI einen Meilenstein dieser Filmgattung ablegte.

Hier nun also knapp zwei Stunden durchdachte Bilder, die gerade noch davonkommen, allzu durchgestylt zu wirken. Absehbar feuert dieser REVOLVER Schnittsalven ab, ohne lange durchzuladen. Umhüllt werden Sie von Ritchie-typischem Elektro-Rock und epischen, wenn auch geläufigen Klängen von Mozart, Beethoven, Morricone. Wenn man durch die früheren Erfolge BUBE, DAME, KÖNIG, GRAS und SNATCH mit Guy Ritchies Handwerk vertraut ist, erlebt man auf der künstlerischen Ebene wieder viele Ideen und wenig Neuerfindungen. Müde wird man als Konsument allerdings von dem ewig herangezogenen Vergleich zum Regiekollegen Tarantino und von der breitgetretenen Privatsphäre um Ritchie und seine (noch) Ehefrau Madonna. Ob diese mit ihrer Kabbala-Tradition und der Tora auf das philosophische Filmende Einfluss gehabt haben könnte, wie in der Presse spekuliert wurde? Wohl kaum. Schließlich werden zu Beginn und im Verlauf von REVOLVER keine heiligen Schriften, sondern ganz weltliche Persönlichkeiten wie Cäsar und Machiavelli ziertiert. Im Gegenteil wird mit Religionslehren gebrochen, wenn der Kampf zwischen Himmel und Hölle ins eigene ICH (das EGO) verlegt wird. Eher noch könnte man sich vorstellen, dass das Eheleben Guy Ritchie dazu bewog, einen Film darüber zu drehen, dass man sich letztlich alleine durch die Welt schlägt.

Filmvergleiche zu REVOLVER kann man zahlreiche anstellen: Ray Liottas charismatische Darstellung und das Jonglieren mit Kokainbeuteln erinnert an seine Rolle in GOOD FELLAS (Martin Scorsese, USA 1990). Das komplette Setting ist dem des ebenfalls aus Großbritannien stammenden LAYER LAKE (2004) verdächtig ähnlich. Kein Zufall, denn diesen filmte der sonst als Produzent tätige Matthew Vaughn vor seinem jüngsten Erfolg DIE STERNWANDERER. Stellt man einmal REVOLVER und LAYER CAKE auf einem Spielfeld gegenüber, so ist es hypothetisch möglich, dass Vaughn seinen zuvor im Produktionsprozess begleiteten Regisseur Ritchie 2004 mit einem eigenen Spielzug "matt" setzen wollten und dieser könnte darauf 2005 mit REVOLVER gekontert und zumindest ein "remis" erreicht haben. LAYER CAKE Hauptdarsteller Daniel Craig jedenfalls wird sich nicht weiter mit Guy Ritchie anlegen, schließlich erscheint das 22. James-Bond-Abenteuer EIN QUANTUM TROST bereits im November ‘08, während Ritchies nächster Streich ROCKnROLLA mit Gerard Buttler erst im März ‘09 in unseren Kinos aufspielt.

Wie auch immer, das Gangster-Metier wurde ohnehin seit den 70ern totgeritten und wenn nun die Einflüsse der vergangenen zwei Jahrzehnte mit KILL BILL Erzählweisen vermischt werden (vgl. die integrierte Animationssequenz), an RESERVOIR DOGS angelehnte Rollennamen wie "Mr. Green" und "Mr. Gold" verwendet werden, wenn DIE ÜBLICHEN VERDÄCHTIGEN wörtlich zitiert werden, so muss das nicht schlecht für uns Zuschauer ausgehen. Ist es intelligent gemacht wie im Fall von REVOLVER, kann man eine gute Mixtur verschiedener Einflüsse erleben, die von einer überzeugenden Besetzung transportiert werden. Dass ein Filmabend mit der komplexen Handlung, mit vertrackten Situationen und schrägen Figuren natürlich nicht nebenbei geschaut werden kann und sicherlich nicht Massenkompatibel ist, das hat auch die Filmwirtschaft erkannt und hat REVOLVER einem deutschen Kinopublikum vorenthalten. Ein Schicksal übrigens, das ein ganz verwandter Film mit Namen LUCKY # SLEVIN (USA 2006) teilen musste. In diesen zwei Fällen gilt die hierzulande deutlich verzögerte "straight-to-DVD" Videopremiere allerdings als Auszeichnung. Folglich landen wir wieder beim Schachspiel: Konzentration ist erforderlich, der Verlauf ist streckenweise anstrengend, anspruchsvoll, aber anregend und obwohl man mit den (filmischen) Spielregeln vertraut ist, läuft jede Partie doch ganz anders ab. Im Film ist davon die Rede, dass man Stärke nur erreicht durch stärkere Kontrahenten und diese Formel gilt auch für REVOLVER und seine Filmeinflüsse.

Gewaltakte und eine kurze Folterungsszene sind wieder einmal Bestandteil einer Filmveröffentlichung, doch hält sich REVOLVER zurück und hat somit trotz der Thematik um Drogen und Verbrechen das FSK-Siegel ab 16 Jahren erhalten. In der auswählbaren englischen Originalfassung (Freigabe in England: BBFC 15) begeistern die Schimpfwort-Tiraden der grandiosen Stimmlagen von Jason Statham und Ray Liotta und erfahren einen Höhepunkt, als die Flüche dreier konkurrierender Gangs im Filmgeschehen parallel montiert werden. Das deutsche DVD-Menü hingegen ist weniger brillant, auch der angehängte Abspann mit den deutschen Sprecherrollen wirkt eher billig - dagegen ist die Nennung der Synchronsprecher generell löblich. Im Bonusmaterial ist außer dem Originaltrailer (der leider wieder zu viele Bilder vorab zeigt) nichts zu REVOLVER zu finden. Und doch gibt es einen Glanzpunkt: Sonst oftmals enttäuschende Trailershows sind schnell vergessen, wenn hier einige englische Kracher vor der Vergessenheit bewahrt werden, u.a. zwei Werke des Briten Shane Meadows, DEAD MAN‘S SHOES und der Skinhead-Film THIS IS ENGLAND, Julian Gilbeys FOOTSOLDIER sowie das erschütternde Drama LONDON TO BRIGHTON. Ein guter Schachzug des Verleihs Ascot Elite, der definitiv Lust auf mehr Filme von der Insel macht.

ungeprüfte Kritik

Meet Bill

Eine Komödie über jemanden wie dich.
Komödie, Drama

Meet Bill

Eine Komödie über jemanden wie dich.
Komödie, Drama
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 29.12.2008
"Sag 'Entschuldigung'!" Statt KILL BILL (2003) heißt es heute MEET BILL (2007) und nicht nur Bill, auch die Filmgattung lässt sich nicht mit Tarantinos Bill vergleichen: MEET BILL ist eine typisch amerikanische Komödie. Worauf bei dieser Kategorisierung die Betonung liegt? Typisch, denn der Humor kommt auf den ersten Blick reichlich vertraut vor. Amerikanisch, da die Figuren zunächst wie Hollywood-Abziehbilder wirken. Komödie, weil laufend witzige Stereotype und mehr oder weniger überdrehte Situationen auftauchen.

Bevor man "Bill trifft", hört sich die Grundidee eher nach einem schieren Drama an: Bill (Aaron Eckhart) ist ein durchschnittlicher Bankangestellter in einer leitenden, jedoch wenig einflussreichen Position. Seine eingefahrene Ehe wirkt sauber, geordnet, lustlos. Die Gattin Jess (Elizabeth Banks) hat sich bereits anderweitig orientiert und verheimlicht eine Liaison mit dem Fernsehmoderator eines mickrigen Lokalnachrichtensenders. Der gehörnte Ehemann Bill dreht kurzzeitig durch, flüchtet aus seinem bürgerlichen Korsett, sammelt sich wieder, bekommt Unterstützung von einem aufgeweckten Schüler und findet zu sich selbst. So landen wir wieder beim Vorurteil "typisch amerikanisch". Dass in dieser DVD-Veröffentlichung nicht alles nach Schema-F abläuft und stattdessen manchmal das anstößige englische F-Wort ausgepackt wird, macht diese abwechslungsreiche und kurzweilige Komödie mit ein wenig Tiefgang und vielen Wahrheiten letztlich sehr erfrischend.

MEET BILL schafft einen Spagat, ist einerseits ein sarkastischer Beitrag gegen das angepasst-spießige Leben (nicht nur amerikanischer) Vorortsiedlungen, ist ein kritischer Kommentar auf die Finanzwelt und die Geschäftskonzepte kurzlebige Franchise-Unternehmen. Auf der anderen Seite ist der Film genau das Gegenteil, nämlich ein stellenweise überdrehter Gag-Lieferant, der Slapstick-artige Konstellationen mit flockigen Popsongs beschert. Die Vermengung mutiert widererwartend nicht zu einem widersprüchlichen Gesamtwerk, sondern zu einer unbedenklichen wenn auch nicht uneingeschränkten Filmempfehlung. Abgesehen von vielen überzogenen Elementen, beweist das Regieteam Melisa Wallack und Bernie Goldmann Fingerspitzengefühl und leugnen das Comichafte ihrer Geschichte nicht, sondern kosten es aus. Denn würde man einerseits nur die humoristischen Elemente präsentieren, würde der Film durchschnittlicher als Bills Leben selbst wirken. Würde man die beinahe schon schmerzhaft realistischen Beobachtungen zur Verfettung des alternden Körpers (Eckhart hat sich hier offensichtlich nach klassischem 'Method Acting' einen ordentlichen Bauch antrainiert), oder die düstere Zeichnung der Institution Ehe völlig isoliert zeigen, wäre das wohl schwerlich vor dem Fernseher zu ertragen.

Kurz gesagt: MEET BILL liefert gute Unterhaltung, da der Film ein ernsthaftes Thema bunt verpackt, weil unangepasst Kraftausdrücke in die Dialoge eingestreut sind, hier und da gar nicht politisch korrekt eine Tüte geraucht wird oder ein Silikonbusen auf seine haptischen Qualitäten geprüft wird. Auch wenn diese DVD mit einer Altersfreigabe ab 12 Jahren angeboten wird, ist sie dementsprechend allerdings nur bedingt familientauglich! Ist Ihr Interesse an Bills filmgewordenen Leben geweckt worden, sollten Sie sich auf der Video Buster Filmseite den Trailer anschauen, denn genau diesen Humor der zweieinhalb-Minuten-Vorschau werden Sie auf Spielfilmlänge zu sehen bekommen. Das Grinsen jedenfalls ist über die schnell herumgehenden 90 Minuten MEET BILL selbst bei den tragischsten Momenten selten vom Gesicht zu bekommen. Als Unterwäsche-Verkäuferin Lucy ist Jessica Alba in einer Kaffeehaus-Szene nicht nur wie gewohnt optisch, sondern auch darstellerisch ein Genuss. Elizabeth Banks spielt die überzeichnete US-Ehefrau plausibler als es Annette Bening es in AMERICAN BEAUTY vermochte und macht gespannt auf ihre Hauptrolle in Kevin Smith' angekündigter Kinokomödie ZACK AND MIRI MAKE A PORNO (2008). Zu Bill, Jess und Lucy - von allen erfahren wir lediglich die Vornamen - gesellen sich der Stirb-Langsam-4.0-Bösewicht Timothy Olyphant in der Rolle des schleimigen TV-Reporters und Todd Louiso, der bereits im wunderbaren Film HIGH FIDELITY (2001) neben John Cusack einen Nebenpart unvergesslich machte.

Hauptdarsteller Aaron Eckhart, der am 12. März 1968 in Kalifornien geboren wurde, stand während der Produktion kurz vor seinem vierzigsten Geburtstag und scheint schon biografisch ideal besetzt. Dazu ist er ein wahrlich überzeugender Darsteller, der sich vor allem durch seine mutigen Rollenentscheidungen auszeichnet: Wenn man sich schon seinen frühen Auftritt in der Anfangsepisode von THURSDAY - EIN MÖRDERISCHER TAG (1998) anschaut ... großes Kino. Am bemerkenswertesten vielleicht seine Hauptrolle im kanadischen IN THE COMPANY OF MEN (1997) von Autorenregisseur Neil LaBute, dessen Werk in Deutschland bis zur DVD-Premiere im Juli 2008 allzu lange unterschlagen wurde. Dort steht Chad im Mittelpunkt, ein typischer Angestellter, der stark an Bill erinnert. Chad ist im direkten Vergleich noch ein Stück radikaler, geht mit einem Bürokollegen eine Wette ein, um sich an der Frauenwelt zu rächen. Die Männer buhlen um die Gunst einer gehörlosen Sekretärin und geraten in eine unmoralische Spirale aus Lug und Trug, die Eckhart gnadenlos konsequent verkörpert. So wirkt sein Bill im zehn Jahre späteren Film beinahe wie eine gealterte Version des Chad, die im Laufe der Ehe- und Berufsjahre den gesamten Antrieb verloren hat.

An Antrieb fehlt es MEET BILL zum Glück nicht, hier lernen wir Bill gleich in Großaufnahme vor einem Badezimmerspiegel kennen. In der Midlife-Krise betrachtet er seine Gesichtsfalten und zieht über seine kümmerliche Existenz und den unbefriedigenden Job her, wie es in konsequent selbstkritischen Monologen vielleicht noch ein Kevin Spacey in AMERICAN BEAUTY (1999) oder ein Edward Norton in 25 STUNDEN (2002) schafften. Zynismus ist die letzte Zuflucht eines von Mittelmäßigkeit geprägten Lebens. Das deutet schon das Startmenü der DVD an, wo sich Bill mit seinem blau-weiß gestreiften Oberhemd in der ebenso gemusterten Tapete verliert. Schließlich hatte dieses Bild schon Zach Braff in seinem Spielfilm-Regiedebüt GARDEN STATE (USA 2004) verwendet, als er in einem Anflug von Selbstaufgabe im Hintergrund zu verschwinden scheint.

Die Ausstattung der DVD übrigens wirkt etwas antiquiert, denn dort gibt es außer der lediglich deutschen und englischen Tonspur (zumindest beide in Dolby Digital 5.1.) zusammen mit einer einzigen Untertiteloption (deutsch) noch die "Biographien/Filmographien" der fünf Hauptdarsteller: als Texttafeln. Das besitzt schon fast Retro-Charme. Die "entfallenen Szenen" wiederum sind ein Musterbeispiel dafür, dass fähige Cutter im Filmprozess beteiligt waren. Mag sein, dass es an der fehlenden Abmischung und Musikuntermalung liegt, aber diese Ausschnitte funktionieren in der Tat überhaupt nicht. Sie machen deutlich, dass der Hauptfilm wirklich die Klasse besitzt, vermeidlich klischeebehaftete Situationen mit überzeugendem Timing zu präsentieren. MEET BILL erhält so gesehen eine zusätzliche Aufwertung. Ob der Sponsor der Polohemden mit dem aufgenähten Krokodil Regressansprüche gestellt hat, weil deren zwei Product-Placements in diesen geschnittenen Passagen gelandet sind, ist nicht überliefert. Erstaunlich ist auf jeden Fall die Auflistung der Markennamen, bei denen sich die Produzenten am Ende des Abspanns bedanken. Zu Aaron Eckhart ist im Bonusmaterial zu allem Überfluss zu lesen (Zitat): "1997 wirkte er in dem Kurzfilm IN THE COMPANY OF MEN mit". Kurzfilm? Da möchte man den Herstellern das anfangs zitierte MEET BILL Zitat aus der (um Längen besseren) englischen Originalfassung zurufen: "Apologize!"

ungeprüfte Kritik

Oxford Murders

Nach dem Bestseller 'Die Pythagorasmorde' von Guillermo Martínez.
Krimi

Oxford Murders

Nach dem Bestseller 'Die Pythagorasmorde' von Guillermo Martínez.
Krimi
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 04.12.2008
1, 1, 2, 3, 5, 8, 13 ... Mathematische Formeln plus Universität Oxford plus Alex de la Iglesia, das klingt wahrlich nicht nach der Definition einer allseits empfehlenswerten DVD-Erscheinung. Da muss man schon ausgeschlafen sein, wenn man den Ausführungen wie denen über die Fibonacci-Folge als einer unendlichen Folge von Zahlen, bei der sich die jeweils folgende Zahl durch Addition der beiden vorherigen Zahlen ergibt, auch wirklich folgen will. Warum man der Logik nicht folgen muss, warum nichts vorausberechnet werden kann und manches gegen Ende der OXFORD MURDERS und auch in Bezug auf die Vorurteile des Zuschauers anders verläuft als erwartet, dafür ist ein Mann verantwortlich: Regisseur Alex de la Iglesia. Der Spanier - geboren 1965 in Bilbao - blieb mir früh in Erinnerung mit seinem AKTION MUTANTE (1993). So etwas Skurriles ist selten im filmischen Bildgedächtnis hängen geblieben; lesen Sie sich die Inhaltsangabe zu diesem Titel bei Video Buster durch und Sie werden nachvollziehen können, was ich meine. Seine Nachfolgeprojekte wie EL DIA DE LA BESTIA (1995) und PERDITA DURANGO (1997) fügten sich nahtlos in dieses Kabinett von filmischen Abstrusitäten ein. Schon voraus zu ahnen, dass es 2004 mit EIN FERPEKTES VERBRECHEN (kein Schreibfehler) keinen Schritt weiter auf das Mainstream-Publikum zuging.

Ausgerechnet habe ich mir also unvoreingenommen einen spannenden Filmabend mit den OXFORD MURDERS (2008), die Rechnung ging trotz mehrerer Unbekannter tatsächlich auf. Die Besetzung provoziert vielerlei Kommentare, doch ist sie zumindest eines: überraschend. Nur bei der zentralen Figur des Professors Arthur Seldom wollte Regisseur de la Iglesia kein Risiko eingehen, und so konnte er Altstar John Hurt engagieren. Hört, hört: John Hurt. Der Mann, dem im Science-Fiction-Meilenstein ALIEN (1979, Regie: Ridley Scott) das titelgebende außerirdische Leben aus dem Bauch schlüpfte. In über einhundert Kinofilmen hat der gebürtige Engländer inzwischen sein schauspielerisches Können gezeigt und so hilft seine zuverlässige Darstellung auch den OXFORD MURDERS. Eine Unbekannte weniger in der Rechnung. Glaubhaftigkeit der Darsteller ist ein wichtiger Faktor zum erzielten filmischen Ergebnis, denn das Konstrukt der Story ist zugegebenermaßen hanebüchen. Es ist eine dieser Kriminalgeschichten, die an die (guten) alten Zeiten eines Sherlock Holmes oder zumindest einer Miss Marple anknüpfen wollen, ja der Protagonist wird im Verlauf von einer Geliebten sogar liebevoll "Sherlock" genannt.

Ausgerechnet haben sich die zahlreichen Produktions- und Verleihfirmen, ein Konglomerat mehrerer europäischer Geldgeber, dass eine Summe - berechnet aus Versatzstücken der Vergangenheit und einem logisch erschließbaren Muster - für eine Mordserie gleich ein filmisches Größeres ergibt. Weltkriegsbilder dienen als Eröffnung, Museumsstücke erscheinen im Bild, schwere Kunstbände aus der Unibibliothek oder der ortsansässigen Bücherei werden gewälzt. Mit angeblichen Fakten soll ein fiktiver Thriller mystifiziert werden. Dabei geht es nicht um DAS VERMÄCHTNIS DER TEMPELRITTER (2004) oder DES GEHEIMEN BUCHES (2007), auch soll nicht der DA VINCI CODE (2006) entschlüsselt werden. Hier sind die Zutaten überschaubarer und weniger auf Action-Sequenzen angelegt. Es wird stattdessen mehr Wert gelegt auf Großaufnahmen der Gesichter statt auf Großszenarien. Ob es an der guten Auflösung des präsentierten Bildmaterials oder der Präsenz der Schauspieler liegt: Die Figuren wirken sehr intensiv, obwohl ihre Reaktionen - vor allem auf das andere Geschlecht - nicht immer (logisch) nachvollziehbar bleiben.

Ausgerechnet Elijah Wood, das war ein Kritikpunkt im Vorfeld. Wood, der seine Hobbit-Verkörperung in Neuseeland nicht mehr los zu werden scheint. Dabei hatte er doch in ALLES IST ERLEUCHTET (2005) eine überzeugende Hauptrolle schultern können, war im gleichen Jahr in SIN CITY genial besetzt und zeigte sich in seiner Rollenwahl wie in HOOLIGANS (2005) außerordentlich mutig. In OXFORD MURDERS jedenfalls wirkt er solide, lässt mit seiner wenig trainierten Physis den Mathematikstudenten angenehm glaubhaft erscheinen. Ob es ebenso glaubhaft ist, dass seine Schauspielpartnerinnen Julie Cox (als musikalische Beth) und Leonor Watling (als sinnliche Lorna) ihre Lust kaum zügeln können? Die Lust, der Filmhandlung zu folgen jedenfalls, lässt beim Zuschauen nicht nach. Alex de la Inglesia zeigt sein Können mit sorgfältig nacheinander inszenierten Handlungsabschnitten. Manchmal springt die Chronologie, wie vor und nach dem Titelvorspann (die Vorlesung des Professors), und verleiht dem Gezeigten die nötige Tiefe. Beeindruckend ist eine Plansequenz nach etwa einem Drittel des Films, in der sich die Wege der Personen auf der Straße wie zufällig kreuzen. Trotz einiger digitaler Trickblenden gleiten die technischen Raffinessen niemals ab und werden im Gegensatz zu manch Hollywood-typischen Kameraspielereien sinnvoll eingesetzt. Lange Rede: Was sollte man an OXFORD MURDERS auszusetzen haben? Dass er ein wenig hölzern wirkt, in seiner traditionell angehauchten Umsetzung, dass einige Figuren leicht schablonenhaft wirken, das Drehbuch manchmal mehr will als die Grundidee hergibt? Diese Punkte sind in der Abschlussrechnung verzeihlich, denn der Film schafft einen merkwürdigen Spagat zwischen traditioneller Krimigeschichte und einzigartigen oder zumindest eigenartigen Elementen. Ob es an der vorgerückten Stunde lang? Die Laufzeit über 107 Minuten kam beim Anschauen gefühlt sogar länger vor. Selten ein gutes Zeichen, aber hier mag es der Ansammlung an Szeneneinfällen und Handlungswendungen zugute gehalten werden. Mit den Charakteren jedenfalls hat man sich fast zwei Stunden gut in das Oxford der 90er Jahre eingelebt und hat ihre anregenden Geschichten um mathematische Rätsel und historische Kriminalfälle auch recht gespannt miterlebt. Die Chemie zwischen dem Amerikaner Wood, der Britin Cox und der Spanierin Watling zumindest sollte ein gewisses Interesse wecken. Dass als Sport einmal Squash im Film präsentiert wird, ist bezeichnend: Zwar hat man schon des Öfteren gesehen, dass sich attraktive Filmfiguren im sportlichen Wettkampf näher kommen, aber im Squash-Court erzeugt das eine ungewohnte Sehgewohnheit. Nebensächlichkeiten zwar, die Alex de la Iglesias Werk jedoch über den Durchschnittsthriller heben und unterm Strich einen unberechenbaren Filmabend bescheren. Darauf können Sie zählen.

Zur Vertiefung des Erzählseitenstranges um die berühmte Chiffriermaschine sei aus dem Video Buster Filmarchiv der Michael Apted Film ENIGMA - DAS GEHEIMNIS (2001) mit Kate Winslet empfohlen. Sollte bei dem ein oder anderen im Anschluss an die OXFORD MURDERS der gedankliche Stein ins Rollen gebracht worden sein, dass sich eventuell doch die gesamte Welt um uns herum durch Zahlen berechnen lässt, der könnte sich zunächst mit Ron Howards Oscar-gekröntem A BEAUTIFUL MIND - GENIE UND WAHNSINN (2001) warmdenken, um dann mit Darren Aronofskys PI - SYSTEM IM CHAOS (1997) vollends den mathematischen Verstand zu verlieren.

ungeprüfte Kritik

Akte X 2 - Jenseits der Wahrheit

Um die Wahrheit zu finden, musst du glauben.
Thriller, Science-Fiction

Akte X 2 - Jenseits der Wahrheit

Um die Wahrheit zu finden, musst du glauben.
Thriller, Science-Fiction
Bewertung und Kritik von Filmfan "VideobusterRedaktion" am 28.11.2008
Gezittert habe ich beim Einlegen der DVD, nicht nur wegen der rapide sinkenden Außentemperaturen zum Heimkinostart des zweiten AKTE X Kinofilms Ende November 2008, sondern auch, weil ich einem Wiedersehen mit meinen Lieblingen Mulder und Scully sorgenvoll entgegen sah. Die eisige Kälte setzt sich für die nächsten 100 Minuten fort, umhüllt das Geschehen von AXTE X – JENSEITS DER WAHRHEIT in stetiges Schneegestöber, denn gedreht wurde wie "damals" zu Serienzeiten an kanadischen Schauplätzen wie der Provinz British Columbia.

Vieles wird in der zweiten AXTE X Leinwandadaption hier und da aus dem ursprünglichen Konzept aufgegriffen, ein Blick auf die Bleistifte beispielsweise, die immer noch oder besser gesagt schon wieder über Fox Mulders Schreibtisch in der Decke stecken. Dieser beige Kamelhaarmantel, den Scully trägt, erinnert an die frühen Staffeln, in denen sie stets korrekt aber zugleich sehr puritanisch gekleidet war. Mulder hingegen kann erst mal den Rebellen raushängen lassen, mediale Querverweise geben ("What’s up, Doc.") und leicht zotige Kommentare in die Runde werfen. Unrasiert und im Bundeswehrparka, versteht sich. Immer noch ein Schelm wie eh und je. Immer noch im Stillen auf der Suche nach seiner Schwester Samantha, auch wenn er das gegenüber Scully nicht zugeben will. Sie aber spürt, dass er immer noch in den dunklen Geheimnissen ungeklärter Fälle schwelgt, während sie sich auf die medizinische Arbeit in einem Krankenhaus stürzt und Krankheiten statt mysteriöse Vorkommnisse bekämpfen will. Dieses bemühte Streben nach weltlichen Dingen will sie im Beruflichen erreichen, im Privaten und – hier kommt die mögliche Achillesferse dieses abendfüllenden Spielfilms – auch in Glaubensfragen.

Was waren das für (Fernseh-)Zeiten, als die Mutter aller Mystery-Serien THE X-FILES von 1993 bis 2002 über die weltweiten Bildschirme flimmerte! So viele unerklärliche Fälle hatte seit dem TV-Klassiker THE TWILIGHT ZONE (1959-64) nicht mehr gegeben. Immerhin über neun Staffeln d.h. neun ganze Jahre hat das Konzept um die beiden FBI-Agenten Dana Scully (Gillian Anderson) und Fox Mulder (David Duchovny) funktioniert. Nun setzt sich das Franchise also fort: Mit einem Krimifall konstruiert aus Serienkiller-Motiven, Stammzellenforschung und Organhandel, das sich um Pädophile dreht, um Ex-Priester und Hellseher. Keine Sorge, hier wird nicht zu viel verraten, denn es sollen noch einige Handlungszutaten folgen. Das angenehme am TV-Format war doch, dass sich manche Folgen mit einem einzelnen Schwerpunkt befassten, wir erinnern uns an das Werwolf-Thema, die Zirkus-Freaks, die Hinterwäldler-Familie. Andere Folgen wiederum hatten religiöse Inhalte, gerade in der Vorweihnachtszeit oder nach schweren Schicksalsschlägen und brachten tiefere Einblicke in die Charaktere. Dazwischen wurde immer der rote Faden weitergesponnen, der sich durch das Gesamtkonzept zog, die große Verschwörungstheorie oder die mögliche Existenz von außerirdischem Leben. Da den Fans ziemlich viele Kuriositäten über die Jahre präsentiert wurden, kann heute zumindest keine hervorgezauberte Wendung mehr schockieren (anders als beim Auftreten solcher Phänomene in INDIANA JONES UND DAS KÖNIGREICH DES KRISTALLSCHÄDELS). Es stellt sich das Gefühl beim Betrachter ein, dass sich die ans Herz gewachsenen Protagonisten, dazu die sauber aber ein wenig zu bedeutungsschwanger inszenierten Bilder, der modernisierte Musikteppich von Mark Snow, die Hetzjagden gegen die Uhr (als ginge es wie bei einem Jack Bauer um ein 24 Stunden Limit) zu einem einzigen filmgewordenen Fiebertraum vermischt haben. Auch wenn es abgedroschen klingen mag, hier passt der Spruch: Weniger ist manchmal mehr.

X-FILES Erfinder, Drehbuchautor und Produzent ist der Kalifornier Chris Carter, der mit Hilfe des Studios 20th Century Fox eine der erfolgreichsten TV-Serien von gestern (und heute) erschaffen hat. Seit der Premierenfolge wurden alle Episoden rund um Vancouver/Kanada gedreht, ab der sechsten Staffel auch in Los Angeles. Als Nebenparts in der Serie, genauer gesagt in den Staffeln 8 und 9, konnten Annabeth Gish und Robert Patrick (der T-1000 aus TERMINATOR 2) gewonnen werden. Vergleichsweise unbekanntere Namen, die jedoch schauspielerisch dem ursprünglichen Ermittlungspaar Anderson und Duchovny ohne weiteres das Wasser reichen konnten. Für das vorliegende zweite AKTE X Leinwandabenteuer konnte man ebenfalls ein Zweierteam zur Seite stellen: Amanda Peet und Xzibit. Richtig, das Mädel neben Ashton Kutcher in SO WAS WIE LIEBE (2005) und der Rapper aus der MTV Tuning-Sendung. "Pimp my X-Files" sozusagen. Kann sein, dass es an diesen hippen Filmpartnern liegt, aber irgendwie wirken Mulder und Scully wie Abziehbilder ihrer selbst. Fast schon wie in ihrem Auftritt als Zeichentrick-Figuren in DIE DUNKLEN GEHEIMNISSE DER SPIMSONS (1997, ebenfalls bei Video Buster entleihbar). Aus dem Originaltitel "The X-Files: I Want to Believe" wird im deutschen Vertrieb ein spektakuläres "Akte X - Jenseits der Wahrheit". Dabei ist doch "I Want to Believe" einer der Leitsätze aus Fox Mulders Leben, der immer auf einem UFO-Poster in seinem Büro zu lesen war. Na zumindest hängt das Poster im Jahr 2008 noch in seinem Arbeitszimmer. Ein Hoffnungsschimmer, aber ein Schimmer ist eben kein Leuchten und so bleibt das verworrene Drehbuch selbst das größte Mysterium. Ein wenig Freude bereiten die kleinen Dinge: Achten Sie beim Anschauen darauf, ob der Buchstabe X tatsächlich als letztes im 20th Century Fox Vorspann ausgeblendet wird, auf das Ertönen der berühmten Akte-X-Melodie beim Anblick eines US-Präsidenten-Fotos und auf die (vorerst aber sicherlich nicht) letzte Einstellung von Mulder und Scully NACH dem Filmabspann. Arbeiten Sie sich noch einmal durch die "unheimlichen Fälle des FBI" ab 1992, durch die drei Staffeln der ebenfalls von Chris Carter geschriebenen, sehr düsteren TV-Serie MILLENNIUM mit Lance Henriksen, durch AKTE X – DER FILM von 1998. Video Buster wünscht allen Akte-X-Ermittlern viel Vergnügen und vergessen Sie nie: Die Wahrheit ist irgendwo da draußen...

ungeprüfte Kritik